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Deutscher Apothekertag 2018
Honorierte Dienstleistungen als Chance!?
Ein Kommentar von Peter Ditzel
ABDA-Präsident Schmidt macht sich Sorgen. Der Berufsstand steht vor einem Reformstau, vor einer Reform-Agenda, vor großen Veränderungen. Ihm ist bewusst, dass Bundesgesundheitsminister Spahn das Rx-Versandverbot nicht für realistisch hält und ihm kaum noch eine Chance gibt. Umso mehr schaut Spahn auf andere Prioritäten für die Apotheker: Welche Alternativen kann er diesem Heilberuf anbieten, Alternativen, die die Kompetenz und das Wissen des Apothekers fordern und gleichzeitig einen gewissen finanziellen Anreiz bieten, Verluste aus dem Rx-Versand zu kompensieren? Sein Lockangebot hat er genannt: z. B. honorierte Dienstleistungen. Und damit griff er wohl einen Wunsch der Standesführung auf. Denn schon im Vorfeld des Apothekertags setzte sich der ABDA-Präsident mehrfach für honorierte Dienstleistungen ein. Auf einer regionalen Kammerveranstaltung bezeichnete es Schmidt beispielsweise als „zentrale Forderung der Apotheker an die Politik“, dass die Rechtsgrundlage für honorierte Dienstleistungen zwischen Krankenkassen und Apotheken geschaffen werden müssen. Da greift Spahn gerne zu – Hauptsache, das Rx-Versandverbot kommt in die Mottenkiste. Außerdem: Honorierte Dienstleistungen sind eigentlich ein Gebot der Zeit, seien es Präventionsangebote (z. B. Impfen!), Beratungsangebote, Angebote für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit wie z. B. der honorierte Medikationsplan und mehr.
Und so ist Schmidt überzeugt, dass Spahn den Apothekern bei Fragen der professionellen Weiterentwicklung der Dienstleistungen entgegenkommen wird. Die Frage, die sich Schmidt zu Recht stellt: Zu welchem Preis? Aber, so überfällig honorierte Dienstleistungen auch sind – kommt das nicht einer Mogelpackung gleich, sie als Ausgleich fürs Rx-Versandverbot zu handeln? Denn um mit Dienstleistungen zu verdienen, müssen wir zusätzliche Angebote machen, Einsatz bringen und Zeit bereitstellen, Personal ausbilden. Die durch ausländische Versender entgangene Belieferung von Rezepten gehört dagegen zu unserem Brot- und Buttergeschäft, ohne zusätzliche Herausforderungen. Ganz zu schweigen davon, dass wir mit honorierten Dienstleistungen zusätzlich abhängig werden von den Geldtöpfen der GKV mit allem, was dazugehört wie Honorarverhandlungen und Streitereien. Damit will ich mich nicht gegen Dienstleistungen aussprechen, man sollte sie nur als das sehen was sie sind: ein Extra, das Arbeit macht.
Und so ist es positiv zu bewerten, dass das Plenum des Apothekertags einen Leitantrag des ABDA-Vorstands und der Apothekerkammer Niedersachsen annahm, der vom Gesetzgeber fordert, eine gesetzliche Grundlage für honorierte pharmazeutische Dienstleistungen zu schaffen. Ein Antrag der Apothekerkammer Nordrhein dagegen, der in eine ähnliche Richtung zielte und mit dem die Erfahrungen aus Projekten wie ARMIN u. a. in einen honorierten Leistungskatalog übernommen werden sollten, wurde nur mit einer Änderung angenommen: Der Zusatz, dass für den Berufsstand die Möglichkeit zu schaffen sei, die Ausgestaltung des Leistungskatalogs im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit verhandeln zu können, wurde gestrichen. Nach wie vor lehnen wir es also ab, dass wir uns darum bemühen, einen Sitz im G-BA zu haben. Die Frage bleibt offen: Wie sollen wir jemals zu fair honorierten Dienstleistungen kommen, wenn Ärzte, GKV und andere über unsere Leistungen verhandeln und wir keine Chance haben, uns in die Verhandlungen einzubringen? Honorierte Dienstleistungen als Chance? So wünschenswert sie auch sind, sie haben für uns den „Beigeschmack“ eines Tranquilizers im Rx-Versandverbotsstreit – oder gar eines Danaer-Geschenks.
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