Prisma

Bildung ist schlecht für die Augen

Das Myopie-Risiko steigt

us | Wissenschaftler und Professoren werden in Film und Fernsehen oft mit dicken Brillengläsern dargestellt. Handelt es sich hierbei um ein Klischee oder hat das Ganze einen anderen Hintergrund? Da bereits seit Längerem ein Zusammenhang zwischen höherer Bildung und Kurzsichtigkeit vermutet wurde, gingen Forscher der Bristol Medical School dieser Frage auf den Grund.
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Bei Myopie (Kurzsichtigkeit) liegt der Brennpunkt vor der Netzhaut, weiter entfernte Objekte erscheinen unscharf.

Etwa 30 bis 50% aller Erwachsenen in Europa leiden an Myopie (auch Kurzsichtigkeit genannt), Prävalenz steigend. Bei Personen mit höherer Bildung scheint diese Fehlsichtigkeit häufiger aufzutreten. Bislang waren die genauen Zusammenhänge jedoch nicht geklärt. Neigen kurzsichtige Personen dazu, länger Schulen und Universitäten zu besuchen? Oder umgekehrt? Enthält die Statistik verzerrende Faktoren, die bisher nicht aufgedeckt wurden? Bei der statistischen Analyse der Datensätze von über 67.000 Personen aus Großbritannien konnte nun belegt werden, dass die Exposition gegenüber zusätzlicher Bildung das Risiko erhöht, an Myopie zu leiden. Dieser Effekt war quantifizierbar: Jedes zusätzlich genossene Bildungsjahr konnte mit einer Verschlechterung der Brechkraft des Auges um -0,27 Dioptrien assoziiert werden. Die Sehschärfe einer Person, die mit 18 die Schule verlässt, liegt also im Durchschnitt um fast eine Dioptrie höher als die Sehschärfe von jemandem, der die Ausbildung um ein dreijähriges Studium ergänzt.

Maßnahmen, um diese Entwicklung zu stoppen, müssen im Schulalter getroffen werden, da zu dieser Zeit das axiale Wachstum des Auges stattfindet. Dazu müssen jedoch erst die genauen Ursachen identifiziert werden. Die in der Fachzeitschrift The BMJ erschienene Studie erwähnt interessanterweise, dass im Freien verbrachte Zeit während der Kindheit ­einen protektiven Effekt gegen Kurzsichtigkeit hat. |

Quelle

Mountjoy E et al. Education and myopia; Assessing the direction of causality by mendelian randomisation. BMJ 2018;361:k2022

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