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Arzneimittel und Therapie
Erste S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom
Risikofaktoren werden präzisiert
In Deutschland erkranken jährlich knapp 11.000 Frauen an einem Endometriumkarzinom. Mit einem Anteil von 4,8% ist Gebärmutterkrebs das vierthäufigste Malignom der Frau. Bemerkbar macht sich ein Endometriumkarzinom oft durch ungewöhnliche Blutungen. Vor allem ältere Frauen sind betroffen, aber auch prämenopausale Frauen können erkranken. Ein wichtiger Baustein zu einer evidenzbasierten Versorgung der Betroffenen ist die neu erarbeitete interdisziplinäre S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Endometriumkarzinoms, die sich an Patientinnen und Therapeuten wendet.
Differenzierte Wertung von Risikofaktoren
Die jüngste der insgesamt 22 onkologischen Leitlinien – die erste erschien 2008 zum Mammakarzinom –bewertet die Evidenz zur umfassenden Versorgung von Patientinnen, die an einer Präkanzerose oder an einem invasiven Karzinom des Endometriums erkrankt sind. Schwerpunkte liegen auf der Diagnostik, Therapie (Operation, Bestrahlung, medikamentöse Therapie) und dem phasengerechten therapeutischen Vorgehen. Auch Fragen zum Fertilitätserhalt, zur Sexualität und zur therapiebedingten Inkontinenz werden nicht ausgespart. Die Prävention wird ebenfalls thematisiert, und Risikofaktoren werden ausführlich beleuchtet. Besonders interessant erscheint hier die differenzierte Wertung einer hormonellen Therapie im Hinblick auf das Malignomrisiko (s. Kasten).
Was das Endometriumkarzinom-Risiko beeinflusst
Das Risiko wird erhöht durch:
- zunehmendes Alter
- Einnahme von Tamoxifen in Abhängigkeit der Therapiedauer
- reine Estrogentherapie bei nicht hysterektomierten Frauen in Abhängigkeit der Einnahmedauer
- Langzeittherapie (> 6 bzw. > 10 Jahre) einer kontinuierlich-kombinierten Hormontherapie
- sequenziell-kombinierte Hormontherapie in Abhängigkeit von Dauer, Art und Dosis der Gestagenanwendung
- Verwendung von Progesteron oder Dydrogesteron im Rahmen einer kontinuierlich-kombinierten und einer sequenziellen Hormontherapie
- Einnahme von Tibalon
- spätes Eintreten der Menopause
- erhöhter Body-Mass-Index
- Vorliegen von Diabetes, gestörter Glucose-Toleranz, metabolischem Syndrom und polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS)
- positive Familienanamnese hinsichtlich Endometrium- und/oder Kolonkarzinom
Das Risiko wird gesenkt durch:
- kontinuierlich-kombinierte Hormontherapie mit konjugierten equinen Estrogenen und Medroxyprogesteronacetat als Gestagen
- Einnahme oraler Kontrazeptiva in Abhängigkeit der Behandlungsdauer
- späte Menarche, fortgeschrittenes Alter bei Geburt des letzten Kindes
- körperliche Aktivität
- Intra-Uterin-Pessar (IUP), insbesondere Levonorgestrel-IUP
- Rauchen
Minimierung belastender Therapiemaßnahmen
Dank einer risikoadaptierten Therapie kann bei erkrankten Frauen mit geringem Risiko auf eine radikale Operation und auf adjuvante Strahlen- und/oder Chemotherapien verzichtet werden. Dies vermindert die therapieinduzierte Morbidität, erhöht die Lebensqualität der Patientinnen und vermeidet unnötige Kosten. Liegt ein hohes Rezidivrisiko vor, sind radikale chirurgische Eingriffe sowie möglicherweise zytotoxische und strahlentherapeutische Behandlungen erforderlich. Als adjuvante Chemotherapie wird gegebenenfalls Carboplatin plus Paclitaxel (off-label) empfohlen. Durch den evidenzbasierten optimalen Einsatz der verschiedenen Therapiemodalitäten soll nicht nur das Überleben, sondern auch die Lebensqualität dieser Patientinnen verbessert werden. |
Quelle
Leitlinienprogramm Onkologie. Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientinnen mit Endometriumkarzinom, Langversion 1.0, 2018, AWMF Registernummer: 032/034-OL, www.leitlinienprogramm-onkologie.de; Abruf am 12. Juni 2018
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