Management

Kurzvortrag mit Biss

Machen Sie Ihren Zuhörern ein Geschenk!

Als Apotheker verbringen wir viel Zeit mit Reden und sind dementsprechend routiniert. Trotzdem scheinen unsere Worte in einigen Fällen ihren Weg nicht zu finden. Um Zuhörer nachhaltig zu erreichen, verfügen große Redner über methodisches Handwerkszeug, was ihre Vorträge überzeugender, wirkungsvoller und mitreißender macht. Mit einem Blick hinter die Kulissen wird dieses Wissen für Ihren nächsten Kurzvortrag, aber auch für Ihre täglichen Kundengespräche nutzbar. Von Anja Keck

Unter den Erklärungen, was einen guten Vortrag ausmacht, findet sich immer wieder die Metapher des Geschenks. Ein guter Vortrag ist für die Zuhörer wie ein Geschenk, in Form von neuen Ideen, Informationen, Perspektiven oder Erkenntnissen. Wer sich als Redner an diesem Bild orientiert, wird sich positiv von anderen Vortragenden abheben und für den Zuhörer einen echten Mehrwert bieten.

Ein Geschenk auswählen …

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Feier eingeladen, kennen allerdings den Gastgeber nur vage. Um ein Geschenk zu finden, werden Sie sich im Vorfeld informieren, was sich Ihr Bekannter wünscht, was er braucht und was zu ihm passen könnte. Zunächst geht es also um den Inhalt des ­Geschenks, der das Leben des ­Beschenkten ein klein bisschen anders, einfacher oder reicher machen soll. Ähnlich ist es bei Ihren Zuhörern: Um einen passenden Vortrag zu gestalten, sollten Sie sich vorab einen Überblick über das Auditorium und die Vortragssituation machen. Ein Fachpublikum wird etwas anderes erwarten als die Nestflüchter eines Kindergartens. Wo dem einen Fakten wichtig sind, ist der andere eher am großen Ganzen oder an der ­Lebendigkeit des Vortrags interessiert, und das ist nicht zwingend eine Frage des Alters. Alle Typen wollen angesprochen werden, was sowohl inhaltlich als auch bei der Planung der Performance bedacht werden sollte.

Das eigene Ziel definieren und den Nutzen für die Zuhörer im Blick haben.

Der Vortrag sollte ein klares Ziel verfolgen. Geht es um die Vermittlung von Information, einen Denkanstoß oder darum, andere Menschen von Ihrem Herzensthema zu begeistern? In jedem Fall sollte es einen klaren Nutzen für die Zuhörer geben. Die Vorstellung des Vortragsnutzens kann sogar Teil des Vortrags sein. Allerdings nicht im Sinne von: „Sie wissen nachher mehr über die richtige Anwendung von Insulinpens!“ Interessant ist, was der Zuhörer mit diesem Wissen machen kann. Sicher ist das ganz individuell. Ein Diabetiker beginnt ein Leben ohne Lipohypertrophie, die Altenpflegerin bekommt endlich die zündende Idee, wie ein Bewohner besser eingestellt werden kann. Der Nutzen muss greifbar werden.

Foto: ArTo – stock.adobe.com
Worte als Geschenke Bereitet man einen Vortrag unter diesem Aspekt vor, hat man seine Zuhörer fest im Blick: ­Welchen Nutzen sollen sie haben, wie erreiche ich, dass sie positiv gestimmt nach Hause gehen und alles im Gedächtnis behalten?

… und überreichen.

Wenn der Moment gekommen ist, das Geschenk zu überreichen, werden Sie wahrscheinlich den Gastgeber ansehen, anlächeln und begrüßen. Vielleicht verlieren Sie noch ein paar Worte darüber, warum Sie sich für dieses Geschenk entschieden haben. Damit sind die ersten Schritte, um eine Beziehung herzustellen, getan.

Ein Lächeln verschafft einen positiven Einstieg.

Viele Referenten beginnen ihre Vorträge nach wie vor mit einem Einblick in ihre eigene Vita. Wenn wir das Bild des Verschenkens vor Augen haben, scheint das etwas sonderbar. Wer kommt schon auf eine Party und überreicht ein Geschenk mit den Worten: „Hallo, ich bin Martin, aufgehender Stern im Rechnungswesen unserer Bank, Vorstandsmitglied der WWP AG und semiprofessioneller Spring­reiter ... ach so, und das ist dein Geschenk.“ Es geht nicht um den Referenten. Den Zuhörern geht es nicht in erster Linie darum, einen gut ausgebildeten Kollegen vor sich zu haben; sie schenken ihm ihre Aufmerksamkeit vor allem, weil ihnen das Thema zusagt oder die Informationen nützlich sind.

Für einen guten Start bedeutet das: Lächeln, Blickkontakt, ggf. Begrüßung, dann folgt ein gekonnter Einstieg ins Thema, bei dem auch der Nutzen des Vortrags betont wird. Erst jetzt stellt sich das Publikum die Frage, ob der Referent für dieses Thema qualifiziert ist, und erst dann muss diese Frage beantwortet werden. Am besten kurz und knapp mit einer Darstellung des persönlichen Bezugs zum Thema. Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? Warum ist es Ihnen so wichtig?

Kurze Geschichten lockern auf und bleiben im Gedächtnis haften.

Eine zusätzliche Möglichkeit, wie Sie die Beziehung zu Ihrem Publikum festigen können und wofür Sie sich zwischendurch immer wieder etwas Zeit nehmen sollten, bieten Humor und Geschichten.

Auf die Verpackung kommt es an

Eine wundervolle Verpackung macht Lust auf den Inhalt. Wäre das nicht so, gäbe es kein Geschenkpapier und keine Designer für Pralinenschachteln. Neben dem Inhalt des Vortrags und der strukturellen Einteilung in Einstieg, Hauptteil und Abschluss sollten auch die Darbietung, die Verwendung von unterschied­lichen Medien und der Zeitablauf vorbereitet werden.

Um die Energie und die Aufmerksamkeit während des Vortrags hochzuhalten, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Geschichten passend zum ­Inhalt,
  • Bilder oder Videos, die das ­Gesagte veranschaulichen,
  • Fallbeispiele, Vergleiche und Metaphern als Merkhilfen,
  • Fragen, Rätselaufgaben oder ­Irritationen, um das Publikum zu aktivieren,
  • Medienmix (Beamer, Flipchart und Pinnwand) und
  • Humor.

Humor kann sich in witzigen Anekdoten zeigen, die für das Thema relevant sind, oder in humorvollen Bildern, die ggf. im Gegensatz zu dem Gesagten stehen. Auch ein wenig Selbstironie ist erlaubt und zaubert ein Lächeln auf das Gesicht der Zuhörer.

Die Wahl der Methode hängt vom persönlichen Stil ab. Bleiben Sie sich selber treu, dass ist der beste Weg zu einem authentischen Vortrag. Alles Aufgesetzte trübt nur Ihre Wirkkraft und Ihre Präsenz. Die Geschichten, die Sie erzählen, können Sie im Optimalfall auch mitfühlen (natürlich ohne dramatische Ausbrüche), was einem ­empathischen Publikum den ­Zugang erleichtert. Durch Emo­tionen, Merkwürdiges und Anknüpfungspunkte an etwas, was die Zuhörer bereits kennen, bleibt ein Vortrag haften und wird zu einem echten „Mitnahmeartikel“. Verstärkt wird dies noch durch die aktive Beteiligung des Publikums.

Zuhörer merken, ob man authentisch ist.

Das Beste kommt zum Schluss

Sollte Ihre Präsentation länger dauern als geplant, lassen Sie ­vorher festgelegte Teile aus dem Hauptteil weg, streichen Sie aber nicht den Schluss. An dieser Stelle können die Kernaussagen zusammengefasst werden, ein Impuls oder ein Schlussappell kann gezielt gesetzt werden. Der Abschluss bleibt am besten im Gedächtnis, deswegen sollte auch durch das Schlusswort die Nachhaltigkeit des Vortrages gesichert werden.

Und was bedeutet das für das Kundengespräch?

Beim Kundengespräch haben Sie den Vorteil, dass Sie das Gesagte sehr gezielt auf Ihren Gesprächspartner zuschneiden können. Das Ziel des Gesprächs kann die optimale Anwendung des Arzneimittels sein und der Nutzen für den Kunden die bedarfsgerechte und damit zeitoptimierte Information. Als Methoden eignen sich sehr gut Fragen, aber z. B. auch Metaphern zur Erklärung von Arzneimittelwirkungen, Kurzgeschichten zur Complianceförderung oder Bilder zur Verwendung von Inhalationsgeräten.

Es muss nicht sein, dass etwas schon einmal Gesagtes auch wirklich beim Zuhörer angekommen ist.

Sie stellen sozusagen die Beziehung zwischen dem Arzneimittel, der Information und dem Kunden her. So bekommt der Kunde eine Chance, sich den Inhalt Ihrer Worte besser zu merken. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie jetzt denken: „Das ist doch nichts Neues!“ – ­vielleicht kommen die Aussagen der Kunden: „Das wusste ich gar nicht!“ daher, dass es ihnen zwar gesagt wurde, es aber nicht bei ­ihnen „angekommen“ ist. Oder ­warum wissen viele Kunden ihre Dosierung schon direkt nach dem Besuch des Arztes nicht mehr, ­obwohl er diese offensichtlich erläutert hat?

Der innere Kritiker hat auf der Bühne nichts verloren.

Ausblick

Weder beim Schenken noch auf der Bühne werden Sie immer jedermanns Geschmack treffen. Schnell ist der „innere Kritiker“ am Werk, der Ihnen sagt, dass Sie „nicht gut vorbereitet sind“ oder „sich überschätzt haben“. Der innere Kritiker hat auf der Bühne nichts verloren. Wer innerlich hadert, verliert die Aufmerksamkeit des Auditoriums. Reflektieren Sie den Vortrag besser später in Ruhe, um beim nächsten Mal noch mehr zu glänzen. |

Anja Keck ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie,
Filialleiterin, Coach (DGfC) und Systemische Be­raterin, www.anjakeck.de

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