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Aus den Ländern
Erste Digitalkonferenz ist ein voller Erfolg
Der Patient steht für die Apothekerkammer Niedersachsen im Mittelpunkt
„Wir freuen uns, dass unsere erste Digitalkonferenz auf eine so breite Resonanz gestoßen ist“, resümierte Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. „Das unterstreicht auch, wie wichtig der Austausch für alle Akteure im Gesundheitswesen ist. Mit unserer Veranstaltung haben wir zudem unser Ziel, ein höheres Bewusstsein für den digitalen Wandel in der Gesundheitsversorgung zu schaffen, erreicht.“ Auch zukünftig sollen diese Impulse eine wichtige Orientierung sein, um den Dialog mit Partnern, die ähnliche Wertevorstellungen und Ziele verfolgen, fortzusetzen und im Idealfall ein Gesundheitsnetz in Niedersachsen zu etablieren – immer mit dem Blick auf den Patienten.
Perspektivwechsel schafft Transparenz
„Ich bin zuversichtlich, dass wir die Strukturanpassung auf Landes- und Bundesebene mit gemeinsamer Anstrengung aller Akteure schaffen werden. Wir müssen bei der Digitalisierung nur mehr Tempo aufnehmen“, formulierte Claudia Schröder, Abteilungsleiterin Gesundheit und Prävention im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, in ihrem Grußwort. Die Ministerialdirigentin begrüßte das von der Bundesregierung beschlossene Terminservice- und Versorgungsgesetz, das 2019 in Kraft tritt. Bis 2021 müssen Krankenkassen ihren Versicherten die elektronische Patientenakte anbieten. „Bis 2019 sollen auch alle Apotheken an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sein“, prognostizierte sie. „Ich gehe davon aus, dass es dann auch den elektronischen Medikationsplan geben wird. Dabei soll und muss die Digitalisierung den Kontakt zum Patienten sinnvoll ergänzen und nicht ersetzen“, betonte sie. Schröder lobte die Initiative der Apothekerkammer, mit dem Vortragsprogramm, das einen so wichtigen Themenkomplex aus verschiedenen Blickwinkeln aufgreift, mehr Transparenz zu schaffen.
Chancen nutzen
Anerkannte Experten erläuterten in ihren Vorträgen die Herausforderungen und Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt – sei es für Akteure wie Ärzte, Apotheker und Krankenkassen oder Patienten und Pflegende. Matthias Horx, der als profilierter Redner zum Thema Trends gilt, erläuterte in seinem Impulsvortrag, welche Ängste, Zweifel und auch Euphorie der Mensch mit der Digitalisierung verbindet und er warnte: „Digitalisierung wird misslingen, wenn sie als reine technische Rationalisierung nur dem ‚Dataismus‘ huldigt.“ Gleichzeitig unterstrich Horx, dass Digitalisierung, menschliche Beziehungen nicht ersetzen, sondern unterstützen müsse.
Vorreiter Dänemark
Hans Erik Henriksen, CEO von Healthcare Denmark, gewährte mit seinem Vortrag einen Blick über den deutschen Tellerrand. In Dänemark hat sich die Digitalisierung im Gesundheitssystem bereits fest etabliert. Von der Diagnose bis zum Entlassbrief: Sämtliche Informationen aus elektronischen Krankenakten kann der Patient über ein zentrales Gesundheitsportal abrufen. „Das elektronische Rezept oder die elektronische Medikationsliste, auf die auch der Apotheker zugreifen kann, sind für die Dänen gelebter Alltag“, erklärte er. In seinem Vortrag umriss Henriksen auch die neue digitale Gesundheitsstrategie. Sie konzentriert sich darauf, Patienten besser in integrierte Versorgungsprozesse einzubinden und die existierenden Daten stärker für datenbasierte Anwendungen zu nutzen.
Dass ein digitales Gesundheitswesen früher oder später auch in Deutschland eingefordert werden wird, davon ist Tim Steimle, Fachbereichsleiter Arzneimittel der Techniker Krankenkasse, überzeugt. Er hat sich intensiv mit den „Digital Natives“ beschäftigt. „Für jüngere Generationen ist ein digitales Umfeld Alltag“, konstatierte er. „Die im April von uns gestartete elektronische Gesundheitsakte ist Basis für die zukünftige elektronische Patientenakte des Bundesgesundheitsministeriums“, berichtete Steimle weiter. In seinem Vortrag umriss er ein digitales Projekt, dass die Techniker Krankenkasse ab dem 1. Dezember 2018 für sechs Monate mit Hamburger Apotheken fahren wird. „Mit dem von uns entwickelten E-Rezept erhält der Patient auch einen QR-Code“, so Steimle. Dieser QR-Code kann an die Apotheke weitergeleitet werden. Dort wird die Medikation vorkonfektioniert, die der Patient später in der Apotheke vor Ort abholen kann.
„Die niedersächsische Regierung hat bereits eine Vielzahl von innovativen digitalen Projekten auf den Weg gebracht“, leitete Stefan Muhle, Staatssekretär für Digitalisierung, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, seinen Vortrag ein. Er berichtete über den „Masterplan Digitalisierung“ des Landes Niedersachsen. Dieser sieht in dem Bereich „Gesundheitsversorgung 4.0“ vor, Versorgungsmodelle zu etablieren und zu fördern. Dazu zählen unter anderem telemedizinische Projekte, digitale Vernetzung im Rettungswesen, assistierende technische Systeme für Senioren sowie die Digitalisierung der Pflege.
Gesundheitssystem muss dem Wandel folgen
Digitale Standards, dieser Aspekt zog sich wie ein roter Faden durch alle Vorträge und auch Kammerpräsidentin Magdalene Linz griff ihn in ihrem Schlusswort auf. „Digitalisierung darf nicht bedeuten, Abläufe, Verantwortung oder persönliche Kontakte nur technisch zu rationalisieren“, gab sie zu bedenken. Vielmehr müssten die menschlichen Beziehungen durch technologische Innovationen bereichert werden. „Auch die Strukturen des Gesundheitssystems müssen sich diesem digitalen Wandel anpassen“, forderte sie. „Wir brauchen sichere elektronische Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den sogenannten Leistungserbringern sowie einheitliche Standards und Schnittstellen, die letztlich dem Wohl des Patienten dienen.“
Gleiche Informationen für alle Akteure
Ein Schritt in die richtige Richtung ist die geplante Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). Die Zukunftsvision der Apotheker ist, dass Facharzt, Hausarzt, Apotheker und Patient Zugriff auf ein und dieselbe Quelle haben. Wichtige Informationen „verschwinden“ nicht mehr, sondern sie werden geteilt. Damit hat jeder den gleichen Informationsstand. Arztbriefe werden über das System verschickt, es kann auf Bilddaten, Befunde von Ärzten und auch von Therapeuten zugegriffen werden. Außerdem haben Ärzte, Apotheker und Patienten Zugriff auf die Ergebnisse von Laboren, Krankenhäusern, Pflegeheimen.
Intensiver Austausch
Die erste Digitalkonferenz klang mit einem gemeinsamen Mittagessen aus. Die Teilnehmer nutzten diese Gelegenheit, mit den Experten, aber auch untereinander ins Gespräch zu kommen und sich intensiv mit den Vortragsinhalten und den unterschiedlichsten Fragen rund um den Patienten zu beschäftigen. |
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