Arzneimittel und Therapie

Beide gut für das Herz

Vegetarische und mediterrane Diät erstmals im direkten Vergleich

Beobachtungsstudien, die Hinweise auf positive gesundheitliche Wirkungen von vegetarischer und mediterraner Ernährung liefern, gibt es viele. Ihre Interpretation ist schwierig und teilweise kaum möglich. Nun liefert erstmals eine prospektive, randomisierte Studie Ergebnisse zu den kardioprotektiven Effekten von vegetarischer und mediterraner Ernährung.

Erste epidemiologische Hinweise darauf, dass sich die traditionelle mediterrane Ernährung positiv auf die kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt, gibt es seit den 1950er-Jahren. Seitdem ist dieser Zusammenhang in unzäh­ligen Beobachtungsstudien bestätigt worden und Bestandteil der Ernährungsempfehlungen kardiologischer Fachgesellschaften weltweit. Einziger Nachteil dieser Studienlage: Aus retrospektiven Beobachtungsstudien lässt sich keine Kausalität ableiten, was die wissenschaftliche Aussagekraft der Ergebnisse erheblich einschränkt.

Ähnlich sieht die Studienlage für die ovo-lakto-vegetarische Ernährung aus: Auch hier deuten zahlreiche Beobachtungsstudien auf eine signifikant reduzierte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität bei einer Ernährungsweise hin, die auf Fleisch, Wurst und Fisch verzichtet, Ei- und Milchprodukte jedoch einschließt.

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Egal ob vegetarisch oder mediterran, beide Ernährungsweisen verbessern das Körpergewicht. Unterschiede zeigen sich jedoch bei kardiovaskulären Risikofaktoren.

Randomisierung in zwei Ernährungsgruppen

Im Rahmen der Cardiovascular Prevention With Vegetarian Diet (CARDIVEG)-Studie wurden die Effekte einer mediterranen und einer ovo-lakto-vegetarischen Ernährung erstmals einem direkten, prospektiven Vergleich unterzogen. Die 118 omnivoren Studienteilnehmer (78% weiblich, medianes Alter 50 Jahre, mittlerer Body-Mass-Index [BMI] 31 kg/m2) wurden zu Beginn in eine der beiden Ernährungsgruppen randomisiert (kalorienarme ovo-lakto-vegetarische Kost [VEG] oder kalorienarme mediterrane Kost [MED]); nach drei Monaten wechselten die Teilnehmer die Gruppen. Durch dieses Cross-over-Design können Störeffekte ausgeschlossen werden, wodurch die Studie trotz geringer Probandenzahl an Aussagekraft gewinnt. Alle Teilnehmer waren übergewichtig (BMI ≥ 25 kg/m2) und wiesen mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor auf: Gesamtcholesterol > 190 mg/dl, LDL-Cholesterol > 115 mg/dl, Triglyzeride > 150 mg/dl oder Glucose > 110 bis < 126 mg/dl.

Vergleichbarer Gewichtsverlust, Unterschiede bei Laborwerten

Die Gewichtsreduktion bei Studienende war in beiden Diätgruppen gleich (VEG: -1,9 kg, MED: -1,8 kg); auch bei BMI und Fettmasse gab es keine Unterschiede. Während die ovo-lakto-vegetarische Diät jedoch zu einer stärkeren Reduktion des LDL-Cholesterols führte (Differenz 9 mg/dl), reduzierte die mediterrane Diät die Triglyzeride stärker (Differenz 12,7 mg/dl). Abgesehen vom Interleukin-17 (stärkere Reduktion durch mediterrane Diät) zeigten sich für keinen Stress-/Entzündungsmarker signifikante Unterschiede.

Klinische Relevanz unklar

Als Fazit konstatieren die Studien­autoren, dass beide getesteten Ernährungsweisen gleich wirksam zur Reduktion von Körpergewicht, BMI und Fettmasse sind. Dies ist auch wenig überraschend – schließlich waren beide Diäten kalorienreduziert und zeichneten sich durch ähnliche Lebensmittelauswahl aus (hohe Zufuhr von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen; geringe Aufnahme gesättigter Fette). Ungewiss bleibt dennoch, wie sich beide Ernährungsweisen prospektiv auf harte kardiovaskuläre Endpunkte wie Herzinfarkt und Schlaganfall oder die Mortalität auswirken. Laborwerte allein reichen für die Beurteilung der klinischen Relevanz nicht aus. |

Quelle

Sofi F et al. Low-Calorie Vegetarian Versus Mediterranean Diets for Reducing Body Weight and Improving Cardiovascular Risk Profile: CARDIVEG Study (Cardiovascular Prevention With Vegetarian Diet) Circulation 2018; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.117.030088

Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich

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