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Gesundheitspolitik
Kommentar: Digitalisierung - was nützt wem?
Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt hat kürzlich davor gewarnt, dass in den Krankenhäusern Unternehmensberater versuchten, mit Methoden wie aus der Autoindustrie die Versorgung zu rationalisieren. Als Folge komme „vor allem die so wichtige Kommunikation zwischen Arzt und Patienten“ oft zu kurz. Das erinnert fatal daran, was derzeit für die Arzneimittelversorgung angedacht wird. Nur dass die Methoden nicht aus der Auto-, sondern aus der Computerindustrie stammen. Verschärft wird das Ganze dadurch, dass die Diskussion auf dem Niveau des früheren FDP-Wahlslogans „Digital first, Bedenken second“ geführt wird.
Keine Frage: Die Digitalisierung ist ein enormer Fortschritt. Und wenn z. B. ein Computer während einer Darmspiegelung 20 Prozent mehr Polypen im Vergleich zu Endoskopikern erkennt, so ist dies ein echter Nutzen für den Patienten. Auch das E-Rezept kann etliche Vorteile bieten, manche vielleicht auch nur für die Versender – aber ob am Ende der Patient besser versorgt wird als mit dem Papierrezept, ist zumindest fraglich.
Vor allem eines sollten wir als Heilberufler verhindern: Dass in unserem Metier im Rahmen der Digitalisierung Maßnahmen ergriffen werden, die reiner Selbstzweck sind bzw. weder uns noch unseren Patienten, sondern womöglich nur interessierten Dritten nutzen. Und wir sollten uns dabei auch nicht ins Bockshorn jagen lassen aus lauter Angst, als die Ewig-Gestrigen gebrandmarkt zu werden. Denn was unseren Kunden guttut, wissen wir als Heilberufler immer noch besser als all jene, die lieber in ihr Smartphone oder in ihren Computer schauen als ihrem Gegenüber ins Gesicht.
Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ
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