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Interpharm 2018 - Festvortrag
Pharmazeutische Chemie im Kino
Faktencheck im Festvortrag
Gleich zu Beginn ging Link auf eine der berühmtesten Kinofiguren ein. James Bond musste in seiner Karriere so einige Giftattentate überstehen. Im Film „Liebesgrüße aus Moskau“ versuchte ein KGB-Agent, heimlich ein weißes Komprimat in das Getränk des MI6-Agenten zu zerbröseln. Geht das einfach so nebenbei? Bei einer Paracetamol-Tablette wäre das wohl schwierig. Wenn es sich wie im Film aber um einen Chloralhydrat-Pressling handelt, ist es durchaus möglich, wie Link erläutert. Aber hätte Bond das Gift nicht herausschmecken können? „Ein langweiliger Weißwein gewinnt dadurch sogar“, erklärt Link. Der Faktencheck ist in diesem Fall bestanden. In „Casino Royal“ bemerkt der britische Geheimagent den Giftanschlag noch rechtzeitig. Dieses Mal war es ein Herzglykosid. Mithilfe einer gesättigten Kochsalzlösung bringt er sich daraufhin selbst zum Erbrechen. Die richtige Maßnahme, erklärte Link.
Analytik à la Hollywood
Der Film „Medicine Man“ ist laut Link „eine Aneinanderreihung von Merkwürdigkeiten“. Er handelt von einem im Regenwald forschenden Arzt. Dieser hat herausgefunden, dass der Extrakt aus einer Bromeliacee Tumoren heilen kann. Mithilfe eines in den Urwald gelieferten Gaschromatografen wird dieser Extrakt dann analysiert. Von den 49 gefunden Verbindungen sind 48 bereits bekannt. Selbstverständlich ist die unbekannte auch die entscheidende Substanz, aber auch die anderen Stoffe sind sehr interessant, findet Link. Darunter sind nämlich anorganische Verbindungen wie Siliciumdioxid. Da wären schon sehr hohe Temperaturen notwendig, um das zu verdampfen und so per Gaschromatografie analysieren zu können. Noch skurriler ist eine andere Substanz im Chromatogramm: „Im Film wird suggeriert, dass unter den hohen Temperaturen Natriumdichlorid entsteht“. Das sind eindeutig „Fake News“, so Link.
Die Struktur der unbekannten Substanz wird im Film per Analyse à la Hollywood aufgeklärt. Unbekannt heißt in diesem Fall, man klickt auf den Peak im Chromatogramm, und die Strukturformel erscheint. Noch unrealistischer als diese Analysemethode ist die Struktur selbst: Aromatische Ketone, sechsbindige Kohlenstoffatome, Wasserstoff als Brückenatom und weitere Kuriositäten finden sich darin. „Das spottet allen Naturgesetzen“, erläuterte Professor Link. Auch in diesem Fall ist der Faktencheck nicht bestanden.
Dosierung nach Augenmaß
Eine Krux in Hollywood: Selten rechnet jemand nach. „Die nehmen immer eine Dosis und das passt dann schon.“ In der Filmreihe „Hangover“ will einer der Protagonisten Wachhunde mit Pethidin-HCl betäuben. Das Arzneimittel, das er mithilfe seines Zahnarztausweises in der Apotheke gekauft hat, wird mit einer Stahlkanüle auf einen Hamburger geträufelt. „Wahrscheinlich wegen des dramatischen Effekts“, wie Link anmerkt. Trotz nicht vorhandener Erfahrung kann der Zahnarzt die richtige Menge per Augenmaß abschätzen. Unrealistisch, findet Link. „Wer Wachhunde mit Pethidin betäuben will, soll sich vorher die Mühe machen, auszurechnen, wie viel er braucht.“ Manchmal stimmt die Dosis auch: Im Film „Lost World“ wird ein T-Rex mit 10 mg Carfentanyl betäubt. Das erscheint wenig, macht aber Sinn, wenn man die Wirkpotenz von Carfentanyl berücksichtigt. Link hat in Bezug auf den Film auch noch einen Tipp für seine Studierenden. Der Dinosaurier wird durch Naltrexon wieder aus seiner Betäubung aufgeweckt. „Das kann man sich gut merken, weil in Naltrexon schon das Wort T-Rex steckt“. |
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