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- DAZ 22/2019
- Antiphospholipid-Syndrom
Arzneimittel und Therapie
Antiphospholipid-Syndrom?
Was man darunter versteht und wieso NOAK hier nicht eingesetzt werden sollten
Das Antiphospholipid-Syndrom (APS) zählt zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen. Sie trifft vorwiegend Frauen, insgesamt leiden an der Erkrankung 2% bis 5% der Bevölkerung. Beim APS zirkulieren Antikörper gegen Phospholipide, wie Cardiolipin und Prothrombin, und phospholipidbindende Proteine wie beta-2-Glykoprotein I im Blut, die zu einer Thrombophilie, d. h. einer erhöhten Thromboseneigung, bei den Patienten führen.
Man unterscheidet das primäre APS ohne Grunderkrankung vom sekundären APS, dem rheumatologische Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes), maligne Neoplasien oder Infektionen (z. B. HIV, Hepatitis B, Sepsis, Malaria) zugrunde liegen. Auch Arzneimittel können ein APS zur Folge haben, beispielsweise Chlorpromazin oder Propranolol.
Auf Symptomebene äußert sich ein APS durch vermehrtes Vorkommen von arteriellen und venösen Thrombosen und Embolien und dadurch verursachten Erkrankungen wie Lungenembolien, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Der Verbrauch von Thrombozyten kann in der Folge paradoxe Blutungen, besonders in der Haut (Purpura), auslösen.
Studiendaten für Rivaroxaban
Die Behandlung zielt nach einem thrombotischen Ereignis auf eine Antikoagulation ab. Studienergebnissen zufolge scheinen Vitamin-K-Antagonisten hier jedoch sicherer und effektiver zu sein als nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulanzien (NOAK). So wurde die randomisierte, offene, multizentrische Traps-Studie aufgrund erhöhter Raten an thromboembolischen Ereignissen unter Rivaroxaban (Xarelto®) vorzeitig abgebrochen: Von 120 eingeschlossenen APS-Patienten erlitten 12% der Patienten im Rivaroxaban-Arm thromboembolische Ereignisse – davon vier Schlaganfälle und drei Myokardinfarkte – und 7% schwere Blutungen. Im Warfarin-Arm traten keine thromboembolischen Ereignisse auf und schwere Blutungen nur bei 3% der Patienten.
Möglicher Klasseneffekt
Ob sich dies bei den Faktor-Xa-Inhibitoren Apixaban (Eliquis®) und Edoxaban (Lixiana®) sowie dem Thrombin-inhibitor Dabigatran (Pradaxa®) ähnlich verhält, ist derzeit nicht abschließend zu klären. Zu diesen Wirkstoffen sind weniger Daten vorhanden, Ergebnisse aus klinischen Studien liegen nicht vor. Doch es steht zu befürchten, dass auch diese NOAK gegenüber Vitamin-K-Antagonisten mit einem erhöhten Risiko für rezidivierende Thrombosen assoziiert sind. Daher sollten nicht nur Rivaroxaban, sondern auch Apixaban, Dabigatran und Edoxaban bei APS-Patienten nicht eingesetzt werden. Besonders gefährdet sind laut Rote-Hand-Brief Hochrisikopatienten, die in allen drei Antiphospholipid-Tests positiv getestet wurden (Lupus-Antikoagulans, Anti-Cardiolipin-Antikörper und Anti-Beta-2-Glykoprotein-I-Antikörper).
Bei APS-Patienten, die zurzeit mit NOAK zur Prävention thromboembolischer Ereignisse behandelt werden, sei zu prüfen, ob eine Fortsetzung der Therapie angemessen ist und ob eine Umstellung auf Vitamin-K-Antagonisten erwogen werden sollte.
Wie die Zulassungsinhaber der oben genannten Arzneimittel in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Rote-Hand-Brief bekannt gaben, werden die Produktinformationen jeweils um einen neuen Warnhinweis für Patienten mit APS ergänzt. |
Quelle
Rote-Hand-Brief zu Eliquis® (Apixaban), Pradaxa® (Dabigatran), Lixiana® (Edoxaban) und Xarelto® (Rivaroxaban): Anwendung bei Patienten mit Antiphospholipid-Syndrom nicht empfohlen vom 23. Mai 2019. www.abda.de; Abruf am 23. Mai 2019
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