Prisma

Der Duft des langen Lebens

Wie der Geruchssinn das Altern beeinflusst

Von kleinen Fadenwürmern kann man viel lernen. So zeigt eine aktuelle Untersuchung an C. elegans, wie wichtig olfaktorische Neurone für die Proteinhomöostase und für Alterungsprozesse sind.
Foto: gb – stock.adobe.com

Der Fadenwurm Caenorhabditis elegans ist ein wichtiger Modellorganismus in der biomedizinischen Forschung. Er besitzt 358 Neurone, wovon zwei Teil des Geruchssinns sind. Die Genetik dieser olfaktorischen Neuronen wird durch microRNAs (miRNAs) posttranskriptional reguliert. Wissenschaftler vom Exzellenzcluster für Altersforschung (CECAD) an der Universität Köln haben sich intensiv mit der microRNA miR-71 beschäftigt. Dieses Molekül steuert auf zellulärer Ebene auch Abbauprozesse im Verdauungstrakt von C. elegans. Die Forscher konnten zeigen, dass miR-71 die Stabilität der für das Protein TIR-1 (Toll and Interleukin 1 Receptor domain protein 1) codierenden tir-1-mRNA in den Geruchsnerven des Fadenwurms hemmt. Solange dieser Mechanismus intakt ist, werden Geruchssignale korrekt verarbeitet. Auch die Protein­homöostase (Proteostase) des Fadenwurms, also die für Alterungsprozesse bedeutsame Balance zwischen Syn­these, Faltung und kontrolliertem Abbau von Proteinen, ist gewährleistet. Die Zerstörung von miR-71-tir-1 oder der Verlust von olfaktorischen Neuronen eliminiert den Einfluss des Nahrungsmittelgeruchs auf die Proteostase. Dadurch verschlechtern sich Abbauprozesse im Darm, die Lebensdauer des Wurms verkürzt sich. Nach Ansicht der Wissenschaftler lohnt es sich, intensiver zu erforschen, welchen Einfluss die Geruchswahrnehmung auf Alterungsprozesse besitzt. Denn auch beim Menschen ist bekannt, dass Riechstörungen mit neurodegenera­tiven Erkrankungen wie Parkinson in Verbindung stehen. |

Quelle

Finger F et al. Olfaction regulates organismal proteostasis and longevity via microRNA-dependent signalling. Nature Metabolism 2019; https://doi.org/10.1038/s42255-019-0033-z

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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