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Reportage
Klenk liefert Natur
Besuch beim Traditionsunternehmen Heinrich Klenk in Schwebheim
Die Firmengeschichte lässt sich kurz erzählen: 1923 gründete Heinrich Klenk im unterfränkischen Schwebheim die Kräuterhandlung, die sich rasch einen Namen als zuverlässiger Lieferant machte. 1962 übergab der Firmengründer das Unternehmen an seinen Neffen, Heinrich Ludwig Klenk, den Seniorchef des Unternehmens, der das Unternehmen 1996 an die dritte Generation, den heutigen Mit-Inhaber Heinrich Klenk junior, übergab. Als Verstärkung der Geschäftsführung holte Heinrich Klenk 2016 den Betriebswirt Stefan Oehler ins Unternehmen, der zuvor beim Pharmagroßhändler Ebert & Jacobi unter anderem für den Zentraleinkauf und Apothekenkooperationen verantwortlich war.
Gegründet im „Apothekergärtlein Frankens“
Firmensitz des Familienunternehmens ist noch heute Schwebheim, eine 4000 Seelen große Gemeinde im Landkreis Schweinfurt. Vor über 100 Jahren hat sich dort der Kräuteranbau etabliert, der dieses Gebiet zu einem Zentrum des Kräuteranbaus, des Kräuterhandels und der -verarbeitung werden ließ. Schwebheim wird daher gerne als Apothekergärtlein Frankens bezeichnet. Innerhalb der Verwandtschaft der Firma Klenk werden auf rund 100 Hektar Anbaufläche Arzneipflanzen auch ohne Einsatz von Pestiziden kultiviert, beispielsweise Pfefferminze oder Melisse.
Der Vertragsanbau vor Ort macht allerdings nur einen kleinen Teil der geschäftlichen Aktivitäten aus. Das Unternehmen Klenk hat sich auf den Handel und die Verarbeitung von pflanzlichen Rohstoffen spezialisiert. Rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten heute an den drei Standorten in Schwebheim. Am Hauptsitz in der Ortsmitte befinden sich die Verwaltung, der Einkauf, die Labore für die Qualitätskontrolle, die Weiterverarbeitung und Verpackung der Produkte. An zwei weiteren Standorten im Industriegebiet von Schwebheim finden sich große weiträumige Lagerhallen für das getrocknete Pflanzenmaterial und ein Betrieb nach den neuesten GMP-Standards für die Be- und Verarbeitung der Rohstoffe (z. B. Entwesung, Schneiden, Mahlen, Sieben).
Im Lauf seiner 95-jährigen Geschichte hat das Unternehmen eine große Expertise auf dem Gebiet des Handels mit Kräutern und Heilpflanzen aller Art, Tees und Gewürzen erworben. „Erfahrung ist in diesem Geschäft eine wichtige Voraussetzung“, erläutert es Stefan Oehler, „unser Chef Heinrich Klenk junior ist hier einer der Experten im Einkauf. Er hat Kontakte in alle Welt, er kennt die zuverlässigen Handelspartner für Kräuter und Drogen. Wir haben ein tolles Team von erfahrenen Mitarbeitern.“ Klenk kauft seine Rohstoffe beispielsweise von Vertragsbauern in China, Namibia, Afghanistan, Ägypten und Mexiko, aber natürlich auch in Deutschland vor Ort. Regelmäßig fahren die Geschäftsführer zu den Anbaugebieten, auch im Ausland, um die Anbaubedingungen und die Qualität vor Ort zu begutachten. „Bei Naturprodukten muss die Qualität von Anfang an stimmen,“ bringt es Oehler auf den Punkt, „nachbessern ist bei diesen Naturstoffprodukten nicht möglich.“
Lagern, prüfen, verarbeiten
Der Einkauf, die Beschaffung des Pflanzenmaterials ist nur die eine Seite der Medaille. Zu den Geschäftsfeldern einer modernen Kräuterhandlung, wie Klenk es ist, gehört heutzutage auch die Prüfung, Zertifizierung und Weiterverarbeitung der Drogen. Letztlich müssen alle Heilpflanzen und deren Teile, also Kräuter, Blätter, Blüten, Samen, Rinden und Hölzer, bearbeitet werden, bevor sie weiterverkauft oder zu eigenen Tees verarbeitet werden.
Dazu gehören zum Beispiel die Entkeimung und Entwesung der Drogen. 2009 wurde eine neue Dampf-Keimreduktionsanlage in Betrieb genommen, 2011 eine große CO2-Entwesungsanlage. Bei einigen Drogen wird auch die Schädlingsbekämpfung mit Phosphorwasserstoff vorgenommen, das aus Magnesiumphosphid freigesetzt wird und so gut steuer- und kontrollierbar ist, wie es Apotheker Robert Parzinger, bei Klenk zuständiger Herstellungsleiter und Leiter der Qualitätssicherung, erklärt. Parzinger, der schon bald nach seinem Pharmaziestudium in die Firma Klenk eintrat, arbeitet dort seit über 30 Jahren. Er hat das Qualitätsmanagement mit aufgebaut und ist mit Leib und Seele in seinem Aufgabengebiet tätig. Auf dem Rundgang durch die Lagerhallen und Gebäude für die Drogenverarbeitung zeigt er nicht ohne Stolz die zahlreichen Maschinen und Anlagen.
Zur Bearbeitung der getrockneten pflanzlichen Rohstoffe gehört z. B. das Zerkleinern durch Schneiden (zwei große Grob-Schneideanlagen stehen bei Klenk dafür zur Verfügung), das Vermahlen (vier Mahlanlagen) und der Feinschnitt, der bei Klenk mit drei Schneidmühlen durchgeführt wird. Auch die Weiterverarbeitung bestimmter Drogen bis hin zu Pulvern in jedem Feinheitsgrad und die Herstellung von Granulaten ist bei Klenk möglich.
Beim Rundgang durch das Unternehmen statten wir auch dem firmeneigenen Labor einen Besuch ab. Der Biologe Dr. Gerald Binder, Leiter des Labors, erklärt, dass hier alle vom Arzneibuch vorgeschriebenen Prüfungen durchgeführt werden, beispielsweise DC- und mikroskopische Analysen, Spektralphotometrie, Gaschromatographie und HPLC. Weitergehende Untersuchungen, beispielsweise auf Pestizide, werden in Zusammenarbeit mit auditierten und akkreditierten Laboren durchgeführt.
Lieferant für über 700 Rohstoffe
Wie Oehler hinzufügt, kann Klenk alle gängigen und wichtigen Zertifizierungen und Registrierungen vorweisen, angefangen bei Good Manufacturing Practice (GMP), HACCP im Bereich der Lebensmittelsicherheit bis hin zu Bio-Zertifikaten und einem Halal- und Kosher-Zertifikat.
Das Sortiment von Klenk umfasst über 700 Heilpflanzen, Kräuter, Gewürze, Rinden, Hölzer, Blätter und Blüten. Angeboten werden diese Rohstoffe in großen Gebinden zwischen 15 und 25 kg oder in Big Bags (400 bis 800 kg) und als Feinschnitte für Teebeutel für weiterverarbeitende Betriebe, als Schnittdrogen, als Pulver in jedem Feinheitsgrad, als Granulate und Mischungen.
Das Unternehmen liefert an weiterverarbeitende Betriebe, beispielsweise an die Phyto-Pharmaindustrie, die Lebensmittelindustrie, an Extrakthersteller und Futtermittelhersteller sowie an die Spirituosenindustrie (Wacholderbeeren für die Gin-Herstellung) und Teehersteller.
Daneben ist Klenk auch als Lohnhersteller für andere Unternehmen tätig. „Was die wenigsten wissen“, ergänzt Oehler beim Thema Klenk als Naturlieferant, „wir stellen auch Kräutermischungen für ganz individuelle Bedürfnisse von Tieren, beispielsweise Pferden, her. Der Bereich für Ergänzungsfutter für Tiere ist längst kein Nischenmarkt mehr und wir verzeichnen Jahr für Jahr steigende Nachfrage.“
Teedrogen für die Apotheke
Nicht zu vergessen: Mit zu den wichtigsten Kunden von Klenk gehören der pharmazeutische Großhandel und die Apotheken. Nahezu jede Apotheke kennt die charakteristischen grünen Tüten mit Teedrogen. Wer sich die zeit- und kostenaufwendigen Prüfungen, Untersuchungen und Dokumentationen sparen will, findet bei Klenk die 30 gängigsten Drogen gemäß Standardzulassung, einsetzbar für die individuelle Rezeptur oder für den Handverkauf, abgepackt in 250 Gramm-Tüten, beispielsweise Kamillenblüten, Pfefferminzblätter oder Salbeiblätter.
Darüber hinaus entwickelte Klenk in den vergangenen Jahren ein eigenes Sortiment an Arzneitees, Einzeldrogen und Teemischungen, abgepackt in Teepackungen mit einem neuen zeitgemäßen Packungsdesign. Rund 32 Arznei- und Lebensmitteltees stehen zur Verfügung.
„Es wurde Zeit“, so Oehler, „dass wir unseren Teepackungen ein neues Erscheinungsbild gegeben haben. Seit Februar dieses Jahres zeigt sich unser gesamtes Sortiment im neuen Design. Verändert haben wir auch unser Markenlogo, ein grünes Blatt hinter dem Namen Klenk.“ Das Logo soll Klarheit und Modernität ausstrahlen.
In die Gestaltung der Teepackungen steckte Klenk viel Herzblut. Die Packungen, weißer Grund mit farbiger Banderole, sollen Sorgfalt und Reinheit vermitteln. Verziert wird die Packung mit einem Bild der enthaltenen Teedrogen, als farbiges Aquarell gemalt, in enger Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur zudem aus Kitzingen.
Neben dem Sortiment an Tees bietet Klenk auch zahlreiche Grill- und Küchengewürze an, beispielsweise Bratkartoffelgewürz, Kräuter der Provence, Pfeffer und Steakgewürz, aber auch Weihnachtsgewürze wie Anis, Ingwerwurzel, Muskatnüsse und Safran.
„Neu erschlossen haben wir den Bereich ‚Superfood‘“, so Oehler, „unter diesem neuen Ernährungstrend verstehen wir Lebensmittel, die eine besonders hohe Konzentration an gesunden Nährstoffen enthalten. Zu diesen Naturprodukten zählen z. B. Leinsamen, Flohsamen und Flohsamenschalen indisch, Produkte, die sich auch für eine vegetarische und vegane Ernährung eignen. Aufgrund ihrer hohen Quellfähigkeit sind diese Produkte ideale Magenfüller, um ein intensives Sättigungsgefühl zu erreichen.“ Displays und Aufsteller für den Abverkauf werden folgen. „Wir bleiben der Apotheke treu und verweisen bei unserer neuen Homepage inklusive Heilkräuterlexikon sowie dem neuen Facebook-Auftritt immer auf die Apotheke vor Ort“, ergänzt Oehler.
Auch im Sortiment: Cannabisblüten
Bei der Frage nach weiteren Aktivitäten und Wachstumschancen des Unternehmens lässt Stefan Oehler durchblicken, dass ihm hier nicht bange ist: „Naturheilkunde ist im Trend, aktuelle Umfragen zeigen, dass Patienten Arzneimittel mit pflanzlichen Bestandteilen bevorzugen. Unser Unternehmen ist hier bestens aufgestellt. Wir kennen die komplette Lieferkette. Die Apotheke ist für uns der ‚natürliche‘ Partner im Bereich Heilpflanzen.“ Und er fügt hinzu: „Klenk wird weiter wachsen, wir haben Flächen, auf denen wir unsere Produktionsstätten erweitern können.“
Klenk ist auch bei neuen Entwicklungen am Ball, Stichwort Cannabisblüten. „Wir kooperieren hier mit dem Unternehmen Pedanios, dem Marktführer im Bereich von medizinischem Cannabis“, erläutert Geschäftsführer Stefan Oehler die neuen Aktivitäten. Die Pedanios GmbH ist ein GMP-zertifizierter Betrieb, der sich u. a. auf den Im- und Export von medizinischem Cannabis spezialisiert hat. Pedanios ist seit 2017 ein Tochterunternehmen von Aurora, ein lizenzierter Hersteller von medizinischem Cannabis in Canada. In mehreren Produktionsstätten in Alberta, am Flughafen Edmonton und in Quebec produziert Aurora die Cannabisblüten. Pro Jahr sollen voraussichtlich über 250.000 kg Cannabis gewonnen werden. Wir legen großen Wert darauf, dass Cannabisblüten für medizinische Zwecke als ernst zu nehmendes Arzneimittel betrachtet werden“, betont es Oehler, „daher haben wir uns entschlossen, dem von uns vertriebenen Produkt keinen Fantasienamen zu geben, sondern haben es mit der Bezeichnung ‚Klenk 18/1‘ versehen, ein Name, der auf den Gehalt hinweist, nämlich 18 Prozent Tetrahydrocannabinol (THC) und 1 Prozent Cannabidiol.“ Seit Mitte Mai kann Klenk die erste Charge der Cannabisblüten als erster Anbieter über den pharmazeutischen Großhandel liefern. |
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