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Arzneimittel und Therapie
Blutdruck besser selber messen
Effektivere Einstellung der antihypertensiven Therapie möglich
Die Therapie des Bluthochdrucks ist oft suboptimal. Häufig beruht dies auf mangelnder Adhärenz oder zurückhaltender Therapieintensivierung. Eine aktuelle Studie stellte nun die Frage, ob eine aktivere Rolle der Patienten für die Therapie Vorteile bringt.
In der randomisierten unverblindeten Studie TASMINH4 (Telemonitoring and self-management in the control of hypertension 4) wurde die Effektivität der Bluthochdrucktherapie bei Patienten, deren Blutdruck beim Arztbesuch gemessen wurde, und solchen, die ihren Blutdruck selbst zu Hause kontrollierten, verglichen. Dazu wurden fast 1200 zuvor unzureichend kontrollierte Hypertoniepatienten aus 142 Hausarztpraxen in drei Gruppen eingeteilt. Bei der Kontrollgruppe wurde der Blutdruck wie üblich beim Arzt bestimmt. Die beiden Interventionsgruppen kontrollierten ihren Blutdruck dagegen für die erste Woche eines Monats zweimal morgens und zweimal abends selbst. Eine Gruppe schickte die notierten Werte in Papierform an den behandelnden Arzt. Die andere nutzte dafür Telemonitoring über einen einfachen SMS-Service mit webbasierter Datenspeicherung. Dieser berechnete für den Arzt die Durchschnittswerte und stellte den Verlauf grafisch dar. In allen Gruppen konnte der Arzt die Medikation jederzeit nach eigenem Ermessen anpassen.
Stärkere Blutdrucksenkung
Primärer Endpunkt der Studie war der (klinisch gemessene) systolische Blutdruck nach zwölf Monaten. Dieser war bei alleiniger Selbstkontrolle um 3,5 mmHg und bei zusätzlichem Telemonitoring um 4,7 mmHg signifikant geringer als in der Kontrollgruppe. Der Unterschied zwischen den beiden Interventionsgruppen war zu diesem Zeitpunkt nicht signifikant. Allerdings zeigten sich die positiven Effekte in der Telemonitoring-Gruppe früher: Nach 6 Monaten lag der durchschnittliche Blutdruck hier bereits 3,7 mmHg niedriger als in der Kontrollgruppe; bei alleiniger Selbstkontrolle war der Unterschied mit 2,1 mmHg noch nicht signifikant.
Sowohl die Gruppe mit alleiniger Selbstkontrolle als auch die Telemonitoring-Gruppe erhielten nach zwölf Monaten im Durchschnitt mehr zusätzliche Arzneimittel als die Kontrollgruppe (Anzahl an Antihypertensiva: 1,63 bzw. 1,70 vs. 1,55). Die täglichen Dosen waren jedoch nur unter Telemonitoring signifikant höher (definierte Tagesdosis 2,69 vs. 2,27 in der Kontrollgruppe). Dieser Anstieg wurde hauptsächlich durch höhere Dosierung von ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern verursacht. Interessanterweise zeigten sich zwischen den Gruppen trotzdem keine Unterschiede in der Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen oder der Lebensqualität.
Diese Studie zeigt, dass das eigenständige Kontrollieren des Blutdrucks die antihypertensive Therapie verbessern kann. Das Versenden selbst gemessener Werte per Post wäre schnell und kostengünstig umzusetzen. Allerdings könnten sich bei breiterem Einsatz logistische Schwierigkeiten ergeben. Telemonitoring hat dagegen den Vorteil, dass der Patient regelmäßig daran erinnert werden kann, seinen Blutdruck zu messen. Zudem stellen die Berechnung der Durchschnittswerte und die grafische Darstellung des Blutdruckverlaufs eine Arbeitserleichterung für den Arzt dar. |
Quelle
McManus RJ et al. Efficacy of self-monitored blood pressure, with or without telemonitoring, for titration of antihypertensive medication (TASMINH4): an unmasked randomised controlled trial. Lancet 2018;391(10124):949-959
Rietzschel ER, De Buyzere ML. Hypertension: time for doctors to switch the driver’s seat? Lancet 2018;391(10124):914-916
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