Arzneimittel und Therapie

Vorläufiger Freispruch für Inkretinmimetika

Risiko für Gallengang-Karzinome wird als gering eingeschätzt

cst | Können bestimmte Antidiabe­tika das Risiko für Karzinome der Gallengänge erhöhen? Diese Frage beschäftigte die für die Bewertung von Nebenwirkungen verantwortlichen Gremien der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.

Zweifel an der Sicherheit der Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4) sowie der Rezeptoragonisten des Glucagon-like-peptide-1 (GLP-1) waren aufgrund der Ergebnisse einer großen populationsbasierten Kohortenstudie aufgekommen (s. DAZ 2019, Nr. 6, S. 31). Die Analyse der Daten von 154.162 erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes aus dem Vereinigten Königreich hatte ein um 77% erhöhtes Risiko für Cholangiokarzinome unter DPP-4-Inhibitoren (z. B. Saxagliptin, Sitagliptin) im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen oder Thiazolidindionen erge­ben. Auch unter GLP-1-­Rezeptor­agonisten (z. B. Exenatid, Liraglutid) war das Risiko fast verdoppelt. Allerdings war das Konfidenzintervall hier sehr weit, das Ergebnis nicht signifikant. Darin besteht nach Meinung der Experten auch eine der größten Schwächen der Beobachtungsstudie. Aufgrund der großen Spannweite der Konfidenzintervalle sei ein Kausal­zusammenhang zwischen den inkretinbasierten Therapien und der Ent­stehung von Gallengang-Karzinomen äußerst ungewiss. Ein weiterer Kritikpunkt ist die kurze Beobachtungs­dauer: Im Schnitt wurden die Patienten nur 1,9 Jahre nachverfolgt. Das Risiko für den einzelnen Patienten wird von den Experten als gering angesehen. Für eine abschließende Bewertung sind jedoch weitere Studien erforderlich. |

Quelle

Gundert-Remy U. Vorläufige Bewertung der epidemiologischen Befunde bei inkretinbasierten Arzneimitteln. Arzneiverordnung in der Praxis, vorab online 29. April 2019. www.akdae.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.