Arzneimittel und Therapie

Wenn der Bissen im Hals stecken bleibt

Budesonid-Schmelztabletten als erste zugelassene Therapieoption bei eosinophiler Ösophagitis

Die eosinophile Ösophagitis ist eine chronische allergieartige Entzündung der Speiseröhre („Asthma der Speiseröhre“), die zu starken Schluckbeschwerden führt. Ab dem 15. Juni 2018 steht mit Budesonid-Schmelztabletten (Jorveza®; Dr. Falk Pharma) das erste für diese Indikation zugelassene Medikament zur Verfügung.

Die eosinophile Ösophagitis beruht auf einer chronischen Entzündung der Speiseröhre. Diese führt zu einem Elastizitätsverlust, zu Schleimhautveränderungen und zu Einengungen des Ösophagus. Charakteristische Symptome sind Schluckstörungen, Schmerzen hinter dem Brustbein, die nicht Schluck-assoziiert sind, und ein Festsetzen von Nahrung in der Speiseröhre. Bei Kindern kann es auch zu Gedeihstörungen kommen. Seit ungefähr 15 Jahren wird die Erkrankung vermehrt diagnostiziert. In Industrienationen kommt heute etwa ein Fall auf 3.000 Einwohner. An der Krankheitsentstehung sind wahrscheinlich mehrere Faktoren beteiligt, neben genetischen Noxen spielen auch Umwelteinflüsse sowie immunologische Prädispositionen eine Rolle. Oral aufgenommene Allergene triggern vermutlich die Entzündungsreaktionen. Viele Betroffene leiden zudem auch an weiteren Erkrankungen wie Asthma und Nahrungsmittelallergien. Eine eosinophile Ösophagitis ist nicht heilbar. Zur Symptomlinderung wurden bislang lokal wirksame Corticoide (z. B. als Spray) eingesetzt. Zusätzlich wird eine hypoallergene Diät empfohlen. Die Diagnose und Therapie der eosinophilen Ösophagitis erfolgt durch einen gastroentorolo­gischen Facharzt.

Korrekte Anwendung

Budesonid-Schmelztabletten sollten zweimal täglich (morgens und abends jeweils 1 mg) eingenommen werden. Die übliche Behandlungsdauer beträgt sechs Wochen. Bei Patienten, die innerhalb dieser Zeit nicht ausreichend auf die Behandlung ansprechen, kann die Therapie bis zu zwölf Wochen lang erfolgen. Die Schmelztablette sollte nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Dazu wird sie auf die Zungenspitze gelegt und sanft gegen den Gaumen gedrückt. Dort löst sich die kleine (Durchmesser: 7 mm) orodispersible Tablette üblicherweise innerhalb von etwa zwei Minuten auf. Um das ösophagale Epithel zu benetzen, sollte das aufgelöste Material nach und nach mit dem Speichel heruntergeschluckt werden, während die Schmelztablette zerfällt. Sie sollte weder zerkaut noch unaufgelöst geschluckt werden, noch darf sie mit Flüssigkeit oder Nahrung eingenommen werden. Es sollten mindestens 30 Minuten vergehen, bevor der Patient isst oder trinkt. Lösungen zur oralen Applikation, Sprays oder Kautabletten sind in einem Abstand von mindestens 30 Minuten vor oder nach der Einnahme einer Budesonid-Schmelztablette an­zuwenden.

Hohe Remissionsraten

Nun steht mit einer Budesonid-Schmelztablette erstmals eine zugelassene Therapieoption zur Behandlung der eosinophilen Ösophagitis zur Verfügung. Die Wirksamkeit und Sicherheit wurden in der Phase-III-­Zulassungsstudie EOS-1 nachgewiesen. 88 Patienten mit einer eosinophilen Ösophagitis erhielten randomisiert eine sechswöchige, doppelblinde Behandlung mit zweimal täglich 1 mg Budesonid-Schmelztablette (n = 59) oder Placebo (n = 29). Primärer Endpunkt war die Kombination aus klinischer und histologischer Remission. Diesen erreichten 58% der Verum-Gruppe und kein Proband der Placebo-Gruppe (p < 0,0001). Unter Budesonid erzielten 93% eine histologische und 59% eine klinische Remission. Dagegen wurde in der Placebo-Gruppe von keinem Probanden eine histologische Remission erreicht, 14% zeigten ein klinisches Ansprechen. Schwere Nebenwirkungen oder klinisch relevante Änderungen der Cortisol-­Konzentration im Serum wurden nicht beobachtet. Unter Budesonid trat bei drei Patienten eine histologisch be­stätigte ösophageale Candidiasis mit klinischen Symptomen und bei zehn Patienten eine asymptomatische Candidiasis auf. |

Quelle

Straumann A et al. Budesonid als orodispersible Tablette ist hocheffektiv in der Therapie der aktiven Eosinophilen Ösophagitis: Ergebnisse einer randomisierten, doppel-blinden, plazebo-kontrollierten Multizenterstudie (EOS-1). Z Gastroenterol 2017; 55(08):e57-e299

Mackenroth T, Mroß M. Eosinophile Ösophagitis. http://dasgastroenterologieportal.de; Abruf am 22. Mai 2018

Presseinformation Dr. Falk Pharma vom 14. April 2018

Fachinformation Jorveza®. https://ec.europa.eu; Abruf am 22. Mai 2018

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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