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Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreise

Förderung der Grundlagenforschung an Universitäten

cae | Die Phoenix Group hat zum 21. Mal herausragende Ergebnisse der universitären Forschung in den vier Kernfächern Pharmazeutische Chemie, Biologie und Technologie sowie Pharmakologie (mit Klinischer Pharmazie) durch die Verleihung des mit jeweils 10.000 Euro dotierten Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreises gewürdigt. Der Festakt fand am 26. Oktober in Frankfurt am Main statt.
Foto: Phoenix
Die Leiter der preisgekrönten Forschungsgruppen (v.l.): Prof. Dr. Stefan Laufer, Prof. Dr. Jan Siemens, Dr. Matthias Wacker, Prof. Dr. Ludger Beerhues.

Die Entwicklung von neuen Medikamenten findet größtenteils in der pharmazeutischen Industrie statt. Zur Grundlagenforschung an den Univer­sitäten besteht eine Kluft, die in der Wissenschaft auch „Valley of Death“ genannt wird, aber durch interdisziplinäre Forschungsansätze und Kooperationen überwunden werden kann. Die Phoenix Group hält die pharmazeutische Grundlagenforschung an den Universitäten weiterhin für wichtig und fördert sie mit dem Wissenschaftspreis. Eine unabhängige Jury unter der Leitung von Prof. Jörg Kreuter, Frankfurt, wählte vier Teams aufgrund ihrer Publikation im vergangenen Jahr aus.

Pharmazeutische Chemie

Das Team von Prof. Dr. Stefan Laufer (Universität Tübingen) hat einen neuartigen Inhibitor des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR) mit Anti-Tumor-Eigenschaften entwickelt. Das Besondere ist, dass er auch nach einer Mutation von EGFR, die zur Resistenz gegen aktuelle Krebstherapeutika führt, eine starke biologische Aktivität zeigt. Der Wirkstoff scheint also gewissermaßen „Resistenz-resistent“ zu sein [1].

Pharmazeutische Biologie

Standardisierte Extrakte des Johanniskrauts (Hypericum perforatum) dienen zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen. Um deren Wirkprinzip umfassender zu erforschen, haben Prof. Dr. Ludger Beerhues und sein Team (TU Braunschweig) sich den bislang vernachlässigten Xanthonen zugewandt. Mithilfe von Genexpressionsanalysen, Homologiestudien, heterologer Expression von Enzymen und deren Mutagenese ­sowie Modelling-Studien konnte die Gruppe Details der Biosynthese von Xanthonen aufklären [2].

Pharmazeutische Technologie

Dr. Matthias G. Wackers Arbeitsgruppe (Goethe-Universität Frankfurt/M.) entwickelte neuartige Protein-Heparin-Nanokomplexe, die sie in Methylcellulose und Hyaluronsäure einbetteten und nach Gefriertrocknung zu zylindrischen Implantaten verpressten. Vor der subkutanen Implantation mithilfe eines Trokars wurden sie mit ­Interferon-ß1a und Trypsinogen als Modellproteinen beladen. Diese Implantate ermöglichen eine längere Verweildauer sowie höhere Blutkonzentrationen von Protein-Wirkstoffen und könnten deren Applikation wesentlich verbessern [3].

Pharmakologie

Das Team von Prof. Dr. Jan Siemens, Heidelberg, hat einen Wärmesensor im Gehirn entdeckt und seine Funktion erforscht: Der membranständige Ionenkanal TRPM2 lässt ab einer Temperatur von rund 39 °C Calciumionen in die Zelle fluten; der erhöhte Calciumspiegel setzt eine Signalkette in Gang, woraufhin der Körper die überschüs­sige Wärme ableitet. Das Team sieht TRPM2 daher als potenzielle Zielstruktur für künftige Arzneimittel gegen hohes Fieber. Bei normaler Körpertemperatur scheint TRPM2 keine entscheidende Rolle für die Wärmeregulation zu spielen – es muss also noch weitere Wärmesensoren im Gehirn geben [4]. |

Literatur

[1] Günther M et al. Lung cancer: EGFR inhibitors with low nanomolar activity against a therapy resistant L858R/T790M/C797S ­mutant. Angew Chem Int Ed 2016;55:10890

[2] El-Awaad I et al. Bifunctional CYP81AA proteins catalyse identical hydroxylations but alternative regioselective phenol couplings in plant xanthone biosynthesis. Nature Comm 2016;7:11472

[3] Beyer S et al. Optimizing novel implant formulations for the prolonged release of biopharmaceuticals using in vitro and in vivo imaging techniques. J Contr Rel 2016;235:352

[4] Song K et al. The TRPM2 channel is a hypothalamic heat sensor that limits fever and can drive hypothermia. Science 2016;353:6803

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