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Beratung
Eine Wohltat für die Atemwege
Bäder, Einreibungen und Inhalationen
Bei Erkältungskrankheiten sind in erster Linie die Atemwege betroffen. Dazu gehören eine laufende oder verstopfte Nase, Husten mit zähflüssigem Schleim oder trockener Reizhusten. Bei all diesen Symptomen können Erkältungssalben, -bäder und Inhalate unterstützend eingesetzt werden, denn sie wirken sekretolytisch. Als Wirkstoffe enthalten diese Produkte meist mehrere ätherische Öle. Ätherische Öle sind Stoffgemische aus Mono- und Sesquiterpenen und zeichnen sich jeweils durch einen ganz charakteristischen Geruch aus, der an die Pflanze erinnert, aus der das Öl gewonnen wird. Im Gegensatz zu den fetten Ölen sind ätherische Öle bei Raumtemperatur flüchtig. Aufgrund ihrer unterschiedlichen pharmakologischen Eigenschaften werden die ätherischen Öle gerne nach ihren Anwendungsgebieten aufgeteilt: Stomachika, Cholagoga, Carminativa, Mund- und Gurgelmittel und eben Expektoranzien.
Ätherische Öle als Expektoranzien
Ätherische Öle gehören zu den sogenannten direkt wirkenden Expektoranzien. Im Gegensatz zu den Reflexexpektoranzien (z. B. Saponine aus der Primelwurzel) müssen sie die sezernierenden Drüsenzellen der Atemwege in ausreichender Konzentration erreichen, um ihre Wirkung entfalten zu können. Kurz zum Hintergrund: An der Bronchialschleimhaut gibt es zwei Arten von Drüsenzellen, die mukösen Drüsenzellen, die an der pathologischen Absonderung von hochviskösen Sekreten beteiligt sind, und die serösen Drüsenzellen, die dünnflüssigen Schleim sezernieren. Die Drüsenzellen erledigen zusammen mit den Zilien Schleimbildung und Schleimtransport und spielen so eine essenzielle Rolle bei der Selbstreinigung der Lunge, der mukoziliären Clearance.
Die ätherischen Öle stimulieren vorwiegend die serösen Drüsenzellen, weniger die mukösen Drüsenzellen. Somit ändern sich Volumen und Zusammensetzung des Bronchialsekrets: Einerseits wird das Sekret flüssiger, wodurch das Abhusten erleichtert wird, andererseits wird durch die Volumenzunahme der Abhustreflex ausgelöst. Ätherische Öle wirken also als Sekretolytika (erhöhte Sekretion der serösen Drüsenzellen) und als Sekretomotorika (Steigerung der mukoziliären Clearance).
Einreibungen und Bäder
Erkältungssalben, oft auch Erkältungsbalsame genannt, bestehen aus einer Mischung von unterschiedlichen ätherischen Ölen in einer geeigneten Grundlage, z. B. Vaseline.
Als ätherische Öle werden beispielsweise Eucalyptusöl, Fichtennadelöl und Terpentinöl verwendet, daneben auch Einzelkomponenten aus ätherischen Ölen wie Menthol, Campher oder 1,8-Cineol. In Tabelle 1 sind gängige Präparate und die wichtigsten Inhaltsstoffe aufgelistet.
Präparat |
(Haupt)-Inhaltsstoffe |
Anwendung |
Altersbeschränkung |
---|---|---|---|
Babix®-Inhalat N ätherisches Öl |
Eucalyptusöl, Fichtennadelöl |
auf die Kleidung auftropfen; bei Säuglingen und Kindern bis zwei Jahre in der Umgebung (z.B. Bettwäsche), aber nicht in der Nähe der Atmungsorgane; ab sechs Jahre Inhalation |
keine Altersbeschränkung |
Bronchoforton®Salbe |
Eucalyptusöl, Fichtennadelöl, Pfefferminzöl |
Einreibung, Inhalation, Baden |
für Kinder ab vier Jahren zur Einreibung; ab sechs Jahren zur Inhalation und zum Baden |
Eucabal®-Balsam S |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl |
Einreibung, Inhalation |
Säuglinge ab sechs Monaten; bis zwei Jahre nur auf dem Rücken; Inhalation ab sechs Jahren |
Euflux® Creme |
Latschenkiefernöl, D-Campher |
Einreibung |
für Kinder ab zwei Jahren |
GeloDurat®-Salbe |
Eucalyptusöl, Levomenthol |
Einreibung, Inhalation |
für Kinder ab zwei Jahren |
JHP® Rödler Japanisches Minzöl |
Minzöl |
Inhalation, Einreibung; Einnahme |
für Kinder ab fünf Jahren; Einnahme ab zwölf Jahren |
Olbas® Tropfen |
Pfefferminzöl, Cajeputöl, Eucalyptusöl |
Inhalation, Einnahme |
Jugendliche ab zwölf Jahre |
Pinimenthol® Erkältungsbalsam mild |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl |
Einreibung, Inhalation |
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren |
Pinimenthol® Erkältungsinhalat |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl |
Inhalation, direkt auf Kleidung tropfen |
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren |
Pinimenthol®Erkältungssalbe |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl, Levomenthol |
Einreibung, Inhalation |
Jugendliche ab zwölf Jahren |
Plantago Bronchialbalsam |
D-Campher, Cera flava, Drosera e planta tota ferm 33c Dil. D3 (HAB, Vs. 33c), Eucalypti aetheroleum, Petasites hybridus e radice ferm 33c Dil. D1 (HAB, Vs. 33c), Plantago lanceolata e foliis ferm 34c Dil. D1 (HAB, Vs. 34c), Terebinthina laricina, Thymi aetheroleum |
Einreibung |
Kinder ab zwei Jahren |
Pulmotin®Erkältungssalbe |
Sternanisöl, Racem. Campher, Eucalyptusöl, Thymianöl, Koniferenöl, Thymol |
Einreibung |
Kinder ab zwei Jahren |
Pulmotin® Erkältungstropfen 3plus |
Eukalyptusöl |
Einreibung, Inhalation, Einnahme |
Kinder ab zwei Jahren |
Retterspitz Bronchial Creme |
D-Campher, Levomenthol, Thymol |
Einreibung |
Kinder ab zwei Jahren |
Retterspitz Erkältungstropfen |
Eucalyptusöl |
Einreibung, Inhalation, Einnahme |
keine Altersbeschränkung |
Sanopinwern®Inhalat |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl |
Inhalation, Auftropfen auf die Kleidung |
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren |
Soledum® Balsam Lösung |
Cineol |
Einreibung, Inhalation, auf Kleidung/Stoff tropfen |
Kinder ab zwei Jahren |
Transpulmin® Erkältungsbalsam |
Cineol, Levomenthol, Campher |
Einreibung, Inhalation |
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren |
Transpulmin® Erkältungsbalsam für Kinder |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl |
Einreibung, Inhalation |
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren |
Transpulmin® Baby Balsam mild |
Lavendel, Sternanis und Thymian |
Einreibung |
Babys ab drei Monaten |
Tumarol® Creme/N Balsam |
Eucalyptusöl, D-Campher, Levomenthol |
Einreibung, Inhalation |
Kinder ab zwei Jahren |
Tumarol® Kinderbalsam N Salbe |
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl |
Einreibung |
Kinder ab zwei Jahren |
Tussidermil® N Emulsion |
Eucalyptusöl |
Einreibung |
Kinder ab zwei Jahren |
Weleda Bronchialbalsam |
Eucalyptusöl, süßes Fenchelöl, Fichtennadelöl, Pfefferminzöl, Rosmarinöl, dalmatin. Salbeiöl, Wacholderöl |
Einreibung |
Kinder ab zwei Jahren |
Wick® VapoRub Erkältungssalbe |
Levomenthol, Racemischer Campher, Eucalyptusöl, gereinigtes Terpentinöl |
Einreibung, Inhalation |
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren |
Erkältungssalben werden kutan oder inhalativ angewendet. Bei der kutanen Anwendung wird die Salbe zwei- bis viermal täglich auf Hals, Brust und Rücken aufgetragen. Die kutane Anwendung ist im Prinzip eine Mischform aus inhalativer und systemischer Zufuhr. Ein Teil der ätherischen Öle gelangt durch Verdunstung aufgrund der Körperwärme zur Inhalation, ein Teil wird durch die Haut resorbiert. In welcher Konzentration die ätherischen Öle tatsächlich direkt in den Atemwegen ankommen, ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Wenn auch ein Wirksamkeitsnachweis im Sinne einer evidenzbasierten Medizin mit entsprechenden Studien meist fehlt, so haben Erkältungssalben dennoch ihren festen Platz in der Selbstmedikation.
Neben Erkältungssalben sind auch flüssige Zubereitungen im Handel, die ebenfalls zur Inhalation oder für Einreibungen verwendet werden können (z. B. Olbas®-Tropfen) oder direkt auf die Kleidung, ein Tuch oder die Bettwäsche getropft werden (z. B. Babix®) (siehe Tabelle 1).
Bei Erkältungsbädern macht man sich ein ähnliches Prinzip wie bei den Erkältungssalben zunutze: Die enthaltenen ätherischen Öle werden teilweise eingeatmet und teilweise durch die Haut resorbiert. Somit kann man auch hier mit einem gewissen inhalativ-expektorierenden Effekt rechnen. Wie die Erkältungssalben haben Erkältungsbäder eine lange Tradition und empfehlen sich zur „unterstützenden Behandlung und zur Besserung der Beschwerden bei Erkältungskrankheiten der Atemwege mit zähflüssigem Schleim” – so das konkrete Anwendungsgebiet. In Tabelle 2 sind einige Erkältungsbäder zusammengestellt.
Präparat |
(Haupt)-Inhaltsstoffe |
Altersbeschränkung |
---|---|---|
Babix®-Baby-Thymianbad |
Thymianöl |
für Säuglinge und Kinder |
Eucabal® Eukalyptusbad |
Eucalyptusöl |
ab sieben Jahren |
Eucabal® Kinderbad mit Thymian |
Thymianöl |
ab drei Monaten |
Kneipp® Erkältungsbad spezial Badezusatz |
Eucalyptusöl, D-Campher |
ab zwölf Jahren |
Penaten Baby Erkältungsbad Flüssiger Badezusatz |
Thymianöl |
ab sechs Monaten |
Pinimenthol® Erkältungsbad |
Eucalyptusöl, D-Campher, Levomenthol |
ab zwei Jahren |
Pinimenthol® Erkältungsbad für Kinder ab zwei Jahren |
Eucalyptusöl |
ab zwei Jahren |
stas® Erkältungsbad |
Levomenthol, Fichtennadelöl, Eucalyptusöl |
ab zwei Jahren |
Thymian Li-iL Erkältungs-Arzneibad |
Thymianöl |
ab zwei Jahren |
Der gute alte Kochtopf
Ebenfalls eine lange Tradition hat die Inhalation von ätherischen Ölen mit Hilfe von heißem Wasser. Bei dieser denkbar einfachen Form der Inhalation wird über einem Topf mit heißem Wasser inhaliert, während der Kopf mit einem Handtuch bedeckt wird. So wird der aufsteigende Dampf in Richtung Gesicht geleitet. Beim Atmen durch Mund oder Nase gelangt der Wasserdampf in die Atemwege. Es kann die Droge selbst verwendet werden, die mit dem heißen Wasser überbrüht wird. Häufig verwendet werden Kamillenblüten, Salbeiblätter oder Thymian. Geläufig ist auch die Wasserdampfinhalation mit einer Erkältungssalbe oder mit speziellen Inhalaten, also Lösungen von ätherischen Ölen in Ethanol. Beide – ein Salbenstrang einer Erkältungssalbe oder einige Tropfen eines Inhalates – werden mit dem heißen Wasser gemischt und inhaliert. Eine weitere, wenn auch wenig empfehlenswerte Möglichkeit ist die Verwendung von ätherischen Ölen in unverdünnter Form. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass die Öle schlagartig in zu hoher Konzentration frei werden und es zu einem sogenannten Umkehreffekt kommt: Zu hohe Dosen führen anstatt zu einer Sekretion des Schleims zu einer Verminderung von Schleim und Exsudat. Daher ist die stark verdünnte Anwendung von reinen ätherischen Ölen besonders wichtig. Als Faustregel gilt: Das Öl soll so stark verdünnt werden, dass der Geruch nur schwach wahrnehmbar ist. In Tabelle 1 ist ersichtlich, welche Produkte zur Inhalation mit Wasserdampf geeignet sind.
Die Wasserdampfinhalation ist zwar recht einfach. Nicht zu unterschätzen ist aber die Verbrühungsgefahr, gerade in Haushalten mit kleinen Kindern. Einige Hersteller bieten daher zu ihren Produkten spezielle Inhalatoren an, mit denen die Wasserdampfinhalation einfach und sicherer ist. Sie sind mit einem Rückhaltesystem für Heißwasser und einer Wärmeisolation ausgestattet. Erhältlich sind diese Inhalatoren z. B. von Pinimenthol®, Soledum® oder Transpulmin®.
Vorsicht, Anwendungsbeschränkungen!
Für alle ätherischen Öle, egal ob sie zur Einreibung, Inhalation oder für Bäder verwendet werden, gibt es bestimmte Anwendungsbeschränkungen: So sollen die Präparate nicht auf Schleimhäuten, vorgeschädigter oder entzündeter Haut, offenen Wunden, bei Verbrennungen oder Exanthemen angewendet werden. Besondere Vorsicht ist bei Asthma bronchiale, Keuchhusten, akuter Lungenentzündung, Pseudokrupp und anderen Atemwegserkrankungen mit ausgeprägter Überempfindlichkeit der Atemwege geboten. Die Anwendung bei den genannten Erkrankungen ist absolut kontraindiziert, weil die Wirkstoffe beim Einatmen zur Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen können.
Produkte mit Reinsubstanzen wie Menthol oder Campher sind für Kinder nicht geeignet, da die Gefahr eines Bronchospasmus besteht. Inhalationen werden grundsätzlich erst ab einem Alter von sechs Jahren empfohlen. Für Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren ist der Großteil der Einreibungen und Bäder ebenfalls tabu, da ätherische Öle keinesfalls in die Nähe der Atemwege gebracht werden dürfen. Einige Präparate, z. B. Babix®, dürfen trotzdem ab dem Säuglingsalter verwendet werden. Sie können auf Gegenstände, beispielsweise auf ein Tuch oder die Bettwäsche getropft werden, die sich in der Umgebung, allerdings nicht in unmittelbarer Nähe der Atmungsorgane befinden. Ab einem Alter von zwei Jahren können die Tropfen dann direkt auf die Kleidung in der Nähe der Atmungsorgane aufgetragen werden. Hinweise zur genauen Dosierung findet man in der Packungsbeilage der einzelnen Produkte.
„Inhalation von innen”
Sozusagen eine galenische Weiterentwicklung der Inhalation mit ätherischen Ölen stellen die Fertigarzneimittel Soledum® Kapseln forte, Gelomyrtol® forte und Sinolpan® forte dar. Die Produkte enthalten ätherische Öle bzw. isolierte Reinsubstanzen aus ätherischem Öl. Bei Soledum® Kapseln forte ist es das 1,8-Cineol, bei Gelomyrtol® forte eine Kombination aus Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl und bei dem erst seit Oktober dieses Jahres erhältlichen Sinolpan® forte ebenfalls Cineol, das aus Eukalyptusöl gewonnen wird. Sie alle sind als magensaftresistente Kapseln erhältlich, die geschluckt werden. Die Wirkstoffe werden im Dünndarm resorbiert, über die Blutbahn gelangen sie direkt zu den Bronchien und wirken dort sekretolytisch und entzündungshemmend. Insgesamt kann man sich die Wirkweise wie eine „Inhalation von innen” vorstellen. Die drei Produkte sind ein Beispiel für die konsequente Weiterentwicklung traditioneller Therapieformen und Wirkstoffe. Die Wirksamkeit dieser Arzneimittel ist in klinischen Studien dokumentiert. Im Gegensatz zu den Einreibungen und Bädern, die jeweils „zur unterstützenden Behandlung bei Erkältungskrankheiten” zugelassen sind, sind Soledum®, Gelomyrtol® und Sinolpan® bei Bronchitis und Sinusitis zugelassen.
Salzwasser zur Befeuchtung der Atemwege
Neben ätherischen Ölen wird sehr häufig mit Salzwasser inhaliert. Die Inhalation von Salzlösungen zur Befeuchtung der Atemwege und zur Sekretmobilisation hat eine lange Tradition. Bereits in der Antike galten Schiffsreisen oder Aufenthalte am Meer als heilsam bei Lungenerkrankungen. Das Einatmen der meerwasserhaltigen Luft kann sozusagen als Vorreiter der Aerosoltherapie gesehen werden. Später wurden dann in Kurorten sogenannte Gradierwerke errichtet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Druckluftvernebler auf den Markt.
Damit das Salz an seinen Wirkort, die Bronchien, gelangt, muss es in Form eines Aerosols gelöst vorliegen. Eine klassische Inhalation mit in heißem Wasser gelöstem Salz ist nicht zielführend, denn im Gegensatz zu den ätherischen Ölen, die wasserdampfflüchtig sind, verbleibt das Salz im Kochtopf und geht nicht in die Dampfphase über. Mit speziellen Verneblern hingegen ist es möglich, Aerosole zu erzeugen, die eingeatmet werden und das Salz oder auch andere Arzneistoffe direkt in die Atemwege transportieren. Am häufigsten verwendet werden Druckluftvernebler. Sie bestehen aus einem Kompressor und einem Vernebler, die mit einem Schlauch verbunden sind. An den Vernebler wird ein Mundstück oder eine Maske angeschlossen, mit denen inhaliert wird. Die mit dem Kompressor erzeugte Druckluft wird über eine Düse beschleunigt. Dabei wird um den Luftstrom herum ein lokaler Unterdruck erzeugt (Venturi-Prinzip). Dieser Unterdruck saugt die Verneblerflüssigkeit über feine Kanäle aus dem Wirkstoffreservoir an. Durch die hohe Geschwindigkeit des Luftstroms wird an dessen Grenzschichten die Flüssigkeitssäule abgerissen, sodass Tröpfchen entstehen. Speziell konstruierte Prallplatten im Vernebler verändern dieses sogenannte Primäraerosol, indem die größeren Tröpfchen durch Impaktion abgeschieden und dem Wirkstoffreservoir wieder zugeführt werden. Die kleineren Tröpfchen folgen dem Luftstrom und stehen für die Inhalation zur Verfügung.
Neben Druckluftverneblern gibt es auch Ultraschallvernebler, bei denen ein Schwingquarz elektrische Schwingungen in mechanische Schwingungen umwandelt, die auf die Wirkstofflösung übertragen werden, und Schwingmembranvernebler (Mesh-Vernebler), bei denen die Vernebelung mittels einer perforierten Schwingmembran erfolgt, die durch ein ringförmiges Piezo-Element in Vibration gebracht wird. Die größte Rolle in der herkömmlichen Inhalations-Therapie spielen nach wie vor die Druckluftvernebler.
Aerosol: Auf die Größe kommt es an
Essenziell bei der Inhalationstherapie ist die Teilchengröße. Während die Partikelgröße bei Wasserdampf über 30 μm beträgt, können mit einem Druckluftvernebler deutlich kleinere Partikel von circa 0,5 bis 10 µm erzeugt werden. Therapeutisch nutzbar sind sowohl sehr große Tröpfchen (≥ 10 μm) zur Behandlung der oberen Atemwege als auch Tröpfchen unter 5 μm zur Therapie der Lunge. Die Deposition in den unterschiedlichen Bereichen der Atemwege ist also abhängig von der Teilchengröße. Partikel über 10 µm verteilen sich in Mund, Nase, Rachen, Kehlkopf, Partikel zwischen 6 und 10 µm in der Luftröhre und den großen Bronchien, Partikel zwischen 3 und 6 µm in den mittleren und großen Bronchien und kleinste Partikel unter 3 µm in den kleinen Bronchien und Alveolen. Nach unten hin (unter 0,5 μm) ist die Tröpfchengröße durch die zu geringe Masse der Teilchen begrenzt, die nicht mehr ausreichend Wirkstoff transportieren kann. Die Deposition in den Atemwegen wird von drei unterschiedlichen Mechanismen bestimmt, die wiederum von Teilchengröße und -geschwindigkeit abhängig sind: Impaktion, Sedimentation und Diffusion. Unter Impaktion versteht man die durch die Massenträgheit bedingte Ablagerung des Aerosolpartikels in der Lunge. Dies betrifft vor allem Aerosole mit einem Durchmesser von > 3 μm. Die Sedimentation, das heißt die schwerkraftabhängige Deposition, erfolgt abhängig von der Partikelgröße und zeigt sich bei Aerosolen von 0,5 bis 4 μm. Die Diffusion betrifft Partikel unter 1 μm. Diese folgen zunehmend der Brownschen Molekularbewegung, können sich also aus der Richtung des Trägergas-Stroms entfernen und – wenn sie dabei in Wandnähe gelangen – dort deponieren.
Auswahl des geeigneten Gerätes
Die Auswahl des geeigneten Gerätes richtet sich nach Alter (Erwachsener, Kind, Kleinkind / Baby) und Erkrankung (obere / untere Atemwege, Art der Erkrankung). Für Kinder und Babys gibt es spezielle Geräte und Zubehör wie Masken und Winkel. Üblicherweise sind zu den Geräten jeweils passende Year Packs erhältlich, bestehend aus Vernebler, Schlauch, Mundstück und / oder Maske, die jährlich erneuert werden sollten. Auf den Webseiten der Hersteller findet man detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Geräten (siehe Tabelle 3). Nachdem der Markt für Inhala-tionsgeräte ständig wächst, ist ein objektiver Vergleich der Therapieeffizienz schwer möglich. Folgende Parameter nach DIN-Norm erlauben eine Einschätzung der Effizienz eines Gerätes, da sie eine Aussage über die Deposition der Teilchen in der Lunge ermöglichen:
- MMAD (Mass Median Aerodynamic Diameter): durchschnittliche Größe eines Aerosolteilchens in µm. 50% der Tröpfchenmasse haben einen Durchmesser kleiner oder gleich dem MMAD.
- RF (Respirable Fraction): Anteil (in %) der Aerosolpartikel im lungengängigen Bereich (< 5 µm).
- FPF (Fine Particle Fraction): Anteil (in %) der Aerosolpartikel im lungengängigen Bereich (< 3 µm).
- RD (Respirable Dose): absolute Menge (in µg) an Wirkstoff in lungengängigen Aerosolgrößen bis 5 µg.
Ein Inhalationsgerät mit einem niedrigen MMAD-Wert und einem hohen RF / FPF-Wert garantiert also eine hohe Deposition des Wirkstoffes in den unteren Atemwegen.
Hersteller |
Webseite |
Produktbeispiele |
---|---|---|
aponorm |
aponorm® Inhalator Compact, aponorm® Compact Kids Inhalator |
|
Beurer |
IH 18, IH 26 |
|
MPV Medical |
MicroDrop® Family2, MicroDrop® Calimero2, MicroDrop® Pro2 |
|
Omron |
CompAir NE-C801, NE-C28P, NE-C801KD |
|
Pari |
Pari Compact, Pari TurboBoy SX, Pari Boy SX, Pari JuniorBoy SX |
Richtig inhalieren
Zur Befeuchtung der Atemwege empfiehlt sich die Inhalation mit isotoner Kochsalzlösung. Praktisch sind fertige Ampullen wie Pari NaCl Inhalationslösung Ampullen oder Emser® Inhalationslösung. Mit hypertoner Kochsalzlösung kann zusätzlich ein sekretolytischer Effekt erzielt werden (z. B. MucoClear 3%, Isomar 3% hypertone Meersalzlösung). Daneben gibt es eine ganze Reihe von Wirkstoffen, die zur Inhalationstherapie geeignet sind, z. B. Bronchodilatatoren wie Ipratropiumbromid und Salbutamol oder Glucocorticoide wie Budesonid.
Neben den technischen Parametern spielt die Inhalationstechnik eine wichtige Rolle. Wichtig ist eine langsame und tiefe Atmung, denn dadurch gelangt die Inhalationslösung besser in die Lunge. Bei rascher und oberflächlicher Atmung prallen viele der kleinen Aerosoltröpfchen im hinteren Rachenraum ab und gelangen erst gar nicht in die Lunge. Wenn möglich, sollte man während der Inhalation aufrecht sitzen oder stehen und den Vernebler senkrecht halten. Das Inhalationszubehör sollte einmal jährlich ausgetauscht werden, um Therapieeffizienz und Hygiene zu gewährleisten. Sollten mehrere Personen in einem Haushalt dasselbe Gerät verwenden, so wird empfohlen, dass jeder Patient seinen eigenen Vernebler mit Zubehör verwendet, um Kreuzinfektionen und Ansteckungen zu vermeiden. |
Literatur
Hänsel R, Sticher O. Pharmakognosie Phytopharmazie, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2014
Kompendium Aerosoltherapie. Pari GmbH
Ratgeber Atemwege, Erkältung, Inhalation. MPV Medical GmbH
Rote Liste Online. www.rote-liste.de, Stand August 2018
Wissenschaftliche Einordnung des DIN-Norm Testverfahrens für Inhalationsgeräte. Stand 2018, MPV Medical GmbH
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