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Argumente fürs eigene Geschäftsmodell
Phagro-Studie legt Grundlage für Honorarforderung
Die Studie mit dem Titel „Der vollversorgende pharmazeutische Großhandel – Profil, Rahmenbedingungen und Systemvergleich“ wurde vom Institut für Handelsforschung an der Universität Köln in Zusammenarbeit mit Prof. Kaapke Projekte erstellt. Sie knüpft an eine vor zehn Jahren erschienene Arbeit an und zeigt die Besonderheiten der Vollversorger mit ihrem vollständigen herstellerneutralen Arzneimittelsortiment und mit Belieferungspflicht.
Die Studie beschreibt die Leistungen des Großhandels sowohl aus betriebswirtschaftlicher Perspektive als auch in Hinblick auf den Versorgungsauftrag. Wegen der vielen kostenintensiven Produkte und Leistungen hänge die Rentabilität des Geschäftsmodells von der Mischkalkulation ab. Doch die Zahl der Packungen nehme ab, während der Anteil der Hochpreiser mit gedeckelter Honorierung massiv gestiegen sei.
Kennzahlen verdeutlichen Leistungen
Zu den Vollversorgern werden 11 Unternehmen mit 113 Niederlassungen (Stand August 2018) gezählt. Diese hätten 2017 in jeder Apothekenbelieferung durchschnittlich 26,90 verschiedene Produkte von 14,04 Lieferanten gebündelt. Die Bestellzeilen umfassten durchschnittlich 1,70 Packungen. Der Anteil der Einerbestellungen habe 75,6 Prozent betragen (2009: 73,6 Prozent). 40,5 Prozent der Packungen seien je Niederlassung nur bis zu sechs Mal pro Jahr umgeschlagen worden und 9,9 Prozent nur bis zu einmal pro Jahr. Im Jahr 2017 hätten die Vollversorger 30,7 Milliarden Euro umgesetzt, davon 83 Prozent mit Rx-Arzneimitteln. Seit 2009 seien die Rx-Umsätze um 34,4 Prozent gestiegen, was überwiegend durch die Hochpreiser erklärt wird. Dagegen seien die Margen im Rx-Bereich von 5,8 Prozent im Jahr 2010 auf 4,4 Prozent im Jahr 2017 gesunken.
Steigende Belastungen
Ebenso wie den Apotheken würden dem Großhandel immer wieder zusätzliche Aufgaben zugeteilt, aber die höheren Kosten würden nicht kompensiert. Beim Großhandel betreffe das besonders die Rabattverträge, die die Betriebskosten im Jahr 2017 geschätzt um 45 Millionen Euro erhöht hätten. Außerdem belaste das Direktgeschäft die Mischkalkulation. Apotheken bezögen 19,22 Prozent der dort abgegebenen Packungen (15,52 Prozent des Umsatzes) direkt vom Hersteller. Teilweise folge dies aus Kontingentierungen. Weitere Belastungen seien die sinkende Apothekenzahl, preisaggressive Wettbewerber, mehr Beschaffungskooperationen und der zunehmende europaweite Arzneimittelversand.
Effektives Geschäftsmodell
Doch in einem Systemvergleich seien die Vollversorger gegenüber den Alternativen überlegen. Nur die Vollversorger würden den freien Marktzugang aller Arzneimittel sichern, könnten alle Apotheken in angemessener Zeit versorgen und den akuten Bedarf vollständig decken. Sie seien effektiv und effizient, weil sie auch die Transaktionskosten für Anbieter und Abnehmer senken würden. Als Prozesskosten der Apotheke für eine einzelne Großhandelsbestellung werden 9,15 Euro ermittelt, für eine einzelne Direktbelieferung 13,04 Euro.
Das Fazit: Andere Geschäftsmodelle können die Vollversorger nicht ersetzen. Darum sollten sie nicht weniger, sondern mehr genutzt werden, und die zunehmende Belastung sollte bei der Honorierung berücksichtigt werden. |
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