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Aus den Ländern
Arzneimittelversorgung soll sicher bleiben
LAV-Vizepräsident spricht beim VdK-Gesundheitstag vor über tausend Gästen
Mit Spannung verfolgten die Zuhörer Guldes Ausführungen zu Arzneimittel-Lieferengpässen der jüngsten Vergangenheit: „Auch durch Medienberichte sind die Menschen sensibilisiert und fragen sich, wie es sein kann, dass es in einem reichen Land wie in Deutschland bei Ibuprofen beispielsweise einen Mangel gibt.“ Unlängst habe der Fall rund um verunreinigte Blutdrucksenker für Aufsehen und Verunsicherung bei den Menschen gesorgt. Hier zeigte der LAV-Vize in seinem Referat das Spannungsfeld zwischen gesundheitspolitisch gewollter Kostendämpfung, Globalisierung und Marktkonzentration auf. „Unsere Gesellschaft muss sich grundsätzlich fragen, ob es der richtige Weg ist, wenn die Produktion von Arzneimittelwirkstoffen bei nur wenigen Herstellern in Asien erfolgt. Wir begeben uns in große Abhängigkeiten, wenn heute schon 80 Prozent aller Wirkstoffe nicht mehr aus Europa kommen. Je länger die Wege sind, umso schlechter lassen sich Prozesse kontrollieren und umso einfacher wird es auch für kriminelle Akteure, irgendwo ins Geschehen einzugreifen.“
Apotheken versorgen von Mensch zu Mensch
Gulde erklärte im Weiteren, wie stark sich die Zahl der niedergelassenen Apotheken in den letzten zehn Jahren nach unten entwickelt habe: „Allein in Baden-Württemberg gibt es heute fast zehn Prozent weniger Apotheken. Und das, obwohl wir mehr ältere und kranke Menschen zu versorgen haben.“ Er räumte ebenso mit dem Vorurteil auf, dass es in Deutschland zu viele Apotheken gäbe. „Im Schnitt kommen in Deutschland 24 Apotheken auf 100.000 Einwohner, in Dänemark nur sieben, in Griechenland sind es 87 und der EU-Durchschnitt liegt bei 31.“
Der baden-württembergische LAV-Vizepräsident ist sich trotzdem sicher, dass die Apotheke vor Ort für eine funktionierende Versorgungsstruktur im Gesundheitswesen erhalten bleiben wird: „Menschen brauchen die Menschen in den Apotheken. Die individuelle Ansprache, das persönliche Kümmern durch die Apotheken und ihre Teams ist ein wichtiger Baustein für eine gute Gesundheitsversorgung. Wir Apotheker machen uns auch Gedanken darüber, wie wir für unsere Patienten da sind, wenn die Wege in ländlichen Bereichen weiter werden. Die Apothekerschaft hat hierfür digitale Rezeptsammelstellen entwickelt, die die Arzneimittelversorgung über den Botendienst schneller machen können und wir arbeiten in Baden-Württemberg aktiv an einem Modell für ein elektronisches Rezept.“
Vorteile der Digitalisierung für Patienten
Medizinische Versorgung im digitalen Zeitalter war auch das Thema von Dr. Matthias Fabian, Vizepräsident der Landesärztekammer in Baden-Württemberg. Durch Digitalisierung könnten Menschenleben gerettet oder Krankheiten besser geheilt werden. So kämen Krankenwagen dank GPS schneller zum Patienten oder zum Verunglückten. Rettungssanitäter könnten sich aufgrund der Digitalisierung in der Klinik Anweisungen für die konkrete Hilfe vor Ort holen und ihrerseits die Klinik schon von unterwegs über den einzuliefernden Patienten und dessen Symptome informieren. Mit Blick auf das jüngste Telemedizin-Modellprojekt „docdirekt“ in Stuttgart und Tuttlingen sprach der Internist von guten Erfahrungen und prognostizierte eine Ausdehnung auf ganz Baden-Württemberg. Auch Menschen im Alter über 70 seien bei „docdirekt“ dabei. Und dort, wo es beim Patienten keinen PC gebe, könne die Arzthelferin ein Tablet mitbringen und so die Telemedizin nutzbar machen.
Pflegende und deren Angehörige nicht überlasten
Als weitere Redner sprachen der VdK-Landesvorsitzende Roland Sing und der AOK-Vorsitzende Dr. Christopher Hermann über die Herausforderungen der Pflege. Sing forderte vor allem eine Begrenzung der Belastungen für Patienten im Gesundheits- oder auch im Pflegebereich: „Hohe Eigenanteile, Investitionskosten und Ausbildungsumlagen dürfen nicht weiter den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zugemutet werden.“ In seinem Referat „Gesundheit und Pflege müssen bezahlbar sein!“ erinnerte Roland Sing auch daran, dass die mehr als 230.000 Mitglieder, die der VdK Baden-Württemberg zähle, nicht allein das Ergebnis einer guten Öffentlichkeitsarbeit seien, sondern dass viele Menschen die VdK-Hilfe benötigten, weil sie um ihre sozialrechtlichen Ansprüche kämpfen müssten. Dr. Christopher Hermann, der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, rief dazu auf, die Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung zu sehen. Mit Blick auf „Deutschlands größten Pflegedienst – die Angehörigen“, sagte er, dass sich die AOK dafür einsetzen werde, dass pflegende Angehörige alle zwei Jahre statt alle vier Jahre in Reha gehen könnten, um so die Menschen vor Burn-outs zu schützen. |
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