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Beratung

Erfolgreich abnehmen

Was Diäten und Antiadiposita leisten können

Immer wieder kommen Menschen in die Apotheke, mit dem Wunsch abzunehmen. Einige haben sich dies zu Beginn des neuen Jahres zum Ziel gesetzt, andere nehmen die Fastenzeit zum Anlass, Gewicht zu reduzieren. Gleichzeitig schießen Diäten und vermeintliche Wundermittel aus dem Boden. Mit unserer Beratung gilt es, eine wirklich notwendige Gewichtsreduktion zu unterstützen und dabei Wirksames von Wundermitteln abzugrenzen. | Von Karin Schmiedel

Jeder Wunsch nach einer Unterstützung beim Abnehmen ist abzuklären. Möchte die Person, die vor uns steht, abnehmen? Meist wird dies der Fall sein. Oder handelt es sich um eine andere Person oder ein gemeinsames Vorhaben unter Partnern oder in der Familie? In jedem Fall muss festgestellt werden, ob tatsächlich Übergewicht oder Adipositas vorliegt.

Ist Abnehmen notwendig?

Bei Erwachsenen wird zur Abklärung der Body-Mass-Index (BMI) berechnet. Liegt das Körpergewicht (in Kilogramm) dividiert durch die Körpergröße (in Metern) im Quadrat über 24,9 kg/m2, spricht man von Übergewicht. Ab einem BMI von 30 kg/m2 gilt man als adipös. Bei älteren Menschen (über 75 Jahre) wird ein höherer BMI vorgeschlagen. Er kann bis 29,9 kg/m² betragen (siehe Kasten „Wunschgewicht“). Da vor allem die Ansammlung von Fett im Bauchraum und im Bereich der inneren Organe das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Typ-2-Diabetes erhöht, sollte bei einem BMI unter 35 kg/m2 zusätzlich der Taillenumfang gemessen werden. Die passende Empfehlung, um die Gewichtsreduktion zu unterstützen, kann anhand von Tabelle 2 abgeleitet werden.

Tab. 1: Klassifikation des Body-Mass-Index (BMI)[modifiziert nach S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ 2014]
BMI [kg/m2]
Risiko für Folgeerkrankungen
Untergewicht
unter 18,5
niedrig
Normalgewicht
18,5 bis 24,9
durchschnittlich
Übergewicht
25 bis 29,5
gering erhöht
Adipositas Grad I
30 bis 34,5
erhöht
Adipositas Grad II
35 bis 39,9
hoch
Adipositas Grad III
über 40
sehr hoch
Tab. 2: Empfehlungen zur Gewichtsreduktion anhand der individuellen Risiken [Quelle: Obesity -Clinical guideline. NIHCE 2014]
Body-Mass-Index [kg/m2]
Taillenumfang [cm]
Komorbiditäten (z. B. Hypertonie, Diabetes)
< 94
94 – 102
> 102
< 80
80 – 88
> 88
25 bis 29,9
A
B
B
C
30 bis 34,9
B
B
B
C
35 bis 39,9
C
C
C
D
40 oder mehr
D
D
D
D

A: generelle Empfehlungen hinsichtlich eines gesunden Körpergewichts und Lebensstils

B: Diät und Bewegung

C: Diät und Bewegung, gegebenenfalls Antiadiposita

D: Diät und Bewegung, gegebenenfalls Antiadiposita, gegebenenfalls (bariatrische) Chirurgie

Ernährungsumstellung

Ist es wirklich notwendig abzunehmen, sind länger­dauernde Programme am erfolgversprechendsten. Diese sollten gesundes Essen und entsprechende Essenspläne, regelmäßige Bewegung und Interventionen zur langfristigen Verhaltensänderung beinhalten.

Das Diäten-Ranking

Bei der Ernährungsumstellung ist vor allem die Reduktion der Gesamtkalorienzufuhr von Bedeutung. Für bestimmte Patientengruppen eignen sich manche Kostformen besser als andere.

So profitieren Menschen mit Hypertonie besonders von der DASH-Diät, einer Diätform, die vom amerikanischen National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) gezielt entwickelt wurde, um hohem Blutdruck vorzubeugen oder die Blutdrucksenkung zu unterstützen. Bei dieser Kostform werden Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettreduzierte Milchprodukte bevorzugt. Wenig sollte hingegen von rotem Fleisch, Salzigem, Süßem und gesüßten Getränken verzehrt werden. Die DASH-Diät wurde Anfang 2018 auch von den „U.S. News“ im Ranking der besten Diäten mit Platz 1 ausgezeichnet. Den zweiten Platz belegte die mediterrane Diät mit viel Obst, Gemüse, Olivenöl, Fisch, moderatem Alkoholkonsum und aktivem Lebensstil, aber mit wenig rotem Fleisch, Zucker und gesättigten Fetten. Auf den dritten Platz wurde die hierzulande weniger bekannte Flexitarian Diät gewählt, die auf eine abwechslungsreiche Speisenauswahl setzt und vor allem nur ausgewähltes oder sehr wenig Fleisch erlaubt.

Den vierten Platz in der Gesamtwertung belegten die Weight Watchers. Sie punkteten vor allem damit, dass der Diät leicht gefolgt werden kann und ein Programm geboten wird, das viele anspricht. Negativ bewertet wurden Diäten, bei denen wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit fehlen, die Bewegung nicht explizit empfehlen oder die sehr einseitig angelegt sind. Derartig einseitige Ernährungsformen sind nicht dauerhaft umsetzbar und unterstützen somit keine langfristige Gewichtsreduktion.

Mehr Bewegung

Begleitend zur Ernährungsumstellung ist es zwingend notwendig, dass die Bewegung gesteigert wird, da Muskeln auch in Ruhe mehr Energie verbrauchen als Fettmasse. Zusätzlich wird dadurch die Gewichtsreduktion unterstützt. Die Bewegungssteigerung sollte allmählich erfolgen, um eine anfängliche Überforderung zu vermeiden. So können Einheiten von jeweils zehn Minuten (z. B. flott zur Arbeit, zum Bäcker oder zur Apotheke gehen) summiert werden. Im Idealfall erreichen die Abnehmwilligen nach mehreren Wochen ein Ziel von mindestens 150 Minuten moderat-intensiver Bewegungsaktivität pro Woche. Zusätzlich sind zwei bis drei wöchent­liche Krafttrainingseinheiten sinnvoll, um einen Abbau der Muskeln während der Diät zu verhindern.

Hilfestellungen aus der Apotheke

In der Apotheke kann eine umfassende Beratung zu Ernährungsumstellung und Bewegungssteigerung im Handverkauf nicht geleistet werden. Hierfür sind individuelle Beratungen oder Gruppenprogramme, wie sie einige Apotheken anbieten, erforderlich. Hilfestellungen, die man Abnehmwilligen empfehlen kann, sind beispielsweise Schrittzähler oder Aktivitätssensoren. Mit diesen kann die tägliche Bewegungsaktivität objektiv gemessen werden. Um hier weitere Motivation zu schaffen, kann eine App wie AnkerSteps® verwendet werden. Bei dieser Motivationsapp wetten die Nutzer, dass sie 10.000 Schritte am Tag schaffen, wie dies von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird. Erreicht man das Ziel, erhält man eine Ausschüttung in Abhängigkeit vom Wetteinsatz – Mindesteinsatz ist 1 Euro. Schafft man es nicht, verliert man seinen Wetteinsatz. Die App wurde von Prof. Dr. Peter Schwarz an der Universität in Dresden mit dem Ziel entwickelt, die Bewegung zu fördern und einem Diabetes vorzubeugen. Sie ist beispielsweise mit Aktivitätsmessern wie Fitbit®, Google® Fit und Jawbone® synchronisierbar.

Gewicht und Gene

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Nicht selten kommt es in der Apotheke vor, dass Kunden sagen: Bei uns liegt das Gewicht einfach in den Genen. Da kann man nichts machen. Doch! Diesen Kunden kann man Mut machen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Im Rahmen der Studie wurde das genetische Risiko für Übergewicht bei mehr als 14.000 Personen ermittelt und diese 20 Jahre beobachtet. Hierbei zeigte sich, dass die Personen, welche sich an der DASH-Diät oder dem AHEI-2010 (Alternate Healthy Eating Index 2010) orientierten, einer genetisch bedingten Gewichtszunahme erfolgreich entgegenwirkten. Sie waren dabei umso erfolgreicher, je konsequenter die Diät umgesetzt wurde.

Pharmakotherapie nur zur Unterstützung

Zahlreiche Abnehmwillige kommen jedoch mit einem Präparatewunsch in die Apotheke. Grundsätzlich betonen die Leitlinien, dass eine medikamentöse Therapie keine primäre Behandlungsform von Übergewicht und Adipositas ist und dass eine medikamentöse Therapie nur in Kombination mit einer Lebensstiländerung durchgeführt werden soll. Andernfalls droht nach dem Absetzen der Pharmakotherapie wieder eine Gewichtszunahme.

Selbstmedikation mit Orlistat

Die deutsche Leitlinie zur Therapie und Prävention der Adipositas nennt ausschließlich Orlistat für die Pharmakotherapie der Adipositas. Orlistat kann von Erwachsenen mit einem BMI ab 28 kg/m2 zur Unterstützung der Gewichtsreduktion eingenommen werden. Der Wirkstoff hemmt die gastrointestinalen Lipasen, sodass die Triglyceride der Nahrung nicht vollständig gespalten und somit nicht resorbiert werden können. In der Dosierung 120 mg ist es verschreibungspflichtig (z. B. Xenical®), in der 60-mg-Dosierung steht es z. B. als Orlistat Hexal® für die Selbstmedikation zur Verfügung. Werden 60 mg Orlistat dreimal täglich zu den Hauptmahlzeiten eingenommen, werden circa 25% weniger Nahrungsfette resorbiert. Da diese mit dem Stuhl ausgeschieden werden, kann der Stuhl weicher und fettiger sein. Wichtig ist es daher, dass gleichzeitig eine Ernährungsumstellung erfolgt. Die Gesamtfettzufuhr sollte 30% der Nahrungszufuhr nicht übersteigen, sonst drohen dünnflüssige Fettstühle. Aufgrund der vermehrten Fettausscheidung kann es bei längerfristiger Einnahme zu einer verminderten Aufnahme fettlöslicher Vitamine kommen. Folglich sollte während der Behandlung mit Orlistat ein Multivitaminpräparat eingenommen werden. Wechselwirkungen können mit zahlreichen Arzneimitteln auftreten. Beispielsweise kann die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva eingeschränkt sein, sodass zusätzliche Barrieremethoden zur Verhütung zu empfehlen sind. Gemäß der Leitlinie sollte die medikamentöse Therapie mit Orlistat nur fortgesetzt werden, wenn in den ersten vier Wochen der Einnahme eine Gewichtsreduktion von mindestens zwei Kilogramm nachweisbar ist.

Formuladiäten ab BMI von 30 kg/m2

Zur initialen Gewichtsreduktion können Formuladiäten bei einem BMI ab 30 kg/m2 empfohlen werden. Diese Nährstoffgemische werden mit Wasser oder Milch zu einem Shake oder einer Suppe angerührt oder sind bereits gebrauchsfertig. Die ausschließliche Ernährung mit Formuladiät (z. B. Almased®, Gehe Balance®, Schneekoppe Vitasan®, SlimFast®) ist auf zwölf Wochen zu beschränken. Mit der Formuladiät werden ca. 800 bis 1200 kcal pro Tag aufgenommen, sodass eine Gewichtsreduktion um 0,5 bis 2 kg pro Woche möglich ist. Spätestens nach zwölf Wochen sollten jedoch nur noch ein bis zwei Hauptmahlzeiten durch ein Formulaprodukt ersetzt werden. Insbesondere bei Personen mit einem BMI ab 30 kg/m2 und einer medizinischen Indikation, die eine Gewichtsreduktion von mindestens zehn Kilogramm notwendig macht, ist zu Beginn eine Formuladiät empfehlenswert. Zu beachten ist, dass Soja-haltige Produkte wie Almased® bei hoher Zufuhrmenge die Wirksamkeit von L-Thyroxin-Präparaten einschränken können.

Polyglucosamine sollen Fett binden

In der deutschsprachigen Leitlinie von 2014 werden Polyglucosamine aufgrund einer geringen Wirksamkeit nicht empfohlen. Polyglucosamine (Chitosane oder Poliglusam) werden aus Schalen von Krebstieren gewonnen. Technisch werden sie wegen ihrer Fettbindungskapazität genutzt, um Öle beispielsweise bei der Abwasserklärung zu entfernen. Aufgrund der Annahme, dass sie oral aufgenommen die Fettresorption hemmen, sind Polyglucosamine zur Gewichtsreduktion als Medizinprodukte oder als Nahrungsmittelergänzung im Handel (z. B. Doppelherz® Fettbinder mit Kiobind, Formoline® L112, Redumin® N). Die Studienergebnisse zu Polyglucos­aminen zeigen eine Wirksamkeit, die in Abhängigkeit von der Qualität der Studien schwankt. Eine Cochrane-Metaanalyse, in die 13 Studien eingeschlossen wurden, fand eine Gewichtsreduktion von durchschnittlich 1,7 kg unter Polyglucosaminen im Vergleich zu Placebo [Rios-Hoyo et al. 2016]. Kürzlich konnte in einer kleinen placebokontrollierten doppelblinden Studie eine ähnliche Wirksamkeit wie bei Orlistat gezeigt werden [Rios-Hoyo et al. 2016]. In der zwölfwöchigen Behandlungsphase reduzierte sich der BMI bei den 32 Teilnehmern unter dem Polyglucosamin um 2,3 ± 1,9 kg/m2. Gleichzeitig wurde in der Orlistat-Gruppe (n = 32) eine Reduktion um 1,7 ± 0,9 kg/m2 beobachtet. Die Teilnehmer mussten im Rahmen der Studie eine mindestens 95%ige Compliance bei der Einnahme aufweisen. In der Studie wurde das Biopolymer L112 untersucht, das die höchste Fettbindungskapazität unter den Chitosanen aufweist. Von Formoline® L112 werden zweimal täglich zwei Tabletten gegen Ende der fettreicheren Hauptmahlzeiten eingenommen, um Gewicht zu reduzieren. Wichtig ist, dass diese mit mindestens 250 ml Wasser geschluckt werden, da sonst eine Obstipation entstehen kann. Auch unter Chitosan kann die Einnahme eines Multivitaminpräparates erforderlich sein, um den Bedarf an fettlöslichen Vitaminen zu decken. Beachtet werden sollte, dass diese Produkte nicht bei Unter­gewicht angewendet werden dürfen. Zum Beispiel wird in der Gebrauchsinformation von Formoline® L112 ein BMI unter 18,5 kg/m2 als Gegenanzeige für die Einnahme genannt.

Glucomannan zur Sättigung

Glucomannan ist ein Polysaccharid, welches beispielsweise in Nadelhölzern, Rhizomen und Wurzelknollen vorkommt. Das am häufigsten eingesetzte Glucomannan stammt von der Konjak-Knolle. Glucomannan (z. B. in Bionorm® Sättigungskapseln, Ebbes® Kapseln, Xlim® aktiv Sättigungskapseln) ist ein höchstviskoses Saccharid und kann bis zum 50-Fachen seines Gewichts an Wasser absorbieren. Glucomannan wird erst im Dickdarm von den Darmbakterien gespalten. Es soll die Sättigung steigern und somit zur Gewichtsreduktion beitragen. In Studien wurde durchschnittlich eine Gewichtsabnahme von 0,2 kg beobachtet [Rios-Hoyo et al. 2016]. Glucomannan sollte aus Sicherheitsgründen von Personen mit Schluckbeschwerden nicht in Tabletten- oder Kapselform eingenommen werden. Diese können bei Einnahme mit zu wenig Flüssigkeit in der Speiseröhre so stark aufquellen, dass ein Druck auf die Luftröhre mit Erstickungsgefahr besteht. Es sollte auf eine hohe Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Aufgrund der sehr geringen Gewichtsabnahme, die unter der Einnahme von Glucomannan zu erwarten ist, ist es nur begrenzt empfehlenswert.

Wunschgewicht

Der wünschenswerte Body Mass Index hängt vom Alter ab. Je älter man ist, umso höher darf der BMI sein. 

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  • 19 bis 24 Jahre: 19 bis 24 kg/m2
  • 25 bis 34 Jahre: 20 bis 25 kg/m2
  • 35 bis 44 Jahre: 21 bis 26 kg/m2
  • 45 bis 54 Jahre: 22 bis 27 kg/m2
  • 55 bis 65 Jahre: 23 bis 28 kg/m2
  • über 65 Jahre: 24 bis 29 kg/m2

Nicht empfehlenswert

Beta-Glucane sind Beta-D-Glucose-Polysaccaride, die natürlich in Zellwänden von Getreiden und vor allem Pilzen vorkommen. Sie sind teilweise unverdauliche, teilweise lösliche Ballaststoffe und werden im Dickdarm von den Darmbakterien gespalten und sollen daher einen positiven Einfluss auf die Darmflora haben (z. B. Betavivo®). Als Ballaststoffe sollen sie die Sättigung steigern und somit eine Gewichtsreduktion begünstigen. In Studien konnte dies bislang jedoch nicht belegt werden. Sie sind daher nicht empfehlenswert, um eine Gewichtsreduktion zu unterstützen.

Zahlreiche weitere Präparate versprechen eine Gewichtsreduktion. So werden Fatburner-Pillen aus Bitterer Orange nicht nur zum Abnehmen, sondern auch zur Steigerung des sportlichen Trainingseffektes angepriesen. Diese enthalten neben dem in Bitteren Orangen vorkommenden Synephrin häufig zusätzlich Coffein. Mehrere Fallberichte zeigten, dass bei prädisponierte Personen Tachykardie, Angina pectoris und Dyspnoe auftreten können. Eine Gewichtsreduktion wurde bislang nicht nachgewiesen.

Grüner-Kaffee-Extrakt, der aus grünen Kaffeebohnen gewonnen wird, enthält Chlorogensäure. Diese soll einen lipolytischen Effekt auf die Adipozyten haben und die Fettsäuresynthese hemmen. In einer Metaanalyse wurde eine Gewichtsreduktion von 2,5 kg gezeigt [Rios-Hoyo et al. 2016]. Allerdings schwankte die Dauer der Einnahme in den ausgewerteten Studien von vier bis zwölf Wochen und die tägliche Menge Grüner-Kaffee-Extrakt von 180 bis 200 mg pro Tag. Weitere Studien scheinen hier sinnvoll, um die wirksame Dosierung sowie Sicherheit und Unbedenklichkeit zu analysieren.

Weißer-Bohnen-Extrakt wird als Kohlenhydrat-Blocker bezeichnet. Der Inhaltsstoff Phaseolamin hemmt die Pankreas-Amylase und somit die Spaltung von Stärke. In Studien konnte eine verminderte Glucose-Resorption nachgewiesen werden [Rios-Hoyo et al. 2016]. In den bisherigen, sehr heterogenen Untersuchungen wurde keine Gewichtsreduktion beobachtet, allerdings verminderte sich die Körperfettmasse. Hier scheinen ebenfalls Studien zur wirksamen Dosierung sowie zu Sicherheit und Unbedenklichkeit notwendig.

Auch für weitere Präparate beispielsweise mit Raspberry Ketonen gibt es bislang zu wenig Wirksamkeitsnachweise, als dass diese zum Abnehmen empfohlen werden könnten.

Fazit

Um wirksam und sicher abzunehmen, stehen immer eine Ernährungsumstellung und Bewegungssteigerung an erster Stelle. Eine Pharmakotherapie kann unterstützend eingesetzt werden. In erster Linie empfehlen sich Formuladiäten, um initial die Gewichtsreduktion zu unterstützen. Ebenfalls empfehlenswert ist Orlistat. Sowohl bei Formuladiäten als auch bei Orlistat sollten Wechselwirkungen und Kontraindikationen abgeklärt werden. Von Polyglucosaminen und Glucomannan-Präparaten sind nur geringe Effekte zu erwarten. Von anderen Abnehmpräparaten wie Fatburner-Pillen mit Bitterer Orange und Kohlenhydrat-Blockern mit weißem Bohnenextrakt sollte aufgrund der begrenzten Datenlage zur Sicherheit und Wirksamkeit abgeraten werden. |

Quelle

National Institute for Health and Care Excellence. Obesity: identification, assessment and management. Clinical guideline. 2014, www.nice.org.uk/guidance/cg189

American Association of Clinical Endocrinologists and American College of Endocrinology comprehensive clinical practice guidelines for medical care of patients with obesity. Endocrine Practice 2016;22:Suppl. 3

Prävention und Therapie der Adipositas. Interdisziplinäre S3-Leitlinie der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V., Deutschen Diabetes Gesellschaft e. V., Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V., Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V., Stand April 2014, AWMF-Register Nr. 050/001

U.S. News. 40 best diets overall. www.health.usnews.com/best-diet

Wang T, Heianza Y, Sun D et al. Improving adherence to healthy dietary patterns, genetic risk, and long term weight gain: gene-diet interaction analysis in two prospective cohort studies. BMJ 2018;360:j5644

Ríos-Hoyo A, Gutiérrez-Salmeán G. New dietary supplements for obesity: what we currently know. Curr Obes Rep 2016;5:262-270

Stoll M, Bitterlich N, Cornelli U. Randomised, double-blind, clinical investigation to compare orlistat 60 milligram and a customized polyglucosamine, two treatment methods for the management of overweight and obesity. BMC Obesity 2017;4:4

Autorin

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel wurde an der Universität Erlangen-Nürnberg promoviert (Thema: Diabe­tes­prävention) und war Mitarbeiterin des WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen. Seit 2015 ist sie Filialleiterin der Kur-Apotheke in Bad Windsheim.

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