Arzneimittel und Therapie

Keine Entspannung bei Kreuzschmerz

Muskelrelaxanzien bringen keinen zusätzlichen Nutzen

Akute Schmerzen im unteren Rücken sind für die Betroffenen eine Qual. Analgetika wie Ibuprofen reichen oft nicht aus, um die Beschwerden zu lindern. Und auch der Griff zu Muskelrelaxanzien bringt keinen Vorteil, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie belegen.

Muskelrelaxanzien werden bei Schmerzzuständen des unteren Rückens breit eingesetzt, obwohl die Evidenz für deren Einsatz gering ist [1]. In einer aktuellen Studie wurde die Wirksamkeit der drei Muskelrelaxanzien Baclofen, Metaxolon und Tizanidin bei akuten nichtradikulären lumbalen Kreuzschmerzen überprüft. Hierfür wurde eine randomisierte Doppelblindstudie durchgeführt, bei der insgesamt 330 Patienten auf vier Behandlungsarme aufgeteilt wurden. Die Gruppen sollten bis zu dreimal täglich 600 mg Ibuprofen einnehmen und zusätzlich entweder ein Placebo, 10 mg Baclofen, 400 mg Metaxolon oder 2 mg Tizanidin. Der für Rückenbeschwerden entwickelte Roland-Morris-Disability-Questionnaire(RMDQ)-Score (Maximum: 24 Punkte) nahm unter Ibuprofen und Placebo nach einer Woche um 11,1 Punkte ab, bei zusätzlicher Therapie mit Baclofen um 10,6 Punkte, mit Metaxolon um 10,1 Punkte und unter Tizanidin um 11,2 Punkte. Etwa ein Drittel der Patienten aller Behandlungsgruppen berichtete nach einer Woche Therapie über mäßige bis starke Schmerzen. Die Behandlung mit Muskelrelaxanzien brachte folglich keinen zusätzlichen Nutzen. Die Studienautoren räumen ein, dass die gewählten Dosierungen möglicherweise zu niedrig waren. In Anbetracht ähnlich negativer Studienergebnisse derselben Autoren mit weiteren Wirkstoffen wie Methocarb­amol und Diazepam ist die Sinnhaftigkeit der Anwendung dieser Arzneimittelgruppe bei akuten Rückenschmerzen weiterhin zu hinterfragen. |

Quelle

[1] Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz. 2. Auflage, 2017

[2] Friedman BW et al. A randomized, placebo-controlled trial of ibuprofen plus metaxalone, tizanidine, or baclofen for acute low back pain. Ann Emerg Med 2019; doi: 10.1016/j.annemergmed.2019.02.017

Apotheker Dr. Peter Meiser

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