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- DAZ 25/2018
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Arzneimittel und Therapie
Alternative zu Lithium
Depot-Antipsychotika verhindern Rehospitalisierungen bei bipolarer Störung
Die bipolare Störung ist eine chronische psychiatrische Erkrankung, die meist eine langfristige Einnahme von Medikamenten erfordert. Die Erkrankung ist durch einen Wechsel von manischen und depressiven Episoden gekennzeichnet. Die aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien empfehlen eine Reihe von Wirkstoffen bzw. Wirkstoffgruppen: Lithium, Antipsychotika, Antiepileptika, Antidepressiva und Sedativa. In einer finnischen Kohortenstudie (n = 18.018) konnte nun gezeigt werden, welche Wirkstoffe eine Rehospitalisierung am zuverlässigsten verhindern können. Dabei kam es pro Patient während der Beobachtungsdauer von rund sieben Jahren im Mittel zu insgesamt nur einem erneuten Krankenhausaufenthalt. Es wurde dabei nicht zwischen einer stationären Aufnahme aufgrund einer depressiven oder manischen Phase unterschieden.
Lithium am effektivsten
Neben Lithium, welches auch von den meisten Leitlinien bereits als Mittel der ersten Wahl empfohlen wird, konnten insbesondere die Depot-Antipsychotika die Rehospitalisierung in eine psychiatrische Klinik verhindern. Die Rehospitalisierungsrate (psychiatrische und internistische Hospitalisierungen) konnte im Vergleich zur oralen Einnahme des gleichen Wirkstoffs um 30% gesenkt werden. Neben den Benzodiazepinen zeigten die Antidepressiva und das Antiepileptikum Topiramat eine erhöhte Rehospitalisierungsrate.
Atypische Antipsychotika im Vorteil
Bedeutsam hervorzuheben ist auch, dass die Hospitalisierungsrate aufgrund kardiovaskulärer Ereignisse unter den atypischen Antipsychotika am geringsten war, während bei klassischen Antipsychotika wie Depot-Perphenazin, Depot-Haloperidol und Depot-Zuclopenthixol das höchste Risiko unter allen Medikamenten bestand. Für Lithium zeigte sich kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Hospitalisierungen, während unter Carbamazepin und Valproat auch ein deutlich erhöhtes Risiko ermittelt wurde.
Risikofaktoren für Rezidive
Patienten mit bipolarer Störung haben ein hohes Rezidivrisiko. Dabei sind die meisten Patienten von einigen wenigen manisch-depressiven Phasen betroffen, rund 10% erleben allerdings mehr als 10 Episoden.
Risikofaktoren für häufig wiederkehrende Episoden sind
- Junges Ersterkrankungsalter
- Weibliches Geschlecht
- Gemischte Episoden
- Schwerwiegende Lebensereignisse
- Psychotische Symptome
- Insuffizientes Ansprechen auf die phasenprophylaktische Therapie
- Rapid Cycling (schneller Wechsel von Phasen verschiedenen Typs)
[Quelle: DGBS e.V. und DGPPN e.V. S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen. Langversion 1.8. Mai 2012, letzte Anpassung Januar 2014]
Depot-Antipsychotika besser als orale Medikation
Die Ergebnisse lassen nur Rückschlüsse auf die Vermeidung von stationären Rehospitalisierungen zu, nicht jedoch auf die Suizidrate oder Einbuße an Lebensqualität aufgrund depressiver oder hypomanischer Episoden, die nicht zwingend zu einer stationären Aufnahme führen. Erstmals konnte jedoch gezeigt werden, dass die Depot- Antipsychotika der oralen Medikation bei Patienten mit bipolarer Störung überlegen sind, und zumindest bei einigen Patienten off-label eingesetzt werden könnten, um Rehospitalisierungen zuverlässig zu verhindern. Das Risiko bei der Anwendung von atypischen Depot-Antipsychotika für schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen ist laut dieser Studie geringer als für andere stimmungsstabilisierende Medikamente. Sie stellen somit eine gute Alternative zu Lithium dar, welches aufgrund des engen therapeutischen Bereichs, starken Rebound-Phänomenen (insbesondere Suizide und manische Episoden) bei Non-Adhärenz und erheblicher nephro- und thyreotoxischer Wirkung nicht bei jedem Patienten eingesetzt werden kann. |
Quelle
Lähteenvuo M et al. Real-World Effectiveness of Pharmacologic Treatments for the Prevention of Rehospitalization in a Finnish Nationwide Cohort of Patients With Bipolar Disorder. JAMA Psychiatry 2018;75(4):347-355
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