Prisma

Rote Photosynthese

Halobacterium salinarum ist die Mikrobe des Jahres

cae | Der Verein für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) hat den Mikroorganismus Halobacterium salinarum zur Mikrobe des Jahres 2017 gewählt.
Foto: Felicitas Pfeifer
Kolonien von Halobacterium salinarum im Labor.

Die ausgewählte Mikrobe gehört zu den Archäen, die erst seit etwa 40 Jahren als eine der drei „Domänen“ der Lebewesen erkannt wurden. Die Archäen sind stets einzellig wie die Bakterien, haben mit ihnen in genetischer Hinsicht aber weniger gemein als mit den Eukaryonten, unter denen es auch viele Einzeller gibt. Die meisten Archäen leben in extremen ökologischen Nischen wie in heißen Quellen, auf dem Grund des Ozeans, im Pansen von Rindern oder in Salzseen. Halobacterium salinarum bevorzugt Ge­wässer mit einem Salzgehalt über 20% und benötigt für seinen Stoffwechsel vor allem Sonnenlicht. Mithilfe von Bacteriorhodopsin, einem Carotinoid-haltigen Protein, fängt es Photonen ein. Während das sehr ähnlich gebaute Rhodopsin in der Netzhaut des Auges die von den Photonen empfangene Energie an die Nervenzellen weitergibt und dadurch das Sehen ermöglicht, treibt Bacteriorhodopsin damit die Protonenpumpe und die ATP-Synthese an. Diese Energiegewinnung ist quasi ein Gegenstück zur grünen ­Photosynthese der Pflanzen.

Die Mikrobe des Jahres 2016 war die Bakteriengattung Streptomyces, der „Pharmazeut unter den Mikroben“ (s. DAZ 2016, Nr. 9, S. 6). |

Das könnte Sie auch interessieren

Xenorhodopsin pumpt Protonen in die Zelle

„Fremdartiges“ Rhodopsin

Methanogene Archäen profitieren von der Antibiose

Mehr Methan durch Tetracyclin

Wächst die Gefahr oder nimmt sie ab?

Multiresistente Keime

Mikrobiotische Hautpflege normalisiert die Bakterienvielfalt

Im Gleichgewicht halten

Seminar der DPhG und Apothekerkammer Hamburg

Gemeinsam mit unseren Mikroben besser leben

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.