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Beratung

Autsch, meine Füße!

Blasen müssen nicht sein

Eine lange Bergwanderung, eine durchtanzte Nacht auf High Heels oder mal eben barfuß in den neuen Schuhen gelaufen und schon ist es passiert. Die Füße schmerzen – eine Blase hat sich gebildet. Doch wie genau entsteht eine Blase? Wie behandelt man sie richtig und wie lassen sich Blasen vermeiden? | Von Sabine Fischer

Bestimmt fast jeder war schon einmal von einer Blase geplagt. Diese gibt es übrigens nicht nur an den Füßen, sondern auch an den Händen, zum Beispiel von der Gartenarbeit oder vom Rudern. Bei einer Blase handelt es sich um einen mit Gewebeflüssigkeit gefüllten Hohlraum. Dieser Hohlraum entsteht, wenn sich epidermale Zellen durch mechanische Einwirkung wie Druck oder Reibung auf der Ebene des Stratum spinosum (= Stachelzellschicht, eine Schicht der Epidermis) trennen. Durch den hydrostatischen Druck füllt sich der Hohlraum anschließend mit einer Flüssigkeit, die in ihrer Zusammensetzung dem Plasma ähnelt, aber einen niedrigeren Proteingehalt hat. Etwa sechs Stunden nach Bildung der Blase beginnen Zellen in der Blasenbasis Aminosäuren und Nukleoside aufzunehmen, nach ca. 24 Stunden kommt es zu einer hohen mitotischen Aktivität, das heißt zur starken Zellteilung. Nach 48 bis 120 Stunden haben sich bereits neue Hautschichten im Bereich von Stratum granulosum (Körnerschicht) und Stratum corneum (Hornschicht) gebildet.

Das Ausmaß der Blasenbildung hängt stark von Dauer und Stärke der mechanischen Einwirkung ab. Je höher die Reibungskräfte und je länger die Dauer, in der diese Wirken, desto tiefere Hautschichten erreicht die Blasenbildung. Dies bestimmt dann wiederum Schmerzhaftigkeit und Heilungsdauer (Abb. 1).

Abb. 1: Durch Druck und Reibung kann sich die Epidermis abheben und sich Flüssigkeit darunter sammeln. Hydrokolloidverbände, die stark quellende Bestandteile enthalten, nehmen das Exudat der Wunde auf und schließen es ein. Das entstehende Gel sorgt für ein ideales feuchtes Wundklima und verhindert das Eindringen von Schmutz und Bakterien.

Wie kann man der Blasenbildung vorbeugen?

Um eine Blasenbildung zu vermeiden, sollten Schuhe gut sitzen. Bei neuen Schuhen ist es am besten, man läuft sie vor längerem Gebrauch, z. B. bei einer Wanderung, ein. Hilfreich kann es sein, zwei Paar Socken übereinander zu ziehen, da dann die Socken gegeneinander reiben und nicht gegen die Haut. Optimal sind hierbei feuchtigkeitsableitende, synthetische Socken aus unterschiedlichem Material, z. B. eine dünne Polyestersocke kombiniert mit einer Polypropylen-Socke. Wer zur Blasenbildung neigt, kann die betroffenen Stellen prophylaktisch mit Vaseline oder einem Blasenpflaster abdecken. Da Feuchtigkeit eine Blasenbildung begünstigt, können auch topische Antihidrotika wie Aluminiumchlorid auf die Füße aufgetragen werden. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, da es durch Aluminiumsalze zu Hautreizungen kommen kann.

Was tun, wenn es passiert ist?

Es gibt keine offiziellen Therapieempfehlungen z. B. in Form einer Leitlinie zur Behandlung von Blasen. Schmerzhafte Blasen können mit einem scharfen, sterilen Instrument, z. B. einer Nadel, aufgestochen und dadurch entleert werden. Die aufliegende Hautschicht, sollte dabei aber nicht entfernt werden, da sie eine wichtige Schutzfunktion erfüllt. Durch das Entwässern der Blase wird der Druck genommen und die beiden Hautschichten können sich wieder miteinander verbinden. Anschließend kann die geöffnete Blase mit einem Blasenpflaster abgedeckt werden. Ein Öffnen der Blase ist aber nicht unbedingt notwendig. Manche Experten raten sogar davon ab, da es bei Verwendung eines nicht sterilen Instrumentes zu Infektionen kommen kann. Auch bildet eine intakte Blase ein ideales Milieu für eine feuchte Wundheilung: Sie stellt einen idealen natürlichen Wundverband dar. Gerade bei kleinen, wenig schmerzhaften Blasen kann stattdessen auch direkt ein Blasenpflaster auf die Blase aufgebracht werden. Dies wirkt schmerzlindernd und fördert die Heilung. Optimal ist, wenn ein Blasenpflaster bereits bei den ersten Anzeichen einer Blasenbildung aufgeklebt wird, sodass erst gar keine schmerzhafte Blase entstehen kann. Keinesfalls sollten reizende Substanzen oder Arzneimittel wie zum Beispiel ätherische Öle auf offene Blasen aufgetragen werden. Diese brennen auf der verletzten Haut und können sie zusätzlich reizen.

Blasenpflaster lindern den Schmerz undfördern die Wundheilung

Bei Blasenpflastern handelt es sich im Allgemeinen um Hydrokolloidpflaster. Sie bestehen aus einer Suspension feiner gelbildender Partikel verschiedener natürlicher und synthetischer Polymere, eingebettet in einer hydrophoben Klebematrix mit einer semipermeablen Polyurethanfolie als Trägermaterial. Der am häufigsten verwendete Gelbildner ist Carboxymethylcellulose, aber z. B. auch Pektine kommen zum Einsatz. Die hydrophobe Klebematrix besteht meist aus synthetischen Kautschukarten, die der Masse Klebrigkeit und Elastizität verleihen. Um eine gute Haftung der Pflaster zu gewährleisten, sollte die umliegende Haut trocken und fettfrei sein. Bringt man ein Pflaster über dem Wundgebiet auf, kommt es zur Aufnahme von Exsudat in die Hydrokolloid­masse. Diese quillt unter Bildung eines zähflüssigen Gels, das nicht mit der Wunde verklebt, die Oberfläche feucht hält und sich den Wundkonturen anpasst. Blasenpflaster unterstützen somit eine feuchte Wundheilung, gleichzeitig wirkt das gebildete Gel als Polster und schützt vor weiterem Druck. Blasenpflaster sollten erst entfernt werden, wenn sie beginnen sich von selbst zu lösen, da sonst die neu gebildete Haut verletzt werden kann. Blasenpflaster gibt es in unterschiedlichen Größen und Dicken für Zehen, Ballen und Fersen. Tabelle 1 zeigt einige Produktbeispiele.

Tab. 1: Beispiele für Blasenpflaster, [Lauer-Fischer-Taxe] (Stand 14. Mai 2019)
Hersteller
Bezeichnung
Anzahl
Besonderheit
3M Medica Deutschland GmbH
Nexcare 3M Blasenpflaster Größen
6 St.
transparent
4 Pflaster: 4,5 cm × 7,0 cm, 2 Pflaster: 2,6 cm × 7,0 cm
Axisis GmbH
Blasenpflaster mit 3 Druckstellenschutzkissen
4 St.
4 Pflaster: 6,8 cm × 4,4 cm
Druckstellenschutz: 3,0 cm × 2,0 cm
Blasenpflaster mit Hydrocolloidschicht
8 St.
hautfarben ∅ 2,0 cm
Blasenpflaster transparent hydrocolloid 4 Größen
6 St.
1 × 5,0 cm × 5,0 cm, 1 × 6,8 × 4,3 cm, 2 × 6,5 cm × 2,0 cm, 2 × 4,5 cm × 2,0 cm
Beiersdorf AG
Hansaplast Blasenpflaster klein
6 St.
in Design-Boxen
Hansaplast Blasenpflaster groß
5 St.
in Design-Boxen
Hansaplast Blasenpflaster SOS MixPack
6 St.
2 × S, 2 × L, 1 × XL, 1 × Druckstopp zum selber Zuschneiden
Dr. Ausbüttel & Co. GmbH
Dracoplast Blasenpflaster
5 St.
4,2 cm × 6,8 cm, oval
Dr. Dagmar Lohmann pharma + medical GmbH
Carnation Hydro Blasenpflaster groß
4 St.
transparent
Eduard Gerlach GmbH
Gehwohl Blasenpflaster groß
6 St.
4,2 cm × 6,8 cm, oval
Gehwohl Blasenpflaster sortiert
6 St.
2 × oval mittel, 3,4 cm × 5,4 cm
2 × zylindrisch klein, 2,0 × 6,5 cm
2 × rund mini, mit Umschlagflügeln, 1,7 cm × 5,9 cm
Gothaplast GmbH Verbandpflasterfabrik
Gothaplast Hautblasenpflaster
10 St.
6 Pflaster: 1,9 cm × 7,2 cm,4 Pflaster: 2,5 cm × 7,2 cm
Hartmann
Dermaplast Effect Blasenpflaster
6 St.
1,9 cm × 5,5 cm
6 St.
4,5 cm × 7,5 cm
3 St.
6,5 cm × 9,0 cm
Holthaus Medical GmbH & Co. KG
Ypsiderm Blasenpflaster klein
6 St.
für Finger und Zehen
Ypsiderm Blasenpflaster groß
5 St.
für Ferse und Ballen
HRA Pharma Deutschland GmbH
Compeed Blasenpflaster small
6 St.
2,9 cm × 6,0 cm oval
Compeed Blasenpflaster medium
10 St.
4,2 cm × 6,8 cm, oval
Compeed Blasenpflaster an den Zehen
8 St.
1,7 cm × 5,1 cm, umschließt den ganzen Zeh
Compeed Blasenpflaster High heel
5 St.
4,2 cm × 6,8 cm, Fersenform
Compeed Ballenschutzpflaster Medium
5 St.
4,7 cm × 6,8 cm, eckig
Lohmann & Rauscher GmbH & Co. KG
Ratioline protect Blasenpflaster klein
5 St.
3,8 cm × 6 cm
Ratioline protect Blasenpflaster groß
4 St.
4,2 cm × 7 cm
Hellmut Ruck GmbH
Ruck Verbandstoffe Blasenpflaster klein
8 St.
Ruck Verbandstoffe Blasenpflaster groß
6 St.
Reckitt Benckiser GmbH
Scholl Blasenpflaster Fersen
5 St.
transparent
Trusetal Verbandstoffwerk GmbH
Master Aid Walker Blasenpflaster small
5 St.
2,0 cm × 6,0 cm
Master Aid Walker Blasenpflaster medium
5 St.
4,4 cm × 6,9 cm
Urgo GmbH
Urgo Blasenpflaster, klein und mittel
6 St.
3 × 3,0 × 7,6 cm, 3 × 4,5 × 7,2 cm

Auf die richtige Pflege kommt es an

Nicht nur Blasen an den Füßen, sondern auch Schwielen und rissige Hornhaut beeinträchtigen das Wohlbefinden beim Gehen. Unsere Füße leisten täglich Schwerstarbeit, die Haut wird durch das Tragen von Socken und Schuhen strapaziert. Dennoch werden die Füße bei der Pflege oft vernachlässigt. Im Bereich der Fußsohlen gibt es zahlreiche ekkrine Schweißdrüsen, die vor allem bei hohen Temperaturen, beim Tragen von wenig atmungsaktiven Strümpfen und Schuhen oder bei psychischer Anspannung vermehrt Schweiß produzieren. Ein feuchtes Klima fördert die Entstehung von Fußpilz und Blasen, falsches Schuhwerk führt zu Druckstellen, welche die Bildung von Hühneraugen und Schwielen begünstigen. Fettende Talgdrüsen gibt es jedoch im Bereich der Füße keine, sodass bei unterlassener Fußpflege die Haut immer trockener wird und es zur Bildung von Rissen kommt. Verstärkt wird diese Austrocknung durch kalte Temperaturen, aber auch durch Erkrankungen wie Neurodermitis oder Diabetes mellitus. Die Pflege des gesunden Fußes bezeichnet man als kosmetische Fußpflege, im Gegensatz zur medizinischen Fußpflege, die sich mit krankhaften Zuständen im Bereich der Füße befasst.

Zu den kosmetischen Produkten gehören Fußbäder, die in Form von Badesalzen, Badetabletten oder flüssigen Badezusätzen angeboten werden. Sie enthalten meist ätherische Öle oder Parfümöle sowie zum Kühlen und Erfrischen Menthol oder Kampfer. Bei Pro­blemen mit Fußschweiß können schweißhemmende Zusätze wie z. B. Salbei zugesetzt werden. Bäder sind nicht nur gut zur Reinigung der Füße, sie fördern auch die Durchblutung ermüdeter Füße und helfen Hornhaut und Schwielen zu erweichen. Die so erweichte Haut kann anschließend medizinisch behandelt werden, z. B. mit Salicylsäure-haltiger Creme, oder durch Bimsstein oder Hornhauthobel mechanisch abgetragen werden. Nach dem Fußbad sollte unbedingt darauf geachtet werden, die Füße auch in den Zwischenräumen der Zehen sorgfältig zu trocknen, da sonst die Entstehung von Fußpilz begünstigt wird. Anschließend sollte die Haut an den Füßen mit einer Fußcreme eingerieben werden. Fußcremes gibt es mit unterschiedlichem Gehalt an Lipiden und Harnstoff. Sogenannte Fußbalsame enthalten häufig ätherische Öle, die für einen angenehmen Geruch sorgen. Darüber hinaus können bei Problemen mit Schweiß aufsaugende Fußpuder oder Fußsprays verwendet werden. Beides kann auch zur Behandlung von Schuhen eingesetzt werden. Fußsprays enthalten meist Antitranspiranzien und Deodoranzien. |

Quelle

Mailler EA et al. The wear and tear of 26.2.: dermatological injuries reported on marathon day. Br J Sports Med 2004;38(4):498-501

Knapik JJ et al. Friction blisters. Pathophysiology, prevention and treatment. Sports Med 1995;20(3):136-147

Wilson F, Kohm B. Verbandmittel, Krankenpflegeartikel, Medizinprodukte. 10. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag 2014

Bender S. Körperpflegekunde. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2004

Autorin

Dr. Sabine Fischer ist Apothekerin aus Stuttgart. Seit dem Pharmaziestudium in Freiburg und einer Promotion in Tübingen arbeitet sie an der PTA-Schule und in öffentlichen Apotheken. Nebenbei schreibt sie als freie Journalistin.

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