Arzneimittel und Therapie

Abwarten bei diabetischem Makulaödem

Frühzeitige Intervention bringt keinen Vorteil

Ein diabetisches Makulaödem geht in der Mehrzahl der Fälle zunächst nicht mit einer verschlechterten Sehleistung einher. Doch lässt sich die Sehschärfe durch VEGF-Inhibitoren erhalten, wenn die Sehfähigkeit der Patienten noch nicht be­einträchtigt ist? Oder reicht es, die Patien­ten engmaschig zu über­wachen und bei Bedarf zu handeln?

Zu den mikrovaskulären Komplikationen eines Diabetes mellitus zählt die Retinopathie, aus welcher ein diabetisches Makulaödem hervorgehen kann. Ist das Zentrum der Makula betroffen, droht der Verlust von Sehschärfe bis zur Erblindung. Injektionen von Angiogenesehemmern in den Glaskörper haben sich bei diabetischem Makulaödem und bereits einsetzender Verschlechterung der Sehleistung gegenüber der Laserkoagulation als überlegen erwiesen. Eine optimale Therapie des Makulaödems bei guter Sehleistung ist hingegen nicht etabliert. Amerikanische Forscher haben daher im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie an Patienten mit diabetischem Makulaödem und guter Sehleistung untersucht, ob Injek­tionen von 2 mg Aflibercept (Eylea®) einer Laserkoagulation oder einer Überwachung der Sehschärfe überlegen sind. Als primärer Endpunkt wurde die Ab­nahme der Sehschärfe um mindestens fünf Buchstaben auf einer Sehtesttafel definiert. Patienten der Laserkoagulations-Gruppe und der Kontrollgruppe, deren Sehleistung im Rahmen der Studie stark abnahm, wurde ebenfalls Aflibercept verabreicht. Von 702 auf die drei Studien­arme randomisierten Patienten komplettierten 625 die zwei­jährige Beobachtungs­phase. 25% der Laser­koagulations-Patienten und 34% der lediglich überwachten Patienten entwickelten eine behandlungs­bedürftige Sehschwäche. Am Ende des zweijährigen Beobachtungszeitraums wiesen 16% der Aflibercept-Gruppe, 17% der Laserkoagulations-Gruppe und 19% der überwachten Patienten eine Abnahme der Sehschärfe um fünf Buchstaben im Sehtest auf. Zwischen den Behandlungsgruppen wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt. Unerwünschte Ereignisse, definiert als Herzinfarkt, Schlaganfall, vasku­lärer Tod oder Tod unbekannter Ursache, traten bei 7% der Studien­teilnehmer unter Aflibercept, bei 5% unter Laserkoagulation und zu 3% bei reiner Überwachung auf. Die Unterschiede waren nicht signi­fikant. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass bei Patienten mit guter Sehleistung eine Überwachung des diabetischen Makulaödems und der Sehschärfe ausreichend ist. |

Aflibercept bei diabetischem Makulaödem

Das rekombinante Fusionsprotein Aflibercept wirkt als löslicher Köder­rezeptor für angiogene Faktoren der Familie der vaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren (vascular endothelial growth factor, VEGF) und bindet an VEGF A und den Plazenta-Wachstums­faktor (PlGF). Die Neubildung von Blutgefäßen wird dadurch gehemmt und die Gefäßpermeabilität reduziert. Zu Beginn der Behandlung wird Aflibercept (Eylea®) monatlich injiziert, nach den ersten fünf Injektionen alle zwei Monate erweitert. Je nach Befund können die Behandlungsintervalle nach zwölfmonatiger Therapie schrittweise verlängert werden. Die intravitrealen Injektionen dürfen nur von einem erfahrenen Arzt durchgeführt werden.

Quelle

Baker CW et al. Effect of initial management with aflibercept vs laser photocoagulation vs observation on vision loss among patients with diabetic macular edema involving the center of the macula and good visual acuity. JAMA 2019; doi:10.1001/jama.2019.5790

Apotheker Dr. Peter Meiser

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