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- DAZ 25/2018
- Von Leitlinien empfohlen...
Arzneimittel und Therapie
Von Leitlinien empfohlen – ... oder doch nicht? Pro
Diskussion um Stellenwert der Omega-3-Fettsäuren
„Große Interventionsstudien mit Fehlern in Design und Durchführung“
Präventive Kardiologie, LMU München, und Omegametrix, Martinsried
Immer wieder werden Metaanalysen der großen Interventionsstudien mit Omega-3-Fettsäuren an Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen veröffentlicht, immer wieder mit dem gleichen neutralen Ergebnis, was die neutralen Ergebnisse der meisten der zugrunde liegenden Originalstudien widerspiegelt. Im Gegensatz dazu stehen die Ergebnisse der Studien, die zu diesen großen Interventionsstudien geführt hatten: Studien zu Epidemiologie, Wirkmechanismen, Effekten auf Risikofaktoren, Effekten auf die Herzkranzgefäße und auf die Pumpleistung des Herzens nach Herzinfarkt waren praktisch alle positiv. Was stimmt da nicht?
Leider hatten viele große Interventionsstudien Fehler in Design und Durchführung. Ein häufiger Fehler war, dass Teilnehmern geraten wurde, ein Gramm Omega-3-Fettsäuren zum Frühstück einzunehmen. Für viele Menschen ist das Frühstück eine fettarme Mahlzeit, weshalb die Fettverdauung nicht in Gang kommt und die Omega-3-Fettsäuren nicht aufgenommen wurden. Ein anderer Fehler war, dass Ausgangsspiegel von Omega-3-Fettsäuren nicht berücksichtigt wurden, was zusammen mit der großen interindividuellen Variabilität der Aufnahme zu einem Überlappen der Omega-3-Spiegel während der Studien führte, d. h. nur zu unzureichenden Unterschieden zwischen Spiegeln im Verum- und Placebo-Arm. So konnten keine therapeutischen Effekte erkannt werden, da diese – wie man heute weiß – engstens mit den Spiegeln zusammenhängen. Interessanterweise waren die wenigen großen Interventionsstudien, die (zufällig) diese Fehler umgingen, positiv, d. h. zeigten Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren.
Omega-3-Fettsäuren in Leitlinien zunehmend empfohlen
Die Leitlinien der Europäischen und US-amerikanischen kardiologischen Gesellschaften haben diese Zusammenhänge durchaus erkannt und empfehlen Omega-3-Fettsäuren bei und zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Atherosklerose), zur Behandlung nach klinischen Ereignissen wie Herzinfarkt und zur Behandlung der Herzinsuffizienz mit eingeschränkter Pumpleistung des Herzens, was leider von vielen deutschen Kardiologen nicht umgesetzt wird [1 – 3].
Klarer ist die Datenlage bei Erkrankungen, die durch niedrige Spiegel von Omega-3-Fettsäuren charakterisiert sind. Bei Herzinsuffizienz, Major Depression, Bluthochdruck, Schwangerschaft, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), nicht alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) und anderen passen die verschiedenen wissenschaftlichen Datenarten zueinander, und entsprechend finden sich Empfehlungen für Omega-3-Fettsäuren zunehmend in den jeweiligen Leitlinien der Fachgesellschaften [2 –6]. Analysiert man die Studienergebnisse bei kognitiven Einschränkungen, Autismus, Frühgeburtsbestrebungen, Muskelfunktion und anderen Themen wie oben geschildert, überwiegen die positiven Ergebnisse weit, was sich aber noch nicht in entsprechenden Leitlinien wiederfindet.
Nahrungsergänzung bei niedrigen Ausgangsspiegeln
Positive Studienergebnisse setzen voraus, dass die Ausgangsspiegel der Studienteilnehmer nicht optimal waren. Diese Spiegel werden zumeist in Erythrozyten gemessen, da Erythrozyten das Niveau der Omega-3-Fettsäuren aller anderen Körperzellen spiegeln. Die Messmethode HS-Omega-3 Index® ist mit großem Abstand am besten wissenschaftlich belegt und darf heute als Standard gelten. Entsprechend macht es Sinn, bei den genannten Erkrankungen, Gesundheitsproblemen und Situationen die Spiegel der Omega-3-Fettsäuren zu bestimmen. Liegen die Spiegel unter dem Zielbereich von 8 bis 11%, lohnt sich eine Nahrungsergänzung. Da Regulierungsbehörden wie die „European Food Safety Authority“ Omega-3-Fettsäuren bis fünf Gramm pro Tag als sicher betrachten, kann bis zu dieser Tagesdosis eine Abwägung von Nutzen und Risiko entfallen.
P.S.: Nur die marinen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure erhöhen die Spiegel der Omega-3-Fettsäuren. |
Literatur
[1] Piepoli MF et al. ESC Scientific Document Group. 2016 European Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: The Sixth Joint Task Force of the European Society of Cardiology and Other Societies on Cardiovascular Disease Prevention in Clinical Practice (constituted by representatives of 10 societies and by invited experts)Developed with the special contribution of the European Association for Cardiovascular Prevention & Rehabilitation (EACPR). Eur Heart J 2016;37(29):2315-2381
[2] Siscovick DS et al. American Heart Association Nutrition Committee of the Council on Lifestyle and Cardiometabolic Health; Council on Epidemiology and Prevention; Council on Cardiovascular Disease in the Young; Council on Cardiovascular and Stroke Nursing; and Council on Clinical Cardiology. Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acid (Fish Oil) Supplementation and the Prevention of Clinical Cardiovascular Disease: A Science Advisory From the American Heart Association. Circulation 2017;135(15):e867-e884
[3] Rimm EB et al. American Heart Association Nutrition Committee of the Council on Lifestyle and Cardiometabolic Health; Council on Epidemiology and Prevention; Council on Cardiovascular Disease in the Young; Council on Cardiovascular and Stroke Nursing; and Council on Clinical Cardiology. Seafood Long-Chain n-3 Polyunsaturated Fatty Acids and Cardiovascular Disease: A Science Advisory From the American Heart Association. Circulation 2018; doi:10.1161/CIR.0000000000000574
[4] Ravindran AV et al. CANMAT Depression Work Group. Canadian Network for Mood and Anxiety Treatments (CANMAT) 2016 Clinical Guidelines for the Management of Adults with Major Depressive Disorder: Section 5. Complementary and Alternative Medicine Treatments. Can J Psychiatry. 2016;61(9):576-87
[5] Chang JP et al. Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids in Youths with Attention Deficit Hyperactivity Disorder: a Systematic Review and Meta-Analysis of Clinical Trials and Biological Studies. Neuropsychopharmacology 2018;43(3):534-545
[6] de Castro GS, Calder PC. Non-alcoholic fatty liver disease and its treatment with n-3 polyunsaturated fatty acids. Clin Nutr 2018;37(1):37-55
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