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Aus den Ländern
Potenzial für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit
24. Jahrestagung der GAA in Erfurt
Torsten Wessel, Amtsapotheker des Kreises Wesel, berichtete über ein Projekt des Öffentlichen Gesundheitsdienstes Nordrhein-Westfalen zur Beteiligung von Apotheken am Pharmakovigilanzsystem. Ergebnis: Deren Engagement hängt stark von der Motivation der Apothekenleiter ab. In der Diskussion wurden Fortbildungen gefordert, um die Pharmakovigilanz stärker im Apothekenalltag zu verankern.
Dr. Claudia Kayser vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wünschte eine spezielle Fortbildung für Apotheken, wie sie Medikationsfehler zu melden haben, um den Behörden die Arbeit zu erleichtern. Es sei wichtig, zwischen Medikationsfehlern, Missbrauch, Fehlgebrauch u. a. zu differenzieren. Auch die Meldung von „Sound-alikes“ und „Look-alikes“ sei wichtig, um Verwechslungen und Arzneimittel-Fehlabgaben aufgrund einer ähnlichen Packungsgestaltung oder eines ähnlichen Handelsnamens zu vermeiden.
Patienten mit Migrationshintergrund
Ein Schwerpunkt der Tagung waren Arzneimittelanwendungsprobleme von Menschen mit Migrationshintergrund. Prof. Dr. Ilhan Ilkiliç, Istanbul, berichtete über die Konfliktsituation von Muslimen mit Diabetes während des Fastenmonats Ramadan. Hier sollten jeweils die Beurteilung durch den Arzt und die Wünsche des Patienten zu einer gemeinsamen Entscheidung führen.
Fabian Erdsiek, TU Chemnitz, thematisierte das Verhalten türkischer Migranten bei ärztlich verordneten Antibiotikatherapien. Die passive Patientenrolle, die türkische Patienten oftmals einnehmen, sei problematisch. Daraus resultieren Informationsdefizite, die der Apotheker aufdecken und ausgleichen sollte.
Entlass- und Medikationsmanagement
Mit der Einführung des Entlassrezepts am 1. Oktober 2017 ist das Entlassmanagement auch offiziell in den Kliniken angekommen. Dr. Holger Knoth, Krankenhausapotheker in Dresden, beschrieb die neuen Vorgaben für Ärzte und Apotheker und zeigte die Schwierigkeiten in der Praxis auf. Es seien nicht nur Schulungen für Klinikärzte und eine verbesserte interdisziplinäre Kommunikation notwendig, sondern auch Stationsapotheker, so das Credo von Knoth.
Wie beurteilen Ärzte die Zusammenarbeit mit Apotheken im Medikationsmanagement? Dr. Olaf Rose, Apotheker in Steinfurt, befragte Hausärzte, die zuvor an der WestGem-Studie teilgenommen hatten, zu ihren Erfahrungen. Die Ärzte lobten die Verbesserung der Therapie durch das Medikationsmanagement, kritisierten allerdings den damit verbundenen Zeitaufwand. Rose hält es daher für notwendig, ein Medikationsmanagement zu entwickeln, das auf die begrenzten zeitlichen Kapazitäten der Ärzte abgestimmt ist.
Versorgungsforschung
Dr. Enno Swart, Statistiker des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie in Magdeburg, erläuterte methodische Vorgehensweisen bei Untersuchungen zur Arzneimittelversorgung. Da die Nutzung von Sekundärdaten wie Rezeptdaten der Gesetzlichen Krankenkassen begrenzt ist, empfahl er deren Kombination mit Primärdaten, die z. B. von Befragungen stammen.
Die besten Poster
Auch bei dieser GAA-Jahrestagung gab es eine Postersession. Die Autoren von vier Postern wurden honoriert, wobei der 3. Preis geteilt wurde:
1. Preis: Antje Neubert: Verbesserung der Versorgung von Kindern- und Jugendlichen mit Arzneimitteln durch Erhöhung der Arzneimittelsicherheit – das KiDSafe Projekt.
2. Preis: Marc Heidbreder: Einflüsse der frühen Nutzenbewertung auf das Verordnungsverhalten am Beispiel des Bundeslandes Schleswig-Holstein.
3. Preise: Susanne Erzkamp: Delphi meets AMBER – eine Expertenbefragung zu arzneimittelbezogenen Problemen in Altenheimen;
Katrin Farker: Einsatz von Aldosteronantagonisten im Universitätsklinikum Jena.
Die Abstracts weiterer Beiträge finden sich auf der Website von German Medical Science: www.egms.de.
Die Website der GAA ist: www.gaa-arzneiforschung.de. |
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