Arzneimittel und Therapie

Leben retten auf Distanz

Telemedizin kann Mortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz senken

Die digitale Revolution ist längst in der Medizin angekommen und eröffnet neue Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung. Dass Patienten mit Herzinsuffizienz von einer telemedizinischen Betreuung profitieren können, zeigt eine große deutsche Studie.

Bei Herzinsuffizienzpatienten mit einer implantatbasierten Therapie (z. B. Kardioverter-Defibrillator) ist Telemonitoring zunehmend verbreitet und wird auch von den Fachgesellschaften empfohlen. Für nichtinvasive telemedizinische Interventionen zeigten klinische Studien bislang jedoch uneinheitliche Ergebnisse.

Ziel der TIM-HF2-Studie (Telemedical Interventional Management in Heart Failure II) des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité in Berlin war es, die Möglichkeiten der Betreuung genauer zu beleuchten. Dabei wurde das Fontane-System eingesetzt, welches dem telemedizinischen Personal aus Ärzten und Krankenpflegern ermöglichte, individuelle Risikoprofile zu erstellen und die Versorgung an die Bedürfnisse des einzelnen Patienten anzupassen. Zudem konnten dringende Fälle mithilfe von Algorithmen priorisiert werden.

Über 1500 Patienten mit einer Herzinsuffizienz der NYHA-Klasse II oder III, die im letzten Jahr vor Studienbeginn wegen kardialer Dekompensation stationär behandelt worden waren und nicht an einer schweren Depression litten, nahmen an der Studie teil. Die Standorte umfassten sowohl Großstädte und Städte mit Unikliniken als auch strukturschwache ländliche Regionen.

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Betreuung als Teamleistung Die telemedizinische Intervention erlaubte einen engen Austausch zwischen dem Personal des Zentrums für Telemedizin, den Patienten sowie deren Hausärzten und Kardiologen vor Ort.

Rund um die Uhr betreut

Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert und über einen maximalen Zeitraum von 393 Tagen nachbeobachtet: Die Hälfte der Patienten erhielt als Kontrollgruppe die übliche medizinische Versorgung mit regelmäßigen Arztbesuchen. Die Interventionsgruppe wurde zusätzlich rund um die Uhr telemedizinisch mitbetreut. Dazu wurden täglich Messwerte (u. a. Körpergewicht, Blutdruck, EKG-Daten) sowie Angaben zu Gesundheitszustand und Medikation an das Zentrum für Telemedizin übermittelt. Der Fokus der Studie lag auf der Zahl der Tage, die die Patienten dadurch verloren, dass sie aufgrund von Herz-Kreislauf-Beschwerden ungeplant stationär behandelt werden mussten, oder dadurch, dass sie verstarben. In der Telemedizingruppe verloren die Patienten durchschnittlich weniger Tage als in der Kontrollgruppe (17,8 Tage vs. 24,2 Tage pro Jahr). Dieser Unterschied schien hauptsächlich durch eine geringere Gesamtsterblichkeit bedingt zu sein. In der Telemedizingruppe gab es pro 100 Personenjahre 7,9 Todesfälle, in der Kontrollgruppe 11,3 Todesfälle. In Bezug auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit gab es keine signifikanten Unterschiede.

Einen Grund für das bessere Abschneiden der Telemedizingruppe sehen die Autoren darin, dass die telemedizinische Betreuung in dieser Studie nicht nur zum Monitoring eingesetzt wurde. Vielmehr wurde das System auch zur Patientenschulung und zur Optimierung der Therapie genutzt, z. B. durch zeitnahe Anpassung der Medikation. Zudem könnte der tägliche Kontakt einen besseren Umgang mit Arrhythmien ermöglicht haben. Ein weiteres interessantes Ergebnis ist der fehlende Unterschied zwischen Patienten in städtischen und ländlichen Regionen. Dies unterstützt die These, dass Telemedizin – die entsprechende Infrastruktur vorausgesetzt – helfen kann, regionale Versorgungsunterschiede auszugleichen. |

Quelle

Koehler F et al. Efficacy of telemedical interventional management in patients with heart failure (TIM-HF2): a randomised, controlled, parallel-group, unmasked trial. Lancet 2018;392(10152):1047-1057

Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité. https://telemedizin.charite.de; Stand 20. September 2018

Apothekerin Sarah Katzemich

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