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Gesetzliche Renten: Wenig Grund zur Freude

Frauen haben niedrige eigene Ansprüche

Bei berufstätigen Frauen beträgt die Lohnlücke, das heißt der Abstand zu den Gehältern von Männern, im Schnitt derzeit 21 Prozent. Noch größer ist der weibliche Rückstand bei den Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rentenversicherung: In Westdeutschland liegt er bei 42 Prozent, in Ostdeutschland bei 23 Prozent.

Ein Forscherteam vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat eine Studie zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Rente durchgeführt. Vier Gruppen von Geburtsjahrgängen zwischen 1936 und 1970 wurden erfasst und die Daten getrennt nach Ost und West verglichen. Ein Grund für diese Differenzierung: Die Erwerbsbiografien von Frauen ­unterschieden sich nicht nur bis zur Wende gravierend, sondern auch noch lange danach.

Betrachtet wurde nur die gesetzliche Rente – und hier auch nur eigene ­Ansprüche wie Alters- und Erwerbsunfähigkeitsrente, aber keine Hinterbliebenenrente.

Foto: Gina Sanders – Fotolia.com

Große Lohn- und größere Rentenlücke

Die Untersuchung zeigt: Der sogenannte „Gender Pension Gap“, also die Rentenlücke, ist vor allem im Westen deutlich größer als die Lohnlücke. Natürlich hängt beides voneinander ab: Wenn Frauen tendenziell in schlechter bezahlten Berufen und seltener in Führungspositionen arbeiten, häufiger Teilzeit- und Minijobs haben und öfter familienbedingt unterbrechen, werden deutlich weniger Ansprüche erworben. Da helfen auch die Kindererziehungszeiten von zwei bzw. drei Jahren pro Kind nicht viel, die ihnen öfter zugerechnet werden als den Vätern.

Niedrigeres Gehalt und weniger Beitragsjahre – das führt dazu, dass die Schere im Rentenalter noch weiter aufklafft. Verstärkend kommt hinzu, dass das Bildungsniveau der Männer, gemessen an den Bildungsabschlüssen, gerade bei älteren Jahrgängen im Schnitt höher ist als das von Frauen.

Und so sehen für das Betrachtungsjahr 2014 die konkreten Zahlen aus:

Männliche Rentner in Westdeutschland erhielten im Schnitt 994 Euro, Rentnerinnen nur 576 Euro, ein Unterschied von 418 Euro bzw. 42 Prozent.

In Ostdeutschland bekamen Männer durchschnittlich 1057 Euro Rente und Frauen 818 Euro, eine Differenz von 239 Euro bzw. 23 Prozent.

Neurentner: Alle bekommen weniger

Neben den Werten für alle Renten­bezieher, dem sogenannten Renten­bestand, haben die DIW-Experten um Markus Grabka auch die Bezüge von Neurentnern (Rentenzugang) unter die Lupe genommen. Hier zeigt sich zwar, dass sich die Rentenlücke im Westen langsam und in Ostdeutschland schneller schließt. Die Gründe sind aber kein Anlass zum Jubeln. Denn egal ob Mann oder Frau: Wer 2014 erstmals Rente bezog, lag unter dem oben genannten Durchschnitt. Bei Frauen ist das Minus nur deutlich kleiner als bei Männern!

Bei männlichen Rentnern in Ostdeutschland ist der Abstand mit 169 Euro (16%) am stärksten, bei ­Rentnern im Westen sind es 69 Euro weniger (7%).

Ostdeutsche Neurentnerinnen liegen um 17 Euro unter dem Schnitt (9%), im Westen sind es „nur“ 8 Euro (1,4%). Bedenkt man, dass in Westdeutschland der Anteil an erwerbstätigen Frauen steigt, ist das deprimierend. Im Osten macht sich offenbar der Trend zur Teilzeitarbeit bemerkbar.

Trendberechnungen: ein zweifelhafter Lichtblick

Hochgerechnet wurden auch die Rentenanwartschaften, die die jüngste Jahrgangsgruppe zu erwarten hat, im Vergleich mit den älteren Jahrgängen. Das Ergebnis: Die jüngeren Männer haben niedrigere Rentenerwartungen. Dies erklären die Forscher mit längeren Ausbildungszeiten, mehr Unterbrechungen, z. B. durch Arbeitslosigkeit, und einer Zunahme von Teilzeittätigkeiten. Besonders be­troffen sind Männer im unteren Einkommensbereich.

Bei den westdeutschen Frauen ist die Tendenz für die Gruppe der 1966 bis 70 Geborenen dagegen positiv. Im Vergleich mit den Jahrgängen 1936 bis 45 könnte die Rentenlücke um 15 Prozent sinken. Sie werden allerdings auch nur mit etwas mehr als 700 Euro ­rechnen können, was laut DIW noch nicht vor Altersarmut schützt. Und: Der Gender Pension Gap schließt sich ­stärker in den niedrigen Einkommensstufen; in den höheren wird sich der Abstand wenig ändern.

Was ist zu tun?

Um die eigenständige Altersabsicherung für Frauen zu verbessern, mahnen die Forscher noch mehr Betreuungsmöglichkeit für Klein- und Schulkinder an. Aus Sicht von ADEXA gehört dazu aber auch die Möglichkeit, die Pflege älterer Angehöriger besser mit dem Beruf vereinbaren zu können. Beides kommt letztlich beiden Geschlechtern zugute.

Außerdem müsse die betriebliche und private Altersvorsorge genutzt und ausgebaut werden, so die Autoren der Studie – auch wenn hier ebenfalls eine geschlechtsspezifische Lücke einkalkuliert werden muss.

Tariflicher Anspruch auf Altersvorsorge-Beitrag

Für den Apothekenbereich sei hier an die tarifliche Altersvorsorge im Bundesrahmentarifvertrag von ADA und ADEXA erinnert: Abhängig von der Stundenzahl haben tarifgebundene Mitarbeiter (und PKA-Azubis) einen Anspruch auf den Arbeitgeberbeitrag zwischen 10 und 27,50 Euro monatlich, sowie gegebenenfalls auf den ­Arbeitgeberzuschuss von 20 Prozent eines Eigenbeitrags zur Entgelt­umwandlung. Mehr Infos dazu auf der ADEXA-Website: www.adexa-online.de/aktuelles/­themen/altersvorsorge. |

Quelle

Markus Grabka, Björn Jotzo, Anika Rasner, Christian Westermeier: Der Gender Pension Gap verstärkt die Einkommensungleichheit von Männern und Frauen im Rentenalter, DIW-Wochenbericht 5/2017 (Link: Geben Sie in die Suchfunktion auf DAZ.online diesen Webcode ein: H5HM4)

Sigrid Joachimsthaler

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