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Aus der Hochschule
Zeugnisvergabe an künftige Toxikologen
Berlin: Feierliche Verabschiedung der vorerst letzten Studenten des Masterstudiengangs Toxikologie
Am 27. Juli 2018 fand die feierliche Zeugnisvergabe an die 29 Absolventen des Masterstudiengangs Toxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin statt. Einige konnten aus Termingründen nicht teilnehmen, aber die meisten Absolventen der 8. Matrikel folgten der Einladung und versammelten sich am Nachmittag im frisch renovierten Hörsaal, der sie an einige durchlittene Klausuren erinnerte. Nicht nur der Ort weckte alte Erinnerungen, sondern auch die Veranstaltung an sich, denn der Leiter des Masterstudienganges, Professor Ralf Stahlmann, hielt einen kurzen Vortrag, der stark an frühere Vorlesungen erinnerte. Ein letztes Mal sprach er mit den Absolventen über Kausalzusammenhänge, Dosis-Wirkungs-Beziehungen und brisante, aktuelle Themen der Toxikologie. Warum wirkt Rizin bereits in sehr niedrigen Dosierungen toxisch? Was ist bekannt über den Anschlag mit dem Kampfstoff Nowitschok in England? Welche gesundheitlichen Folgen könnte die Verunreinigung von Valsartan-Generika mit Dimethylnitrosamin haben? Anschließend bekamen alle anwesenden Absolventen ihr Zeugnis überreicht. Beim folgenden Sektempfang hatten sie dann die Gelegenheit, Kommilitonen wiederzusehen und sich mit ihnen auszutauschen. Fast alle haben bereits einen Job, der ihren Wünschen entspricht.
Wie geht es weiter mit dem Toxikologen-Nachwuchs?
Acht Jahre lang wurden Bewerber mit einem berufsqualifizierenden Hochschulabschluss zum Masterstudiengang Toxikologie zugelassen, seit dem Wintersemester 2016 ist die Immatrikulation jedoch ausgesetzt. Professor Stahlmann, der Initiator des Masterstudiengangs Toxikologie an der Charité, hat bereits 2015 das Ende seiner Dienstzeit erreicht. Er hatte den Studiengang 2008 ins Leben gerufen und jahrelang geleitet. Professor Gilbert Schönfelder hat inzwischen die Leitung des Masterstudienganges übernommen. Dieser erfreute sich großer Beliebtheit in Deutschland und zunehmend auch im Ausland. Auf die 30 pro Jahr zur Verfügung stehenden Studienplätze kamen in jedem Sommer etwa 70 bis 80 Bewerbungen, obwohl Studiengebühren in Höhe von 1650 Euro pro Semester entrichtet werden mussten. Nur für eine kurze Startphase erhielt der Studiengang eine Anschubfinanzierung von der Charité, vom Fonds der chemischen Industrie und einigen pharmazeutischen Unternehmen. In den Jahren danach musste der Studiengang sich finanziell selbst tragen – das war die Vorgabe der Charité.
Denkschrift der GT findet kein Gehör
Die Toxikologie ist ein spannendes und breit gefächertes Berufsfeld, das dringend Nachwuchs benötigt. Im Jahr 2015 veröffentlichte die Gesellschaft für Toxikologie (GT) eine Denkschrift, in der die Position der Toxikologie in Deutschland zum Ausdruck gebracht wird (s. Kasten). Mensch und Umwelt werden auch zukünftig potenziell gefährlichen Einflüssen durch chemische Substanzen ausgesetzt sein. Spezielles Wissen ist notwendig, um diese Gefahren zu erforschen, zu erkennen, zu bewerten und somit von Mensch und Umwelt abzuwenden. Gerade deshalb ist es wichtig, Toxikologen auszubilden. Doch die mahnenden Worte in dieser Denkschrift finden kaum Gehör. Die Toxikologie in Deutschland muss drastische Einsparungen hinnehmen, und toxikologisches Wissen wird an vielen deutschen Hochschulen nicht mehr vermittelt. Dabei macht die Altersstruktur der heutigen Toxikologen ein schnelles Handeln erforderlich. Die Gesellschaft für Toxikologie fordert, dass es an jeder Universität eine toxikologische Forschungseinrichtung geben sollte. Die Wiederaufnahme des Masterstudienganges Toxikologie an der Charité unter der Leitung von Professor Gilbert Schönfelder wäre von großer Bedeutung für die Toxikologie in Deutschland. Interessenten finden aktuelle Informationen zum Masterstudiengang Toxikologie unter www.master-toxikologie.charite.de. |
Die GT hat 2015 die Denkschrift verfasst, „um auf die Bedeutung der Disziplin für den Gesundheitsschutz des Verbrauchers, am Arbeitsplatz und für den Schutz der Umwelt aufmerksam zu machen“, heißt es in der Zusammenfassung der Schrift. Die Toxikologie sei wichtig „für eine nachhaltige Entwicklung von Arzneimitteln, von Pflanzenschutzmitteln und von vielen Produkten des Alltags“. Sie gelangen zur Denkschrift, wenn Sie den Webcode P5PD3 ins Suchfeld auf DAZ.online eingeben.
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