Arzneimittel und Therapie

Feine Nadeln gegen fiese Schmerzen

Akupunktur lindert Gelenkbeschwerden unter Aromatasehemmern

Die Anwendung von Akupunktur führte in einer randomisierten Studie zur Besserung von Gelenkschmerzen, die durch die Einnahme von Aromatasehemmern verursacht wurden. Ob dieses Ergebnis tat­sächlich klinisch relevant ist, bleibt allerdings fraglich.

Aromatasehemmer, die zur endokrinen Therapie des Hormonrezeptor-positiven postmenopausalen Mammakarzinoms eingesetzt werden, verringern die Rezidivhäufigkeit und senken die Mortalität. Allerdings ist die erforderliche mehrjährige Einnahme mit Nebenwirkungen, insbesondere mit Arthralgien, verbunden. Die bei etwa der Hälfte der Frauen auftretenden Gelenkschmerzen beeinträchtigen die Adhärenz und führen nicht selten zum Therapieabbruch. Zur Linderung dieser Beschwerden gibt es keine Patentlösung, und im Rahmen eines Nebenwirkungsmanagements werden verschiedene Ansätze ­verfolgt.

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Akupunktur ist eine Behandlungsmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin. Sie wird bei zahlreichen Beschwerden eingesetzt – nur für wenige Indika­tionen gibt es jedoch Wirksamkeitsbelege aus klinischen Studien.

Nebenwirkungen unter Aromatasehemmern

Durch Hemmung des Enzyms Aroma­tase wird die Estrogensynthese aus Androgenen unterbunden, die Estradiol- und Estronblutspiegel sinken. Die Nebenwirkungen ähneln Wechseljahrsbeschwerden. Zu den häufigen unerwünschten Wirkungen zählen u. a.

  • gastrointestinale Beschwerden
  • Hitzewallungen
  • periphere Ödeme
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • allgemeine Schwäche
  • Verminderung der Knochendichte

Bei durch Aromatasehemmer-induzierten Arthralgien sollte das Medikament nicht morgens, sondern abends vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Patienten können zudem darauf hingewiesen werden, dass die Beschwerden im Verlauf einiger Monate zuerst zu- und dann wieder abnehmen. Lebensstilveränderungen wie leichte körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Physiotherapie, Verzicht auf Nicotin und nur moderater Alkoholkonsum können die Arthralgien unter Aromatasehemmern lindern.

Weitere Informationen zum Nebenwirkungsmanagement bei antihormoneller Therapie finden Sie in unserer Serie „Der Krebspatient in der Apotheke“ (DAZ 2018, Nr. 30, S. 48 ff).

Eine solche Maßnahme ist die Anwendung von Akupunktur, deren Wirksamkeit nun in einer US-amerikanischen Studie untersucht wurde. An der zwölfwöchigen multizentrischen Studie nahmen 226 postmenopausale Patientinnen mit einem Mammakar­zinom im Frühstadium teil, die an Aromatasehemmer-induzierten Gelenkschmerzen litten. Die Schmerzen lagen auf einer Skala von 0 bis 10 (ermittelt mithilfe des Brief Pain Inven­tory Worst Pain-Score) bei 6,6 Punkten im Median. Die Frauen wurden ­einer von drei Gruppen zugeteilt und erhielten entweder Akupunktur-Anwendungen, Schein-Akupunktur-Anwendungen (jeweils zweimal wöchentlich während der ersten sechs Wochen, gefolgt von einer wöchentlichen Anwendung während der nächsten sechs Wochen) oder keine Behandlung. Nach sechs Wochen wurde der Schmerzscore erneut bestimmt. Dieser sank unter der Akupunktur um 2,05 Punkte, unter der Schein-Akupunktur um 1,07 Punkte und in der Gruppe ohne Behandlung um 0,99 Punkte. Der Unterschied zwischen Akupunktur und Schein-Akupunktur sowie zwischen Akupunktur und keiner Therapie war statistisch signifikant. Ein als klinisch relevant angesehener Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen von mindestens 2,00 Punkten konnte jedoch nicht erreicht werden. Welche Bedeutung diesem moderaten Effekt einer Akupunktur zukommt, ist daher unklar. |

Quelle

Hershman D et al. Effect of acupuncture vs sham acupuncture or waitlist control on joint pain related to aromatase inhibitors among women with early-stage breast cancer. A randomized clinical trial. JAMA 2018;320(2):167-176

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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