Arzneimittel und Therapie

Dritte Mumpsimpfung sinnvoll?

Derzeitige Impfempfehlungen möglicherweise nicht ausreichend

In den letzten Jahrzehnten häuften sich die Fälle von Mumpserkrankungen wieder – auch geimpfte Personen waren betroffen. Daher stellt sich die Frage, ob das derzei­tige Impfschema eine ausreichende Immunisierung gewährleistet.

Nach Einführung der Immunisierung im Rahmen der Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR) 1976 ist die Zahl der Mumpsfälle jahrelang rückläufig gewesen. Ab 2006 kam es in den USA jedoch zu einer Serie von Mumpsausbrüchen an Universitäten. Solche Ausbrüche, bei denen vorwiegend 18- bis 29-Jährige betroffen waren, wurden seither auch in Kanada, Asien und Europa beobachtet. Dabei erkrankten auch junge Erwachsene, die im Kindesalter zwei Impfdosen erhalten hatten. Doch eine Mumps­erkrankung kann bei Erwachsenen schwerwiegende Folgen haben: Während bei Kindern Fieber und Speicheldrüsenschwellung als Symptome dominieren, kommt es im Erwachsenenalter häufiger zu Hirnhautentzündung, Taubheit und Hodenentzündung mit anschließender Zeugungsunfähigkeit.

Nachlassender Impfschutz

Um die Dauer der Schutzwirkung nach erfolgter Mumpsimpfung zu ermitteln, analysierten Epidemiologen der Harvard T. H. Chan School of Public Health sechs epidemiologische Studien aus den USA und Europa. Die statistische Modellierung ergab, dass der Impfschutz nach Verabreichung einer Impfdosis im Schnitt 27 Jahre besteht. Den Rechenmodellen zufolge könnten somit in den USA 50% der Geimpften nach 19 Jahren ihren Impfschutz verloren haben. Ein nachlassender Impfschutz würde erklären, warum die Anzahl der Mumpsfälle zunächst rückläufig war, in letzter Zeit aber wieder vermehrt Ausbrüche beobachtet wurden: Ungeimpfte ältere Personen hatten oftmals bereits im Kindesalter eine Mumpsinfektion durchlebt und waren so vor einer erneuten Erkrankung geschützt. Hinzu kamen die ab den 1970er-Jahren routinemäßig geimpften Kinder, welche nicht erkrankten, solange die Schutzwirkung der Impfung bestand.

Foto: Martin Lang – stock.adobe.com
Zum Schutz vor Mumps wird in Deutschland die Verabreichung zweier Impfdosen in den ersten beiden Lebensjahren empfohlen.

Effektivität einer Auffrischung noch unklar

Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass eine Auffrischimpfung alle 10 bis 20 Jahre, erstmals im Alter von 18 Jahren, die Mumpsausbrüche wieder zurückdrängen könnte. Neben einer regelmäßigen Auffrischimpfung käme auch eine Verbesserung der Impfung infrage, sodass die Immun­antwort auf die Mumpskomponente der MMR-Impfstoffe besser ausfiele.

Bislang existieren keine klinischen Studien, welche die Effektivität einer dritten Impfung im Alter von 18 Jahren belegen würden. In den USA gibt es hierzu nur eine Beobachtung der Militärpopulation. Seit 1991 erhalten Rekruten bei Aufnahme in den Militärdienst eine MMR-Impfung, unab­hängig von ihrem Impfstatus. Seither wurden keine Mumpsausbrüche beim Militär festgestellt.

Situation in Deutschland

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Grund­immunisierung, welche aus zwei Impfungen besteht. Die erste MMR-Impfung sollten Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten erhalten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten. Wurden diese Impfungen versäumt, sollen sie bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden. Auf Anfrage informierte das Robert Koch-Institut, dass vor allem die großen Impflücken bei der ersten bzw. zweiten Mumpsimpfung bei den nach 1970 Geborenen als problematisch erachtet werden. So beträgt die Impfquote bei Erwachsenen (ab 18 Jahren) insgesamt lediglich rund 30%. Von Seiten der STIKO stehen daher primär Überlegungen zu einer Impfempfehlung für nicht geimpfte Erwachsene ab einem bestimmten Geburtsjahr im Vordergrund, ehe eine dritte Impfung empfohlen wird. |

Quelle

Lewnard JA, Grad YH. Vaccine waning and mumps re-emergence in the United States. Sci Transl Med. 2018(10):eaao5945.

Impfkalender der STIKO. www.rki.de; Abruf am 25. April 2018

Poethko-Müller C, Schmitz R. Impfstatus von Erwachsenen in Deutschland. Bundes­gesundheitsbl 2013(56):845-857

Auskunft vom Robert Koch-Institut vom 10. April 2018

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel

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