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Arzneimittel und Therapie
Homöopathika überzeugen nicht
Bei Kindern mit Atemwegsinfekten besteht kein Vorteil gegenüber Placebo
In einem aktuellen Cochrane Review wurden Daten diverser Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit oraler homöopathischer Arzneimittel bei Atemwegsinfekten von Kindern verglichen und analysiert. Dazu wurden mehrere Datenbanken und Register weltweit durchsucht. Das Ziel war es, Studien zu identifizieren, in denen homöopathische Mittel mit Placebo oder konventionellen Behandlungsmethoden zur Prävention oder Therapie von Atemwegsinfektionen bei Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren verglichen wurden. Berücksichtigt wurden nur doppelblinde, randomisierte Studien.
Große Heterogenität, kleiner gemeinsamer Datenpool
Acht Studien, in denen insgesamt 1562 Kinder randomisiert wurden, erfüllten die Auswahlkriterien und gingen in die Analyse ein. Die Studien bezogen sich fast ausschließlich auf eine Infektion der oberen Atemwege, bei denen entweder individualisierte homöopathische Therapien durch ausgebildete Homöopathen oder kommerziell verfügbare standardisierte homöopathische Fertigarzneimittel entweder mit Placebo oder konventionellen Arzneimitteln (wie z. B. Antihistaminika, Analgetika, Nasentropfen) verglichen wurden.
In den einzelnen Studien wurden unterschiedliche Behandlungen und Populationen sowie unterschiedliche Endpunkte untersucht, wodurch eine aussagekräftige quantitative Analyse eines gemeinsamen Datenpools nicht möglich war. Vier Studien untersuchten den Effekt auf den Genesungsprozess, und vier weitere Studien bezogen sich auf den Effekt zur Prävention einer Infektion der oberen Atemwege. Je zwei Studien zur Behandlung bzw. zur Vorbeugung wurden mit individualisierten homöopathischen Therapien durchgeführt.
Kein positiver Effekt feststellbar
Auch wenn aufgrund methodischer Inkonsistenz und klinischer wie statistischer Heterogenität nur sehr wenige Daten zusammengefasst und ausgewertet werden konnten, kommen die Autoren insgesamt zu dem Schluss: Orale Homöopathika zeigen weder einen Effekt auf den Schweregrad noch auf die Heilungsrate akuter Atemwegsinfektionen. Ein positiver Effekt, der den Einsatz oraler homöopathischer Arzneimittel bei akuten Atemwegsinfekten von Kindern rechtfertigt, wurde also nicht gefunden. Dabei machte es keinen Unterschied, ob eine durch einen ausgebildeten Homöopathen durchgeführte individualisierte Therapie oder eine homöopathische, kommerziell verfügbare Standardtherapie angewendet wurde. Auch hinsichtlich anderer Parameter, wie der Krankschreibungsrate der Eltern aufgrund der Erkrankung des Kindes, dem Antibiotikaeinsatz als „Notfalltherapie“ oder berichteter Nebenwirkungen, konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden – teilweise waren diese Parameter aufgrund der Datenlage gar nicht auswertbar.
Mangelnde Qualität der Studien
Jedoch heben die Autoren neben der methodischen Inkonsistenz auch die überwiegend unzureichende Qualität der individuellen Studien hervor: Studien mit einem geringen Risiko für eine systematische Verzerrung der Ergebnisse (qualitativ höherwertige Studien) zeigten keinen oder kaum einen Nutzen homöopathischer Mittel. In Studien, in denen vereinzelt über positive Effekte von Homöopathika berichtet worden war, wurde hingegen ein ungewisses bzw. hohes Risiko für Verzerrungen festgestellt.
Da Nebenwirkungen in den einzelnen Studien gar nicht oder nur unzureichend erfasst wurden, können auf Grundlage dieser Daten keine Angaben zur Verträglichkeit der homöopathischen Therapien gemacht werden. |
Quelle
Hawke K et al. Homeopathic medicinal products for preventing and treating acute respiratory tract infections in children. Cochrane Database Syst Rev 2018;4:CD005974
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