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Der schlechteste Tausch

Pharmaziestudent Benedikt Bühler attackiert ABDA in offenem Brief

bro/ral | Der Pharmaziestudent Benedikt Bühler engagiert sich weiter in Sachen Rx-Versandverbot. Nachdem er vor einigen Wochen die CDU-Spitze an das Versandverbot erinnert und eine PR-Kampagne ins Leben gerufen hat, legt er nun nach und kritisiert die ABDA und ihren Präsidenten Friedemann Schmidt in einem offenen Brief dafür, das Rx-Versandverbot gegen eine „längst überfäl­lige“ Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen einzutauschen. Das sei der schlechteste Tausch, den die ABDA eingehen könne und eine Art der Politik, die auch unter der Bezeichnung „Politik der alten weißen Männer“ bekannt sei.
Foto: privat
Benedikt Bühler kämpft für das Rx-Versandverbot.

Der 19-jährige Benedikt Bühler aus Karlsruhe studiert im zweiten Semester an der Semmelweis-Universität zu Budapest Pharmazie. In den vergangenen Wochen hatte er auf sich aufmerksam gemacht, weil er sich politisch in den Versandhandelskonflikt einmischte. Bühler ist selbst CDU-Mitglied und schrieb diverse Briefe an CDU-Spitzenpolitiker (u. a. Annegret Kramp-Karrenbauer und Ralph Brinkhaus), in denen er unter anderem auf das im Koalitionsvertrag festgehaltene Rx-Versandverbot hinwies.

Ende Februar startete er mit anderen Studenten die Aktion „MitUnsNicht“, bei der in sozialen Netzwerken aktiv für eine rasche Umsetzung des Rx-Versandverbotes geworben wird.

Vergangene Woche ist Bühler den nächsten Schritt gegangen und hat einen offenen Brief an Friedemann Schmidt geschrieben, in dem er den ABDA-Präsidenten für das aktuelle Vorgehen der ABDA im Versandhandelskonflikt kritisiert. Konkret bezieht sich Bühler auf die Pressemitteilung der ABDA nach der Sitzung des Gesamtvorstandes, aus der hervorgeht, dass die 34 Spitzen der Kammern und Verbände beschlossen haben, vorerst nicht zum Rx-Versandverbot zurückzukehren, sondern vielmehr Änderungen am derzeitigen Reformplan des Bundesgesundheitsministeriums bei der Politik einzureichen.

Düsteres Zukunftsszenario

Bühler schreibt, dass er dieses Handeln der Standesvertretung als Pharmaziestudierender und angehender Offizin-Apotheker absolut nicht nachvollziehen könne. Damit werde die Vernichtung der Apotheke vor Ort sehenden Auges hingenommen. Dass die Apotheker jetzt vergütete pharmazeutische Dienstleistungen erhalten sollen, gleichzeitig aber auf das Rx-Versandverbot verzichten müssen, bezeichnet der Pharmaziestudent als „schlechtesten Tausch“. Zugleich malt Bühler ein schwarzes Bild der Apotheker-Zukunft: „Ihnen persönlich kann es doch egal sein, wie die politische Lage in 15 Jahren ist, denn zu diesem Zeitpunkt wird Ihre Generation die wohlverdiente Rente genießen. Wir hingegen werden durch Ihr Vorgehen der Konkurrenz durch internationale Großkonzerne schutzlos ausgeliefert sein.“

Außerdem möchte er von Schmidt wissen, wie dieser sich eine sichere Lösung der Gleichpreisigkeit vorstelle, die auch für PKV-Versicherte gilt. Dass nun unbedingt die Krankenkassen im SGB V damit beauftragt werden sollen, zu sanktionieren, wenn EU-Versender Rx-Boni anbieten, bezeichnet Bühler als „blauäugig“.

Rx-Versandverbot ist möglich

Dass das Rx-Versandverbot nach wie vor eine politische Mehrheit finden könnte, davon ist Bühler überzeugt. Er erinnert an den Antwort-Brief, den ihm die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, schickte. Darin erklärte Maag, dass das Verbot aus ihrer Sicht nach wie vor Sinn mache.

Bühler weist auch auf die Mühen der CSU in dieser Sache hin und die Aussagen der niedersächsischen Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Ebenfalls weist der Student auf eine kürzlich bei DAZ.online durchgeführte Umfrage hin, bei der knapp 90 Prozent der Teilnehmer sich dafür aussprachen, zum Rx-Versandverbot zurückzukehren.

Bühler will weiter kämpfen

Der Pharmaziestudent verspricht, dass er weiterhin für das Rx-Versandverbot kämpfen werde – und schließt mit den Worten: „Ich als Student kann (noch) kein Mitglied der ABDA sein, deshalb kann ich nur sagen, dass ich es begrüßen würde, wenn ein Generationenwechsel bei der ABDA eingeläutet würde.“ |

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