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Arzneimittel und Therapie
Nestschutz gegen Keuchhusten
Tdap-Impfung in der Schwangerschaft erhöht Antikörpertiter bei Neugeborenen
Bei Neugeborenen wird in der Regel im Alter von zwei Monaten mit der Grundimmunisierung gegen Keuchhusten begonnen. Sind die ersten drei Impfungen der Immunisierungsserie noch nicht abgeschlossen, stellt eine Pertussis-Infektion für die Säuglinge ein hohes und lebensbedrohliches Risiko dar. Eine Tdap-Impfung (Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten) der werdenden Mutter im dritten Trimenon der Schwangerschaft kann den Nestschutz des Säuglings gegen Keuchhusten erhöhen. In den USA beinhalten die aktuellen allgemeinen Impfempfehlungen für Schwangere eine solche Impfung zwischen der 27. und 36.Schwangerschaftswoche. Der optimale Zeitpunkt für die Impfung, in Bezug auf eine möglichst hohe Antikörperkonzentration beim Neugeborenen, ist jedoch noch nicht hinreichend geklärt.
In einer prospektiven Kohortenstudie mit mehreren hundert Schwangeren ist nun der Effekt einer Tdap-Impfung im dritten Trimenon auf die Konzentration von Antikörpern gegen Pertussistoxin im Nabelschnurblut der Neugeborenen bestimmt worden. Ein Ziel der Studie war auch, den optimalen Zeitpunkt für diese Impfung zu konkretisieren. Von den an der Studie beteiligten 626 Schwangeren wurden 312 Frauen zwischen der 27. und 36. Schwangerschaftswoche und mindestens zwei Wochen vor der Geburt mit der Tdap-Vakzine geimpft. Im Vergleich dazu standen 314 Frauen, die während der Schwangerschaft nicht mit der Tdap-Vakzine geimpft wurden. Nach der Entbindung wurde das Nabelschnurblut der Neugeborenen hinsichtlich der Konzentration an Antikörpern gegen Pertussistoxin untersucht. Das geometrische Mittel der Antikörperkonzentrationen bei den Kindern der Tdap-exponierten Gruppe lag bei 47,3 IU/ml: Ein Titer, mit dem die meisten Neugeborenen bis zum Beginn der Grundimmunisierung im Alter von zwei Monaten ausreichend geschützt sein sollten. Die mittlere Antikörperkonzentration der Neugeborenen der nicht geimpften Gruppe lag dagegen lediglich bei 12,9 IU/ml. Die höchsten Antikörperkonzentrationen bei Neugeborenen wurden erreicht, wenn die Impfung frühzeitig im dritten Trimenon der Schwangerschaft (27. bis 30. Woche) erfolgte.
Impfempfehlungen
Während in einigen Ländern wie den USA und Großbritannien die Impfung gegen Keuchhusten im dritten Trimenon der Schwangerschaft bereits allgemein empfohlen wird, sind die Impfempfehlungen in Deutschland zurückhaltender. Grundsätzlich sollten Schwangere so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig, geimpft werden. Impfungen mit Lebendimpfstoffen (z. B. gegen Röteln, Masern-Mumps-Röteln [MMR], Varizellen oder die Reiseimpfungen gegen Gelbfieber und Cholera) sind in der Schwangerschaft prinzipiell kontraindiziert, Totimpfstoffe sind bei entsprechender Indikation erlaubt. Bezüglich Pertussis existiert in Deutschland keine allgemeine Impfempfehlung für Schwangere. Um Neugeborene zu schützen – die selbst keinen natürlichen Nestschutz gegen die Krankheit besitzen – wird hier empfohlen, alle Kontaktpersonen rechtzeitig (bis spätestens vier Wochen vor der Geburt) gegen Keuchhusten zu impfen. Für Frauen mit Kinderwunsch wird die Pertussisimpfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) als Indikationsimpfung empfohlen. Wurde vor der Schwangerschaft keine Impfung durchgeführt, sollte die Mutter bevorzugt in den ersten Tagen nach der Entbindung geimpft werden. Die Impfung wird als Kombinationsimpfung Tetanus/Diphtherie/Pertussis (Tdap) verabreicht.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine Tdap-Impfung von werdenden Müttern im dritten Trimenon der Schwangerschaft die Pertussistoxin-assoziierte Morbidität und Sterblichkeit von Neugeborenen reduzieren kann. Der optimale Zeitpunkt für die Impfung ist nach bisherigen Erkenntnissen das frühe letzte Drittel der Schwangerschaft. |
Quelle
Healy CM et al. Association between third-trimester Tdap immunization and neonatal pertussis antibody concentration. JAMA 2018;320(14):1464-1470
Frauenärzte im Netz. Welche Impfungen können in der Schwangerschaft stattfinden und welche nicht? (Stand 23. März 2018) www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf am 6. Dezember 2018
Robert Koch-Institut. Impfungen. www.rki.de; Abruf am 6. Dezember 2018
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