Prisma

Der kleine Unterschied

Enh13 bestimmt das Geschlecht

cst | Ob Mann oder Frau ist eine Frage der genetischen Ausstattung. Das ist nicht neu. Aber wie kommt es dazu, dass sich trotz XY-Konstitution zuweilen auch weibliche Geschlechtsmerkmale durchsetzen können? Des Rätsels Lösung liegt in einer kleinen regulatorischen Genregion.
Foto: mantinov – stock.adobe.com

Hätte die Natur kein so raffiniertes Kontrollsystem entwickelt, gäbe es auf dieser Welt nur weibliche Wesen. Das Y-Chromosom ist nämlich nicht allein ausschlaggebend dafür, dass sich aus einem menschlichen Embryo ein Mann entwickelt. Damit sich männliche Geschlechtsmerkmale ausbilden können, muss das SRY-Gen aktiviert werden, welches wiederum das alles entscheidende Sox9-Gen anschaltet. Diese Vorgänge unterliegen der Regulation durch bestimmte Transkriptionsverstärker (Enhancer), die dafür sorgen, dass das Zielgen exprimiert wird. Eine internationale Forschergruppe hat nun herausgefunden, welcher Enhancer genau dafür verantwortlich ist. Ein 557 Basenpaare umfassender Abschnitt, der eine halbe Million Basenpaare von Sox9 entfernt liegt und als Enh13 bezeichnet wird, entscheidet über das männliche Schicksal. Zumindest bei Mäusen: Entfernten die Forscher diese Enhancer-Region mithilfe gentechnischer Methoden, wiesen XY-chromosomale Mäuse eine Sox9-Expression auf, die der von XX-Gonaden entsprach. Sprich: Fehlt der „Anschaltknopf“ Enh13, wird trotz vorhandenen Y-Chromosoms aus der Maus kein Mann. Dass Mäuse ohnehin keine Menschen sind und tierexperimentelle Daten nicht zwangsläufig übertragen werden können, ist klar. Interessanterweise ist eine Deletion von Enh13, das auch im menschlichen Genom als konservierte Region zu finden ist, jedoch auch bei Personen mit XY-Konstitution mit einer Geschlechtsumkehrung assoziiert. |

Quelle

Gonen N et al. Sex reversal following deletion of a single distal enhancer of Sox9. Science 2018;360(6396):1469-147

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