Gesundheitspolitik

Kommentar: Eingeseift oder erpresst?

Christine Ahlheim

In einem vierseitigen Brief hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt den Apothekern seine Sicht zum kürzlich vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken (VOASG) dargelegt. Darin werden die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geplanten Maßnahmen schöngeredet, mögliche negative Folgen des Gesetzes relativiert und das im Koalitionsvertrag vereinbarte Rx-Versandverbot undifferenziert als derzeit weder in der Politik noch in der Gesellschaft durchsetzbar abgeschrieben.

Tatsache ist jedoch: Der einheitliche Abgabepreis wird mit dem VOASG endgültig aufgegeben und es ist zu befürchten, dass sich dies sowohl auf die Großhandels- als auch auf die Industrieebene auswirken wird. Mehr als fraglich ist zudem, ob das VOASG gegenüber den EU-Versendern überhaupt durchgesetzt werden kann. Außerdem dürften die finanziellen Verbesserungen beim Notdienst und durch pharmazeutische Dienstleistungen, die ja erst einmal Kosten verursachen, bei Weitem nicht das gewünschte Ausmaß haben – siehe hierzu den Beitrag von Dr. Thomas Müller-Bohn in der DAZ vom 1. August 2019.

Selbst wenn nicht mehr drin war – als Apotheker wünscht man sich, dass die Interessen und Positionen des eigenen Berufsstandes klar vertreten und nicht mit einer Beschwichtigungsrhetorik kleingeredet werden. Und anders als behauptet, könnte die ABDA-Spitze sehr wohl am VOASG konstruktiv mitarbeiten, obwohl sie es für eine schlechte Lösung hält. Sie hat den einfacheren Weg gewählt – bleibt die Frage, ob Spahn sie davon überzeugen konnte oder ob er ihr schlicht keine Wahl gelassen hat.

Christine Ahlheim, Chefredakeurin der AZ


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.