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Apotheke und Markt
Haarausfall individuell behandeln
Orale Basistherapie kann mit topischen Mitteln kombiniert werden
Die häufigste Diagnose bei Frauen ist ein anlagebedingter Haarausfall mit periodisch akuter Aktivität bzw. gleichzeitig bestehendem diffusem Telogen-Effluvium (Haarausfall, der nicht zur völligen Kahlheit führt). Wie der Hautarzt Dr. Andreas Finner, Berlin, erläuterte, sollten ärztlicherseits mögliche Ursachen wie Eisenmangel, Infektionen sowie hormonelle Einflüsse ausgeschlossen werden. Initial empfiehlt er den meisten Frauen und Männern mit akutem diffusem Telogen-Effluvium stets die Basistherapie mit einer oralen Kombination von Medizinalhefe, B-Vitaminen, Cystin/Keratin und Calciumpantothenat (Pantovigar®). Diese bremst meist den Haarausfall, messbar beim Zupftest, ärztlicherseits auch durch die Trichoskopie. Je nach Kopfhautbild kann ein Antischuppenshampoo hilfreich sein. Nach vier bis sechs Monaten wird der Erfolg kontrolliert, die Behandlung gegebenenfalls modifiziert.
Geduld ist wichtig
Zur Basistherapie mit Pantovigar® rät Finner auch bei der aktiven androgenetischen Alopezie. Ursache ist hier die Aktivität der Steroid-5α-Reduktase in den Haarfollikeln bzw. eine Überempfindlichkeit der Follikel gegen das durch dieses Enzym gebildete Dihydrotestosteron (DHT). Die DHT-Aktivität kann bei Abfallen weiblicher Hormone in den Wechseljahren gegenüber Estrogenen dominieren und so den Haarausfall anstoßen. Hemmstoffe der 5α-Reduktase wie Alfatradiol wirken dem entgegen; zugelassen ist lokal appliziertes Alfatradiol zur Steigerung der verminderten Anagenhaarrate bei der leichten androgenetischen Alopezie. Die alkoholische Lösung (z. B. Pantostin®) kann kurzfristig etwas auf der Kopfhaut brennen, gilt ansonsten als sehr gut verträglich. Eine Besserung des Haarausfalls braucht Geduld, ist nie vor Ablauf eines Monat zu erwarten. Ist nach vier Monaten kein sichtbarer Erfolg zu verzeichnen, kann zusätzlich Minoxidil abends (Alfatradiol morgens) appliziert werden. Für Männer kommt auch Finasterid als 1-mg-Tablette infrage, wenngleich bei dem oralen 5α-Reduktasehemmer derzeit verstärkt unerwünschte Wirkungen diskutiert werden.
Bei nicht-aktiver androgenetischer Alopezie mit länger bestehendem Haarverlust können verschiedene Maßnahmen wie orale Basistherapie, Alfatradiol, Minoxidil und orales Finasterid kombiniert werden. Der Behandlungsplan sollte vom Facharzt erstellt werden. Besteht weiterhin Behandlungsbedarf, kann Mann/Frau über weitere Behandlungsmethoden informiert werden, die jedoch außerhalb der Selbstmedikation angesiedelt sind: Haartransplantation, Photobiostimulation oder die Anregung des Haarwachstums mit PRP („Plättchen-reiches Plasma“). Bei PRP handelt es sich um das konzentrierte, angereicherte Blutplasma des Patienten, das nach einer speziellen Aufarbeitung hohe Konzentrationen an Blutplättchen, Wachstumsfaktoren und Proteinen enthält.
Quelle
Mittagsseminar „Mögliche Herangehensweisen bei Haarausfall – Drei Experten berichten“, im Rahmen der 26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, München 26. Juli 2018; Merz Pharmaceuticals GmbH
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