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Abschied vom Schulgeld erleichtert längere Ausbildung

Interview zur Novellierung der PTA-Ausbildung

ADEXA und der BVpta haben ein gemeinsames Positionspapier zur Neuordnung des PTA-Berufsbildes verabschiedet. Das Dokument wurde anschließend an Mitglieder des Gesundheitsausschusses im Bundestag verschickt. Wir sprachen darüber mit ADEXAs Erstem Vor­sitzenden Andreas May.
Andreas May

ADEXA: Herr May, die Apothekengewerkschaft fordert schon seit vielen Jahren vom Bundesgesundheitsministerium eine Novellierung der PTA-Ausbildung. Es gab 2015 und 2016 zwei Runde Tische mit Experten zu diesem Thema, die ADEXA initiiert hat. Warum jetzt das gemeinsame Positionspapier mit dem BVpta?

May: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die PTA-Ausbildung jetzt auf seiner Agenda – zusammen mit den anderen Gesundheitsfachberufen. Deshalb müssen wir gerade jetzt noch einmal aktiv sein und unsere Forderungen deutlich machen, wenn wir die ureigenen Interessen der PTA und des PTA-Berufsnachwuchses einbringen wollen. Und darum wenden wir uns gemeinsam mit dem BVpta jetzt auch an die Gesundheitspolitiker im Bundestag, um eine breite politische Unterstützung zu organisieren.

ADEXA: Vertreten Sie mit Ihren Forderungen denn die Meinung der betroffenen PTA?

May: ADEXA hat Anfang 2016 und im Frühjahr 2018 zwei Online-Umfragen unter PTA in Ausbildung und im Beruf durchgeführt. An beiden haben sich jeweils über 900 Personen beteiligt. Und beide Befragungen kamen zu dem gleichen Ergebnis: Die deutliche Mehrheit (80 bzw. 77%) spricht sich für eine Verlängerung der Ausbildung aus. Und dabei wird ganz klar eine längere Schulzeit favorisiert (59 bzw. 54%).

Die ADEXA-Forderungen wurden im Übrigen von der ADEXA-Berufsgruppe PTA entwickelt, das heißt den ehrenamtlich aktiven PTA in der Gewerkschaft – in Kooperation mit dem Referat Schulen und Unis bei ADEXA. Auch das stellt sicher: Hier geht es um die Wünsche und die Interessen der PTA selbst.

Positionspapier zur Novellierung des PTA-Berufsbildes

In ihrem gemeinsamen Positionspapier fordern ADEXA und der BVpta umfassende Änderungen am Gesetz über den Beruf des pharmazeutisch-technischen Assistenten (PharmTAG) sowie an der Ausbildungs- und Prüfungsordnung (PTA-APrV): Die Ausbildungsdauer soll auf 36 Monate verlängert werden, also 30 Monate PTA-Fachschule und wie bisher sechs Monate Praktikum. Ausbildungsschwerpunkte und Themen sind nach zeitgemäßen Erfordernissen aufzustocken (z. B. Qualitätsmanagement, Dokumentation und Digitalisierung) und die Ausbildungsstandards bundesweit anzugleichen. Zum zeitgleichen Erwerb eines Fachhochschulabschlusses sind zusätzlich Deutsch und Mathematik sowie eine Fremdsprache erforderlich. Beide Verbände wollen jetzt Abgeordnete in Gesprächen direkt über ihre Forderungen zur Novellierung informieren.

Die gemeinsame Pressemitteilung und das Positionspapier finden Sie auf www.adexa-online.de.

Die Ergebnisse der diesjährigen Um­frage zur PTA-Ausbildung sind hier dargestellt: www.adexa-online.de/themen/pta-ausbildung

ADEXA: Einige Vertreter von PTA-Schulen halten eine Schulzeit von 2,5 Jahren für problematisch bzw. nicht umsetzbar. Was sagen Sie dazu?

May: Die Aussagen der Schulen dazu sind unterschiedlich. Ich bin der festen Überzeugung: Es geht alles, wenn man will. Die Schulen sind letztlich dazu da, die gesetzlichen Anforderungen umzusetzen und eine passgenaue Ausbildung zu ermöglichen.

ADEXA: Welche Kontakte gab es denn in letzter Zeit mit dem BMG?

May: Ich stehe seit meinem Amtsantritt 2017 im Kontakt mit der Arbeits­ebene des Ministeriums – so wie meine Vorgängerin auch. Ein Gespräch mit dem Minister steht noch aus.

ADEXA: Wie beurteilen Sie die Aussagen zur PTA-Ausbildung von Minister Spahn während seiner Facebook-Live-Videos Mitte Juni – und insbesondere zum Thema Schulgeld?

May: Ich finde es natürlich sehr gut, dass Spahn das Schulgeld für PTA und die anderen Gesundheitsfachberufe abschaffen will. Eine um sechs Monate längere schulische Ausbildungszeit ist für den PTA-Nachwuchs damit leichter zu stemmen! Ich hoffe sehr, dass der Minister jetzt Nägel mit Köpfen macht und sich nicht für eine „kleine“, wenig zukunftsorientierte Lösung entscheidet, bei der nur ein bisschen an den schulischen Inhalten gedreht wird.

ADEXA: Was halten Sie von einer dualen Ausbildung für PTA?

May: Ganz klar: Wir wollen keine duale Ausbildung für die PTA! Die Fachschul-Ausbildung muss den Schwerpunkt bilden. Das ist übrigens auch ein Grund, warum wir kein längeres Praktikum für den PTA-Nachwuchs anstreben: Die Qualität der praktischen Ausbildung schwankt so stark von Apotheke zu Apotheke – oft werden die Praktikantinnen nicht adäquat betreut. Auch die Vorbereitung auf die PTA-Abschlussprüfung leidet nicht selten – das wäre bei zwölf Monaten Praktikum noch ungünstiger als bisher. Ich sehe daher keinen Nutzen in einer Ausweitung der praktischen Ausbildung.

Der Wegfall des Schulgeldes und die Verlängerung auf 30 Monate PTA-Schule sind aus unserer Sicht sinnvoll und vordringlich. |

Sigrid Joachimsthaler

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