Arzneimittel und Therapie

Antidepressivum schützt Herz

Geringeres kardiales Risiko nach akutem Koronarsyndrom

Eine Depression tritt häufig als Begleiterkrankung bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom (Myokardinfarkt oder instabile Angina pectoris) auf. Dadurch erhöht sich das Risiko, erneut ein kardiales Ereignis zu erleiden. Nun wurde gezeigt, dass eine Behandlung der Depression mit Escitalopram für 24 Wochen das Auftreten von kardialen Komplikationen langfristig reduzieren kann.

Dazu wurden in einer zweiteiligen koreanischen Studie Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom identifiziert, die zusätzlich an einer Depression litten. 300 Patienten wurden in die erste Phase der Studie eingeschlossen und 24 Wochen lang entweder mit Placebo oder Escitalopram in flexibler Dosierung (5 bis 20 mg/Tag) behandelt. Die mittlere Escitalopram-Dosis beim letzten Kontrollbesuch betrug 7,6 mg. Am Ende der doppelblinden Behandlungsphase hatte sich die depressive Symptomatik im Vergleich zu Placebo signifikant gebessert. Im Anschluss wurde die Medikation ausgeschlichen und die Behandlung entblindet.

Acht Jahre lang beobachtet

Mittels eines speziellen koreanischen Registers wurden die Patienten über einen medianen Zeitraum von 8,1 Jahren weiter beobachtet. Der primäre Endpunkt, eine Kombination aus Tod, Myokardinfarkt und perkutaner Koronarintervention (PCI), wurde in der Escitalopram-Gruppe signifikant seltener erreicht als in der Placebo-Gruppe (40,9% vs. 53,6%; Hazard-Ratio [HR], 0,69; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,49 bis 0,96). Eine differenziertere Analyse der einzelnen Ereignisse ergab, dass insbesondere Herzinfarkte seltener auftraten. Hier zeigte sich ein signifikanter Vorteil zugunsten des Antidepressivums (8,7% in der Escitalopram- und 15,2% in der Placebo-Gruppe; HR 0,54; 95%-KI 0,27 bis 0,96). In Bezug auf die Gesamtsterblichkeit, Herztod und PCI waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nicht signifikant.

Die Autoren weisen darauf hin, dass bisherige Untersuchungen keine Reduktion des kardialen Risikos durch eine antidepressive Behandlung zeigen konnten, wohl aber eine erhöhte Überlebenswahrscheinlichkeit von Schlaganfallpatienten. Allerdings unterschieden sich die Studien neben methodischen Aspekten (z. B. Beobachtungsdauer) in zahlreichen weiteren Punkten (z. B. Schwere der Depression und der Koronarerkrankung). Die aktuelle Studie ist unter sehr speziellen Bedingungen entstanden: Zum einen handelt es sich um eine rein koreanische Population, was die vergleichsweise geringe Escitalopram-Dosis erklärt. Des Weiteren wurde die Studie an nur einem Zentrum durchgeführt. Zudem war die Fallzahl der einzelnen Komponenten des kombinierten primären Endpunkts gering, was die Aussagekraft einschränkt. Außerdem wurden die depressive Symptomatik und die Anwendung von Antidepressiva während der Beobachtungsphase im zweiten Teil der Studie nicht erfasst. Nichtsdestotrotz liefert diese Studie wichtige neue Erkenntnisse für das hochkomplexe Behandlungsfeld der akuten Koronarerkrankungen. |

Quelle

Kim JM et al. Effect of Escitalopram vs Placebo Treatment for Depressionon Long-term Cardiac Outcomes in Patients with Acute Coronary Symrome. JAMA 2018;320(4):350-357

Apothekerin Dr. Maren Flügel

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