Aus der Hochschule

Placebo-Effekte durch Worte

Funktioniert das wirklich?

Glück ist das Empfinden eines positiven Gefühls und guter Laune, die das Leben erleichtern oder verschönern. Wie wichtig das Empfinden von Glück und positiven Erwartungen auch in der Arzneimitteltherapie sein kann und welche Rolle die Kommunikation mit Patienten spielt, wurde bei einer Gastvorlesung von Dr. Eckart von Hirschhausen über „Medikamente und Worte“ am 8. Mai 2018 im Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn deutlich.
Foto: Alexandra Lins/Eduard Graf
Gastvorlesung von Dr. Eckart von Hirschhausen Nur eine rechtzeitige Anmeldung sicherte den Platz im dann ausgebuchten Hörsaal.

Vermittelt wurde diese Gastvorlesung von der ehemaligen Pharmaziestudentin Elena Stolz, die Eckart von Hirschhausen ein Jahr zuvor in einem Café getroffen hatte. Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Dozent für Klinische Pharmazie, hat den prominenten Gast daraufhin eingeladen. In lockerer Atmosphäre und durch viel Interaktion mit dem Publikum, brachte Eckart von Hirschhausen auf humorvolle Art einen oft als nicht so wichtig eingeschätzten Aspekt bei der Behandlung von Patienten zur Geltung und begeisterte den bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal. Worte und Kommunikation mit dem Patienten seien der Kern einer jeden Behandlung und mindestens genauso wichtig wie beispielsweise das Periodensystem, das von Hirsch­hausen im Hörsaal auffiel. Mit dem Verschreiben oder Abgeben von Arzneimitteln sei es nicht getan – die Worte, die mit auf den Weg gegeben werden, sind oft entscheidend! Auch in der Apotheke wird dieser Aspekt manchmal vernachlässigt, dabei sind Apotheker eben nicht nur „Schubladenzieher“, sondern Berater, Betreuer und Vermittler. Auf dem letzten Meter von der Abgabe des Arzneimittels bis zur Einnahme durch den Patienten kommt es häufig zu Fehlern, die nicht selten einer unzureichenden Kommunikation zuzuschreiben sind. Naturwissenschaftliche und therapeutische Aspekte bei der Behandlung seien dabei keine Gegensätze, ganz im Gegenteil. Sie sind beide wichtig für eine optimale Behandlung des Patienten, um diesen über seine Krankheit und die therapeutischen Möglichkeiten aufzuklären und gemeinsam Entscheidungen über geeignete Maßnahmen zu treffen.

Durch gute Kommunikation entsteht Vertrauen, wodurch die Therapietreue des Patienten gesteigert werden kann. Ein besonders beeindruckendes Beispiel von Eckart von Hirschhausen: Während des Zweiten Weltkriegs hatte ein Kriegsopfer starke Schmerzen, während in der Krankenstation kein Morphin mehr vorhanden war, um die Schmerzen zu lindern. Die Krankenschwester wollte dem Patienten aber dennoch Aufmerksamkeit schenken und spritzte dem Patienten lediglich etwas Kochsalzlösung, gab dieses aber als Morphin gegen seine Schmerzen aus. Kurze Zeit später ging es dem Patienten besser. Dies zeigt, wie wichtig Kommunikation und Zuwendung zum Patienten sein können. Natürlich werden allein durch Worte keine schweren Krankheiten geheilt, aber sie geben dem Patienten Vertrauen und Hoffnung und dies führt oft zur Linderung von Schmerzen oder anderen Symptomen. Eine positive Einstellung hilft dem Patienten dabei, sich wieder gut zu fühlen und seine Symptome zu ertragen. Zu oft wird vergessen, wie wichtig Zuneigung ist und welche Wirkungen sie hat. Auch zur Vorbeugung von Krankheiten oder einfach um generell das Wohlbefinden zu steigern, sind Humor und Glück wichtig. Eckart von Hirschhausen nannte dabei als Beispiel eine ältere Dame, welche regelmäßig tanzte, um fit zu bleiben und Alzheimer vorzubeugen. Die Glücksgefühle dabei würden sie fit halten. Manchmal sei weniger mehr, zeigte er mit der Parodie „Choosing wisely“. Dinge, die einem gut tun, wie die richtige Ernährung, Tanzen, ausgehen und Erinnerungen schaffen und daraus resultierender Spaß am Leben und Glücksgefühle, seien oft der Schlüssel zu einem gesteigerten Wohlbefinden, wenn Arzneimittel manchmal nicht weiter helfen können. Mit seiner Stiftung ­„Humor hilft heilen“ fördert von Hirschhausen Projekte, die Spaß und Freude in Krankenhäuser bringen (www.humor­hilftheilen.de).

Foto: Alexandra Lins/Eduard Graf
Dr. Eckart von Hirschhausen und Prof. Dr. Ulrich Jaehde (rechts).

Deutlich wurde in dem Vortrag, dass mit kleinen Dingen wie Kommunikation oder Humor Großes bewirkt werden kann. Die Wissenschaft spiele zwar eine zentrale Rolle, wird aber oft nur mit Empathie vervollständigt. Ein unwichtig erscheinender Aspekt, dem größere Beachtung geschenkt werden sollte, um das ursprüngliche Ziel, kranke Menschen zu heilen, nicht aus den Augen zu verlieren. Dieses Ziel kommt oft auch während des Studiums zu kurz und so war die Gastvor­lesung gerade für Studenten sehr eindrucksvoll. Es wurde ihnen vor Augen geführt, was bei der zukünftigen Aufgabe als Apotheker besonders wichtig ist. Die Vorlesung war eine Portion Motivation für das doch sehr anstrengende Studium. Um diese Ideen in ­Erinnerung zu halten, bekam jeder Teilnehmer am Ende eine rote Nase – das Markenzeichen der Stiftung ­„Humor hilft heilen“: Macht mit, seid empathisch und bringt Humor zu den ­Patienten. |

Carolin Keip, Pharmaziestudentin an der Universität Bonn

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