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Arzneimittel und Therapie
Weniger Melanom-Rezidive unter Propranolol
Ein neues Anwendungsgebiet für einen „alten“ Betablocker?
Stress ist mit einem schlechteren Krankheitsverlauf bei Krebspatienten assoziiert. Forscher vermuten, dass der Neurotransmitter Noradrenalin dabei eine Rolle spielt. Zu dieser Theorie passen Studienergebnisse, die zeigen, dass Betablocker, die die Wirkung von Noradrenalin hemmen, die Angiogenese sowie die Migration von Krebszellen inhibieren. Das Team um Vicenzo De Giorgi hatte bereits 2011 berichtet, dass bei Melanom-Patienten, die wegen einer anderen Erkrankung mit Propranolol behandelt wurden, nach 2,5 Jahren seltener Krankheitsfortschritte zu sehen waren. Jetzt wurden die Ergebnisse einer darauf aufbauenden Interventionsstudie publiziert. Von 53 Studienteilnehmern mit kutanem Melanom (Stadium IB bis IIIA) willigten 19 ein, täglich 80 mg Propranolol als Adjuvans einzunehmen. Die anderen 34 Patienten bildeten die Kontroll-Gruppe. Die Gruppen glichen sich in demografischen und prognostischen Faktoren – bis auf einen: In der Propranolol-Gruppe traten signifikant häufiger Ulcerationen auf, was mit einer schlechten Prognose verbunden ist.
Nach einer Beobachtungszeit von drei Jahren war das Melanom bei 14 Patienten in der Kontroll-Gruppe fortgeschritten, aber nur bei drei Patienten in der Propranolol-Gruppe (41,2% vs. 15,8%). Beachtet man prognostische Faktoren, ergibt das eine Risikoreduktion für das Wiederauftreten des Melanoms um ca. 80%. Zudem waren in der Kontroll-Gruppe sechs Teilnehmer (17,7%) gestorben, fünf davon am Melanom. Dagegen starben in der Propranolol-Gruppe im selben Zeitraum nur zwei Patienten (10,5%), davon einer am Melanom. Aufgrund der geringen Fallzahl war dieser Trend jedoch nicht statistisch signifikant.
Diese Studie ist die erste, die den Off-label-Einsatz von Propranolol als Adjuvans bei Melanom-Patienten direkt ab der Diagnose untersucht hat. Die Ergebnisse scheinen vielversprechend und plausibel. Propranolol reduziert vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktoren (VEGF) und wird daher seit 2014 unter dem Handelsnamen Hemangiol® zur Behandlung von Blutschwämmchen bei Säuglingen eingesetzt. 2015 attestierte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Propranolol sogar einen „erheblichen Zusatznutzen“ zur Behandlung von Säuglingen mit proliferativen infantilen Hämangiomen, die eine systemische Therapie erfordern. |
Quelle
Giorgi VD. Propranolol for Off-Label Treatment of Patients with Melanoma, JAMA Oncology, 28. September 2017
Ziegler J. G-BA gibt erstmals die Bestnote. Propranolol mit „erheblichem“ Zusatznutzen bei Hämangiom bewertet. DAZ 2015;9:20
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