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Gesundheitspolitik
Ärztetag: Keine Impfung in Apotheken
Leitantrag gegen Harmonisierungsversuche der Gesundheitssysteme durch EU-Kommission
Bekanntlich ist im geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz vorgesehen, dass Krankenkassen oder ihre Landesverbände mit Apothekern auf fünf Jahre begrenzte Verträge über Modellprojekte zur Durchführung von Grippeschutzimpfungen vereinbaren sollen. Bereits direkt nach Bekanntwerden dieses Vorhabens war die Ärzteschaft dagegen Sturm gelaufen, und auch von Apothekerseite gab es eher verhaltene Zustimmung und sogar Ablehnung. Nun hat sich der Deutsche Ärztetag mit dem Thema befasst.
Bereits in der Eröffnungsrede des scheidenden Präsidenten der Bundesärztekammer Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery wurden all jenen die Grenzen aufgezeigt, die angeblich ärztliche Tätigkeiten übernehmen wollen oder sollen. Neben den Psychotherapeuten, für die ein neuer Studiengang geplant ist, und den Hebammen, die in Zukunft akademisch ausgebildet werden sollen, sind dies die Apotheker, die nach dem Wunsch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zukünftig gegen Grippe impfen dürfen.
Montgomery dankt „Freunden von den Apothekern“
„Auf gar keinen Fall aber kann die Verantwortung für das Impfen auf andere Berufsgruppen – namentlich die Apotheker – übertragen werden“, so Montgomery. Impfen sei nicht einfach nur ein Pieks in den Arm, dazu gehörten Impfanamnese, orientierende körperliche Untersuchung und Interventi-onsmöglichkeit beim Zwischenfall. Montgomery weiter: „Ich bin deswegen unseren Freunden von den Apothekern sehr dankbar, dass sie sich deutlich gegen eine Übernahme dieser Verantwortung ausgesprochen haben. Impfen gehört in ärztliche Hand!“
Breite Unterstützung für seine Haltung bekam Montgomery von den Delegierten. Laut Pressemeldung nahmen diese „mit überwältigender Mehrheit“ am vergangenen Dienstag den Leitantrag des Bundesärztekammer-Vorstands an. Dort findet sich ein Passus, der der Etablierung paralleler Versorgungsstrukturen – genannt wird u. a. die geplante Ausweitung des Impfrechts auf Apotheker – eine klare Absage erteilt.
Ärztetag gegen Deregulierung der freien Berufe
Dagegen verfolgt die Ärzteschaft auf einem anderen Gebiet durchaus dieselben Interessen wie die Apotheker. Im oben erwähnten Leitantrag werden zwar „die vielen Fortschritte, die die Europäische Union für die Gesundheitsversorgung zum Beispiel in den Bereichen der Arzneimittelsicherheit und der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung erreicht hat“, begrüßt. Aber die EU-Kommission und das Europäische Parlament müssten verinnerlichen, „dass die unterschiedlichen Gesundheitssysteme in Europa das Ergebnis soziokultureller Entwicklungen sind und Harmonisierungsversuche in diesem Bereich dem Vertrag von Lissabon widersprechen“. Der 122. Deutsche Ärztetag fordert die europäischen Institutionen daher auf, „ärztliche Leistungen keinen marktwirtschaftlichen Optimierungsstrategien unterzuordnen und bewährte Strukturen beruflicher Selbstverwaltung anzuerkennen“. Strikt abgelehnt wird die „bisher von der EU-Kommission betriebene Deregulierung der freien Berufe“. |
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