Arzneimittel und Therapie

Cannabis als Option bei Epilepsie

Orales Cannabidiol reduziert Anfallshäufigkeit beim Lennox-Gastaut-Syndrom

Bei seltenen Epilepsie-Formen sind die Behandlungsmöglichkeiten oft unzureichend, so auch beim Lennox-Gastaut-Syndrom. Doch Studiendaten mit einem Cannabis-Präparat lassen hoffen.

Das Lennox-Gastaut-Syndrom, benannt nach den Neurologen William Gordon Lennox und Henri Gastaut, ist eine seltene Epilepsie-Form. Sie manifestiert sich häufig bei Kleinkindern und kann bis ins Erwachsenenalter persistieren. Bislang gibt es nur wenige Therapieoptionen. Eingesetzt werden beispielsweise Felbamat, Lamotrigin, Rufinamid oder Topiramat, wobei die Behandlungserfolge häufig unbefriedigend sind.

Cannabidiol als Zusatz zu einer bestehenden Therapie

In einer kürzlich im amerikanischen Fachblatt Lancet publizierten Studie hatte man erstmalig Cannabidiol als Therapieoption untersucht. An der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Untersuchung an 24 Kliniken in den USA, den Niederlanden und Polen nahmen Patienten zwischen zwei und 55 Jahren teil, deren Anfälle auf mindestens zwei anti­epileptische Medikamente nicht angesprochen hatten. Ihr Leidensdruck war groß: Im Median erlitten sie innerhalb von 28 Tagen rund 74 Sturzanfälle. Die Studienteilnehmer erhielten über 14 Wochen entweder orales Cannabidiol in einer Dosis von 20 mg/kg Körpergewicht (n = 86) oder Placebo (n = 85) als Add-on zu einer antikonvulsiven Therapie, beispielsweise mit Valproat und Clobazam.

Sturzanfälle seltener

Es gelang, die monatliche Häufigkeit von Krämpfen unter Cannabidiol signifikant zu verringern. Die mittlere Reduktion der monatlichen Sturzanfälle betrug in der Cannabidiol-Gruppe rund 44 Prozent, in der Placebo-Gruppe rund 22 Prozent. Die geschätzte mittlere Differenz zwischen den Gruppen lag in der 14-wöchigen Behandlungsperiode bei -17,21 (95%-KI -30,32 bis -4,09; p = 0,0135).

Gute Verträglichkeit

Cannabidiol wurde im Allgemeinen gut vertragen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Diarrhö, Somnolenz, Fieber, verminderter Appetit und Erbrechen. Zwölf Patienten der Cannabidiol-Gruppe und einer aus der Placebo-Gruppe brachen die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab. Ein Patient der Verum-Gruppe verstarb, was jedoch nicht ursächlich auf die Behandlung zurückgeführt wurde.

Zulassung beantragt

Derzeit wird die Studie offen weiter­geführt, um die Langzeiteffektivität und Sicherheit von Cannabidiol zu prüfen. Der Hersteller des Prüfpräparats hat in den USA und Europa bereits die Zulassung beantragt. Die Entscheidung der EMA wird Anfang 2019 erwartet. |

Quelle

Thiele EA et al. Cannabidiol in patients with seizures associated with Lennox-Gastaut syndrome (GWPCARE4): a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial. Lancet 2018; online vorab publiziert am 24. Januar 2018, http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(18)30136-3

Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 24. Januar 2018, https://www.gwpharm.com/about-us/news/gw-pharmaceuticals-and-its-us-subsidiary-greenwich-biosciences-announce-publication-0, Abruf am 8. Februar 2018

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.