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Ungleiche Bezahlung gleichwertiger Arbeit

Neue Studie zum Gender Pay Gap

Nach wie vor liegen die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern bei 21,3 Prozent. Forscher zeigen jetzt, dass typische Frauen- oder Männerberufe trotz vergleichbarer Anforderungen verschieden bezahlt werden.

Um Einkommensunterschiede zu erklären, ist häufig zu lesen, Frauen würden die „falschen“, also schlechter bezahlte Berufe wählen. Ute Klammer vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) und Kolleginnen haben jetzt auf wissenschaftlicher Basis untersucht, was Arbeit eigentlich wert ist. Um Anforderungen in unterschiedlichen Jobs vergleichbar zu machen, entwickelten sie den Comparable-Worth-Index (CW-Index). Er umfasst diverse Parameter, etwa Wissen, besondere Fähigkeiten, psychosoziale und physische Belastungen, aber auch das Maß an Verantwortung einer bestimmten Tätigkeit. Anhand von Befragungs­daten errechnete Klammer dann CW-Index-Werte, ermittelte Bruttostundenlöhne und erfasste den Prozentsatz an Frauen bzw. Männern im jeweiligen Bereich.

Gleiche Kompetenz, gleiche Ansprüche, verschiedene Gehälter

Sie identifizierte Berufe mit gleichem CW-Index (also gleichen erforderlichen Qualifikationen und sonstigen Voraussetzungen), aber unterschiedlichem Geschlechterverhältnis. Elektroingenieurinnen und -ingenieure (8% Frauen) und Grundschullehrerinnen und -lehrer (94% Frauen) sind die Extrembeispiele. Obwohl es Klammer zufolge keine nachvollziehbaren Gründe gibt, erhalten Angestellte in der Männerdomäne Ingenieurswesen 30,13 Euro brutto pro Stunde, während es in der Frauendomäne Grundschullehramt 17,87 Euro sind.

Klammer fand heraus, dass Verdienste zwar mit steigendem Anforderungs­niveau anwachsen, allerdings in unterschiedlichem Maße. Bei Männern führte ein zusätzlicher Punkt beim CW-Index zu 6,4 Prozent mehr Lohn, bei Frauen waren es 4,7 Prozent.

Sie erklärt rund 10 Prozentpunkte des aktuellen Gender Pay Gaps von 21,3 Prozent mit diesem Effekt. Weitere rund 11 Prozentpunkte gingen auf ­unterschiedliche Berufserfahrungen von männlichen oder weiblichen Arbeitnehmern und auf sonstige Effekte zurück. |

Quelle: Ute Klammer, Christina Klenner, Sarah Lillemeier: „Comparable worth“: Arbeitsbewertungen als blinder Fleck in der Ursachenanalyse des Gender Pay Gaps? WSI-Study Nr. 14, Juni 2018, online unter https://bit.ly/2NJJqTe.

mvdh

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