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Prisma
Gute Nachrichten über Kaffee
Übersichtsstudien belegen positive Effekte
Die kanadische Gesundheitsbehörde hat im Jahr 2003 die sehr umfassende Studie „Effects of caffeine on human health“, bei der relativ hohe Tagesdosen von 400 mg Coffein (ca. 5 Tassen Kaffee) getestet wurden, veröffentlicht. Seither sollen über 10.000 weitere Publikationen zum Thema Coffein erschienen sein, darunter hunderte Reviews über spezifische Effekte des Coffeins. Einen Meilenstein der empirischen Forschung stellt eine Kohortenstudie dar, die als Teil des Projektes „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“ (EPIC) mit 521.330 Einwohnern in zehn europäischen Ländern – darunter Deutschland, Niederlande, Großbritannien, Italien und Griechenland – über 16 Jahre lang durchgeführt wurde [1]. Etwa 20% der Teilnehmer starben, doch die Häufigkeit der Todesfälle korrelierte invers mit ihrem Kaffeekonsum: Das Viertel mit dem höchsten Konsum hatte im Vergleich mit den Nicht-Kaffeetrinkern eine um 12% (Männer) bzw. 7% (Frauen) niedrigere* Sterblichkeit. Dass der Prozentsatz bei den viel Kaffee trinkenden Frauen geringer ausfiel als bei den Männern, ist v. a. darauf zurückzuführen, dass bei ihnen die Todesursache Ovarialkarzinom um 31% höher war als bei den Nicht-Kaffeetrinkerinnen; das Ovarialkarzinom scheint die einzige Krankheit zu sein, die durch regelmäßigen Coffeinkonsum erheblich gefördert wird.
In einer Subkohorte der EPIC-Studie wurden verschiedene Biomarker gemessen. Hier fielen die Kaffeetrinker beiderlei Geschlechts durch geringere Konzentrationen der Alkalischen Phosphatase und der Leberenzyme ALT, AST und GGT positiv auf; auch die Werte für das C-reaktive Protein und Stoffwechselmarker, die für Atherosklerose und Diabetes relevant sind, waren bei den Kaffeetrinkern besser, jedoch bei den Frauen in stärkerem Maße als bei den Männern.
In einem „systematischen Review“ hat das amerikanische Institut ToxStrategies 381 von 2001 bis 2015 publizierte Studien über mögliche negative Effekte von Coffein (bis 400 mg/d) bei gesunden Personen für vier Bereiche ausgewertet: akute Toxizität, Herz-Kreislauf-System, Knochen und Calciumstatus sowie Verhaltensstörungen; ein fünfter Bereich betraf Schwangere (bis 300 mg/d Coffein) und die Entwicklung ihrer ungeborenen Kinder [2]. In keinem Bereich wirkte das Coffein negativ, doch war die Datenlage bei Kindern und Jugendlichen ziemlich schwach. Die Autoren schlussfolgerten als allgemeine Empfehlung eine moderate Aufnahme von täglich 2,5 mg Coffein pro Kilogramm Körpergewicht, also z. B. 200 mg/d Coffein bei 80 kg KG.
Britische Gesundheitswissenschaftler haben in einem „Umbrella Review“ 201 Metaanalysen von Beobachtungsstudien und 17 Metanalysen von klinischen Studien über Kaffeekonsum ausgewertet und kamen zu ähnlichen Ergebnissen wie ToxStrategies [3]. Wer täglich drei bis vier Tassen Kaffee trinkt, hat gegenüber Nicht-Kaffeetrinkern eine um 17% geringere Gesamtsterblichkeit und erkrankt seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (-15%), Krebs (-18%) und vielen weiteren chronischen Krankheiten. Anders als ToxStrategies fanden die Autoren bei Frauen ein höheres Risiko von Knochenbrüchen. Zudem wiesen Schwangere mit starkem Kaffeekonsum erhöhte Risiken für einen Abort und für ein geringes Geburtsgewicht auf.
Fazit: Mit Ausnahme von Schwangeren sollten gesundheitsbewusste Erwachsene morgens und nachmittags ein bis zwei Tassen Kaffee trinken – oder (grünen/schwarzen) Tee mit einem ähnlichen Coffeingehalt. Wenn allerdings Cola-Getränke oder coffeinhaltige Schmerzmittel hinzukommen, ist der Kaffee- oder Teekonsum herabzusetzen. |
Quellen
[1] Gunter MJ et al. Coffee Drinking and Mortality in 10 European Countries: A Multinational Cohort Study. Ann Intern Med 2017;167(4):236-247
[2] Wikoff D et al. Systematic review of the potential adverse effects of caffeine consumption in healthy adults, pregnant women, adolescents, and children. Food Chem Toxicol 2017;109(1):585-648
[3] Poole R et al. Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. Br Med J 2017;359:j5024
*Bedauerlicherweise fehlte an dieser Stelle in der Print-Ausgabe der DAZ das Wort "niedrigere". Wir haben in der Print-Ausgabe der DAZ Nr. 50 auf Seite 6 eine entsprechende Korrektur gebracht und das Wort hier in der Online-Version eingefügt. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.
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