Arzneimittel und Therapie

„Wasser marsch!“ nicht immer sinnvoll

Patienten mit chronischer Nierenerkrankung profitieren nicht von erhöhter Trinkmenge

Beobachtungsstudien legen nahe, dass sich eine erhöhte Wasserzufuhr positiv auf die Nierenfunktion auswirkt. Doch ist der gut gemeinte Ratschlag, mehr zu trinken, bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz wirklich sinnvoll?

In einer randomisierten klinischen Studie aus Kanada wurde die Veränderung der Nierenfunktion bei 631 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz im Stadium 3 in Abhängigkeit von der Trinkmenge untersucht. Zu Studienbeginn lag die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (estimated Glomerular Filtration Rate, eGFR) im Schnitt bei 43,4 ml/min/1,73 m². Zudem wiesen die Probanden eine Mikro- oder Makroalbuminurie sowie ein 24-Stunden-Urin-Volumen von durchschnittlich 1,9 l/Tag auf. Die Studienteilnehmer in der Hydrationsgruppe wurden dazu angeleitet, 1,0 bis 1,5 Liter mehr Wasser am Tag zu trinken als üblich; die Probanden der Kontrollgruppe sollten ihr normales Trinkverhalten beibehalten.

Juri – stock.adobe.com

Abnahme der Nierenfunktion kann nicht aufgehalten werden

Ein Jahr nach Studienbeginn zeigte sich, dass die Urinmenge durch die Anweisung, mehr zu trinken, tatsächlich gesteigert werden konnte: In der Gruppe mit erhöhter Wasserzufuhr war das 24-Stunden-Urin-Volumen um 0,6 Liter pro Tag höher als in der Kontrollgruppe (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,5 bis 0,7; p < 0,001). Auf die Nierenfunktion wirkte sich dies jedoch nicht positiv aus. Im Vergleich zum Studienbeginn sank die eGFR nach zwölf Monaten in der Hydrationsgruppe um -2,2 ml/min/1,73 m² und in der Gruppe mit unveränderter Trinkmenge um -1,9 ml/min/1,73 m² (95%-KI -1,8 bis 1,2; p = 0,74). Demnach verschlechterte sich die Nierenfunktion durch die erhöhte Trinkmenge sogar etwas. Im Gegensatz dazu verbesserte sich die Kreatinin-Clearance im Vergleich zur Kontrollgruppe um 3,6 ml/min/1,73 m² (95%-KI 0,8 bis 6,4; p = 0,01). Um festzustellen, ob sich das veränderte Trinkverhalten der Probanden auf die Vasopressin-Sekretion auswirkt, bestimmten die Studienautoren die Plasma-Copeptin-Spiegel. Diese waren in der Hydrationsgruppe nach einem Jahr im Vergleich zur Kontrollgruppe um 2,2 pmol/l geringer (95%-KI -3,9 bis -0,5; p = 0,01) – ein Indiz dafür, dass weniger antidiuretisches Hormon ausgeschüttet wurde.

Zwar könnte die statistische Power der Studie zu klein und die Beobachtungsdauer zu kurz gewesen sein, um einen klinisch bedeutsamen Unterschied festzustellen, basierend auf diesen Studienergebnissen macht es jedoch wenig Sinn, Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz dazu zu raten, mehr zu trinken. |

Quelle

Clark WF et al. Effect of coaching to increase water intake on kidney function decline in adults with chronic kidney disease - The CKD WIT randomized clinical trial. JAMA 2018;319(18):1870-1879

Dr. Miriam Neuenfeldt

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