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Arzneimittel und Therapie
Das Norovirus geht noch immer um
Neue Virusvariante sorgt für hohe Fallzahlen
Noroviren (Caliciviridae) sind weltweit verbreitet und für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Gastroenteritiden bei Kindern (ca. 30%) und bei Erwachsenen (bis zu 50%) verantwortlich. Die Hauptsymptome sind schwallartiges heftiges Erbrechen und starke Durchfälle (Diarrhö), die zu erheblichen Flüssigkeitsverlusten führen und vor allem für Kleinkinder, alte Menschen und geschwächte Personen gefährlich werden können. Begleitet wird dies durch ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit abdominalen Schmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Myalgien und Mattigkeit. Der Mensch ist das einzige bekannte Reservoir des Erregers. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral (z. B. Handkontakt mit kontaminierten Flächen) oder durch die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen, die im Rahmen des schwallartigen Erbrechens entstehen. Die Inkubationszeit liegt bei etwa sechs bis 50 Stunden. Ansteckungsgefahr besteht bis 48 Stunden nach Sistieren der Symptome. In Ausnahmefällen kann das Norovirus auch noch Wochen später über den Stuhl ausgeschieden werden. Eine nachgewiesene Norovirus-Infektion ist meldepflichtig und muss dem Gesundheitsamt mitgeteilt werden.
Ein neuer Typ bereitet Ärger
Infektionen mit Noroviren können das ganze Jahr über auftreten, wobei ein saisonaler Gipfel in den Monaten Oktober bis März zu beobachten ist. Das Robert Koch-Institut (RKI) betont, dass es durchaus nicht ungewöhnlich sei, dass das Norovirus in manchen Jahren stärker auftrete als in anderen, so wurde zuletzt im Winter 2009/2010 ein besonders heftiger Ausbruch registriert. Humanpathogene Noroviren werden in drei Genogruppen unterteilt (GI, GII und GIV), wobei die Genogruppen weiterhin in Genotypen differenziert werden. Der weltweit dominante Genotyp GII.4 bildet alle drei bis vier Jahre eine neue Driftvariante aus, die die vorherige verdrängt. Ein starker Anstieg von Norovirus-Infektionen kann auf das Auftreten von veränderten Viren hindeuten, da diese sich der Herdenimmunität entziehen können.
Um einen Zusammenhang in der aktuellen Saison zu überprüfen, wurden am Konsiliarlabor für Noroviren 240 positive Stuhlproben von Patienten mit Norovirus-bedingter akuter Gastroenteritis aus 13 Bundesländern untersucht. Das Ergebnis: Es existiert tatsächlich eine neue Norovirus-Variante, die durch eine Rekombination von GII.P16-Viren (ORF1) und GII.2-Viren (ORF2) entstanden ist. Mindestens 29 von 69 Ausbrüchen in neun Bundesländern gehen auf das Konto dieses Virustyps. Berichte gibt es auch aus Australien, Finnland, Frankreich, Russland, Japan und China, sodass von einer weltweiten Verbreitung auszugehen ist.
Das Virus sei jedoch weder gefährlicher noch verlaufe die Krankheit schwerer als sonst, heißt es von Seiten des RKI, es kann sich nur besser vor dem Immunsystem verbergen, sodass mehr Menschen erkranken.
Schutz im Alltag
- sorgfältige und regelmäßige Händehygiene mit Wasser und Seife
- ggf. Händedesinfektion mit einem viruzid wirksamen Händedesinfektionsmittel
- direkten Kontakt mit Erkrankten bis zwei Tage nach Abklingen der Krankheitszeichen meiden
- nur bei geschlossenem Toilettendeckel spülen, um Ausbreitung von Aerosolen im Raum zu verhindern
- ausschließlich eigene Hygieneartikel und Handtücher benutzen
- Flächen und Türklinken sorgfältig reinigen
- insbesondere Gerichte mit Meeresfrüchten gut durchgaren (Hitze tötet Noroviren ab!)
Bei einer Norovirus-Infektion gibt es keine kausale Therapie. Primär muss versucht werden, die Flüssigkeits- und Elektrolytverluste auszugleichen. Bei starkem Erbrechen kann der Einsatz von Antiemetika erwogen werden. Die Prävention ist von besonderer Bedeutung (siehe Kasten). |
Quelle
RKI-Ratgeber für Ärzte: Norovirus-Gastroenteritis, verfügbar unter www.rki.de
Vermehrter Anstieg der Norovirus-Infektionen in der Winter-Saison 2016/2017. Epi Bull 2017;7:67-70
Norovirus in diesem Winter verstärkt aktiv. Meldung auf DAZ.online vom 5. Januar 2017
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