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Kardiologie

Auch ein Fall für die Apotheke!

Vorhofflimmern früh erkennen

cst |  Vorhofflimmern bleibt nicht selten unentdeckt, da die Herzrhythmusstörung selbst nicht unbedingt Beschwerden bereitet. Doch das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden ist bei unbehandelten Patienten deutlich erhöht. Dass Apotheker ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung leisten können, zeigt ein Projekt im Rhein-Neckar-Raum.

Eines der Ziele des „Arena“ Projekts Vorhofflimmern (Atrial Fibrillation) Rhein-Neckar ist es, die Bevölkerung umfassend aufzuklären, die Früherkennung bei besonders gefährdeten Personengruppen zu verbessern und so die Schlaganfallprophylaxe zu optimieren. Außerdem sollen wissenschaftliche Daten zum Erkrankungsverlauf gesammelt werden, um Erkenntnisse über die Versorgungsrealität zu erlangen. Einen wichtigen Beitrag wird hier ein Screening-Projekt in Apotheken leisten, das gerade im Städtedreieck Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg anläuft. Teilnehmende Apotheken werden zwischen Mai und Juli alle Kunden über 65 Jahren ansprechen, ob sie eine kostenlose Pulsmessung zur Früherkennung des Vorhofflimmerns durchführen möchten. Die Messung ist kurz und schmerzfrei: Mit einem tragbaren Stab, dem Medizinprodukt MyDiagnostick, wird innerhalb von einer Minute ein 1-Kanal-Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet. Dazu werden die metallischen Elektroden an den beiden Enden des 26 cm langen und 2 cm dicken Stabs einfach mit beiden Händen umfasst. Ist der Herzrhythmus unauffällig, leuchtet ein grünes Lämpchen auf. Gibt es Anzeichen für Vorhofflimmern, scheint es rot. Das bedeutet dann, dass während mindestens 45 Sekunden der 60-sekündigen Messung eine Arrhythmie erfasst wurde. Ist das der Fall, sollte der Patient zur weiteren Abklärung an den Hausarzt verwiesen werden. „Wichtig ist es, den Patienten in so einem Fall erst einmal zu beruhigen“, meint Apotheker Markus Eulig (Mannheim), der zusammen mit Apotheker Martin Fräßle (Heidelberg) und Apotheker Dr. Matthias Schwerdtfeger (Ludwigshafen) bei dem Projekt federführend ist. Ein positiver Screening-Befund sei erst einmal nur ein Hinweis auf Vorhofflimmern und muss ärztlich abgeklärt werden. Dazu kann mit einer speziellen Software das durch den Stab aufgezeichnete EKG ausgedruckt und dem Patienten mitgegeben werden. Die weitere Diagnostik erfolgt dann in der Regel durch eine langfristige Überwachung (s. Beitrag "Diagnose Vorhofflimmern" von Prof. Thomas Meinertz). Doch auch ein „grünes Licht“ bedeutet nicht automatisch Entwarnung. Schließlich handelt es sich bei der 60-sekündigen Messung lediglich um eine „Momentaufnahme“, in der vielleicht gerade keine Arrhythmie auftrat.

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Ein Mehrwert für die Apotheke. Das Team um Apotheker Markus Eulig freut sich darauf, den Kunden der Falken-Apotheke in Mannheim mit dem Screening auf Vorhofflimmern einen wertvollen Zusatzservice anbieten zu können.

Aufbau einer wissenschaftlichen Datenbank

Damit die gewonnenen Daten an die Stiftung Institut für Herzinfarktforschung – die das Projekt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Herzstiftung konzipiert hat – weitergeleitet werden dürfen, müssen die Patienten selbstverständlich einwilligen. Alle Patienten, bei denen die Messung einen Hinweis auf Vorhofflimmern ergab, erhalten von der teilnehmenden Apo­theke Unterlagen, mit denen die Patienten der Erfassung weiterer Daten zustimmen können. Die Stiftung Institut für Herzinfarktforschung nimmt dann Kontakt zu den Patienten auf und dokumentiert den weiteren Behandlungsverlauf.

Das aktuelle Projekt ist nicht das erste seiner Art: Ein ganz ähnliches Screening fand letztes Jahr in der Städteregion Aachen unter der Leitung der Uniklinik RWTH Aachen statt. Da in der Metropolregion Rhein-Neckar etwa zwei Millionen Menschen leben, von denen Schätzungen zufolge bis zu 50.000 von Vorhofflimmern betroffen sind, hoffen die Organisatoren des Arena-Projekts noch mehr Menschen zu erfassen. Auch sind die Apotheken Teil eines großen Netzwerkes aus Kliniken, Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten, die ebenfalls zum Aufbau der wissenschaftlichen Datenbank beitragen – mit dem Ziel, den Langzeitverlauf der Erkrankung und die jeweiligen Behandlungen abzubilden.

Lust mitzumachen?

Neben Kliniken und Praxen können nun auch regionale Apotheken im Rahmen des „Arena“ Projekts Vorhofflimmern Rhein-Neckar präventiv tätig werden. Interessierte Apotheken können sich – möglichst bis zum 9. April 2018 – bei Frau Özdemir von der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung melden (Telefon­nummer 0621/5032888, E-Mail oezdemir@stiftung-ihf.de). Für den Zeitraum des Screenings (Mai bis Juli) werden jeder teilnehmenden Apotheke kostenlos ein Diagnosestab sowie weiteres Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Unterstützt wird die Aktion durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit.

Apotheken profitieren von Screening-Projekt

Für Apotheker Eulig stellt die Teilnahme an dem Screening-Projekt aus mehreren Gründen einen echten Mehrwert dar: „Wenn man ein paar Kunden – vor allem auch Patienten, die man schon lange kennt – auf ein Vorhofflimmern hinweisen kann und dann mitbekommt, wie dieser Risikofaktor minimiert werden kann, ist das schon ein gutes Gefühl.“ Zum anderen sende solch ein Engagement der Apotheken auch ein positives Signal an die Bevölkerung und Ärzteschaft. Und nicht zuletzt trägt man dazu bei, neue wissenschaftliche Daten zu generieren. Dies rechtfertige allemal den vergleichsweise geringen Zeitaufwand für das Screening.

Theoretisch könnte das Screening-Angebot auch nach Ende des Projekts als diagnostische Zusatzleistung, ähnlich der Blutdruck- oder Blutzuckermessung, angeboten werden. Für Eulig ist das Arena-Projekt daher auch eine „gute Testphase“, um zu sehen, wie solch ein Angebot von den Kunden aufgenommen wird. Ganz günstig ist die Anschaffung eines Di­agnosestabs, den Apotheken während des Projekts kostenlos gestellt bekommen, nämlich nicht: Der Kaufpreis liegt bei rund 800 Euro. |

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