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Arzneimittel und Therapie
Gegen den Babyblues
Neurosteroid erweist sich bei postpartaler Depression als wirksam
Die Ursachen postpartaler Depressionen vermutet man in einer Störung des komplexen Zusammenspiels zwischen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse („Stressachse“) und dem Gammaaminobuttersäure (GABA)-System. Das endogene Neurosteroid Allopregnanolon wirkt als positiver allosterischer Modulator am GABA-A-Rezeptor und verstärkt so die Wirkung des inhibitorischen Neurotransmitters. Vor der Geburt sind die Allopregnanolon-Spiegel erhöht, danach fallen sie rapide ab. In Tiermodellen wurde gezeigt, dass schwankende Spiegel die depressive Symptomatik stark beeinflussen können.
Nun wurde in zwei randomisierten placebokontrollierten Phase-3-Studien bewiesen, dass sich dieser Ansatz auch therapeutisch nutzen lässt. Dazu wurde Frauen mit einer mittelschweren bis schweren postpartalen Depression über einen Zeitraum von 60 Stunden einmalig entweder eine Infusion von Allopregnanolon in einer speziellen Cyclodextrin-Formulierung (Brexanolon) oder ein Placebo verabreicht. Bereits unmittelbar nach der Infusion besserte sich die depressive Symptomatik deutlich – unter dem Neurosteroid signifikant stärker als unter Placebo. Auch 30 Tage nach Beginn der Therapie war ein Effekt nachweisbar. Bei rund 30% der Patienten traten Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Schwindel und Sedierung auf.
Bis die neue Therapie bei uns auf den Markt kommen könnte, dürfte es noch eine Weile dauern. In den USA wurde die Zulassung für die Allopregnanolon-Formulierung zwar bereits beantragt, bei der europäischen Zulassungsbehörde ist bislang jedoch noch kein Antrag eingegangen. |
Quelle
Meltzer-Brody S et al. Brexanolone injection in post-partum depression: two multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled, phase 3 trials. Lancet 2018; doi:10.1016/S0140-6736(18)31551-4
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