DAZ aktuell

Brandenburger Großhändler im Visier

Arzneischmuggel aus Griechenland / Aufsicht weist Vorwürfe zurück

BERLIN (bj/ks) | Das ARD-Magazin „Kontraste“ berichtete am 12. Juli über eine kriminelle Bande, die ­teure Krebs- und MS-Medikamente in griechischen Kliniken gestohlen und unter anderem nach Deutschland verkauft haben soll. Da der Transport teilweise ungekühlt erfolgte, seien auch Patienten gefährdet worden, so das Magazin. Im ­Fokus steht das in Brandenburg ansässige Unternehmen Lunapharm, das die Arzneimittel auf den deutschen Markt gebracht haben soll. Das Brandenburger Gesundheits­ministerium wies den Vorwurf nachlässiger Überwachung zurück.

In Griechenland wurden laut Kontraste bereits 21 Mitglieder des Pharmahändler-Netzwerks festgenommen. Darunter auch ein Deutscher, der in Athen eine Apotheke betrieben hat, von der aus er den illegalen Export nach Deutschland organisiert haben soll. Der Großhändler und Importeur Lunapharm soll die Arzneimittel in ganz Deutschland verkauft haben.

Die Ermittlungen kamen im Oktober 2016 in Griechenland ins Rollen, weil die griechische Justiz einen anonymen Brief erhielt, in dem Lunapharm, das niederländische Unternehmen Dr. ­Fischer-Farma und griechische Firmen der Hehlerei bezichtigt wurden. Im Dezember 2016 erhielt die Staatsanwaltschaft Potsdam ein Rechtshilfeersuchen von der Staatsanwaltschaft Athen. Seit Januar 2017 ermittelt die Staatsanwaltschaft Potsdam nach eigenen Angaben wegen Hehlerei und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz gegen den Pharmagroßhändler Lunapharm und eine weitere Person. Weitergehend wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Das Brandenburger Gesundheits­ministerium will sich allerdings keine Versäumnisse vorwerfen lassen „Die brandenburgischen Behörden überwachen den Umgang mit Arzneimitteln und die Einhaltung der Gesetze streng und gewissenhaft – bei Herstellern, im Großhandel und in den Apotheken“, teilte es nach der Ausstrahlung des Kontraste-Berichts mit. So befasse sich die Behörde seit Dezember 2016 mit Lunapharm – seit sie ein Schreiben der polnischen Arzneimittelbehörde erhalten habe, Lunapharm vertreibe Arzneimittel aus einer Apotheke in Griechenland. Diesen Hinweisen sei die Aufsicht im Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) unverzüglich nachgegangen. Denn Apotheken dürfen nach griechischem Recht keine Arzneimittel an Großhändler liefern. Die Aufsicht habe Lunapharm den Handel mit Arzneimitteln, die von der griechischen Apotheke bezogen wurden, untersagt. Auch habe die LAVG Stichproben im Landeslabor Berlin-Brandenburg überprüfen lassen. Die Qualität sei einwandfrei und die Sicherheit der Menschen zu keiner Zeit gefährdet gewesen, heißt es. ­Kontraste hält dem entgegen, dass die Stichproben eigenen Recherchen zufolge nicht unangemeldet durchgeführt wurden und zudem nur sogenannte Rückstellmuster umfassten.

Das Ministerium erklärte zudem, von dem Vorwurf des Diebstahls erst durch die Presseanfrage der ARD erfahren zu haben. Die Aufsicht hatte Lunapharm lediglich wegen unzulässiger Vertriebswege im Visier. Unverzüglich und noch vor Ausstrahlung des Kontraste-Berichts habe sie die griechischen Behörden um Auskunft ersucht, ob es sich um gestohlene Medikamente gehandelt habe. Ebenso habe die Aufsicht Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft beantragt. |

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